Der verwanzte Beichtstuhl

 

Lustiges und Besinnliches vom Beichten und mehr
 
 
 
Vorwort
 
Geschichten aus dem Mandelbachtal im Saarland
 
Unsere Geschichten aus dem Mandelbachtal, könnten bestimmt auch in vielen Orten sich abgespielt haben.
 
 
Wir haben viele solcher Geschichten, die wir in mehreren Bänden herausgeben, um die breite Palette vom Mandelbachtal aufzuzeigen.
 
 
 
 
Teil   1
Rund ums Beichten
Am Stammtisch im Gasthaus beim Brocker Max, in einem Dorf im Mandelbachtal, saß des Öfteren ein Mann und erzählte Dorfgeschichten. Er erzählte so spannend und überzeugend, dass man gar nicht genau wusste, ist das wirklich passiert, oder hat er die ganzen Geschichten erfunden? Ich werde gleich auf seine Geschichten zurückkommen, die unter anderem vom Beichtstuhl handelt. Doch zunächst eine kleine Geschichte als ich noch ein kleiner Junge war.
 
Ich hatte als Junge nicht so recht gewusst, was Beichten ist und was die Leute alles so im Beichtstuhl dem Pfarrer erzählen. Als ich dann im dritten Schuljahr war, fragte ich meine Mutter: „Mama, was ist denn das, Beichten?“ „Ja habt ihr denn das nicht im Religionsunterricht gelernt?“, fragte sie erstaunt. „Doch schon Mama, aber ich hab’s nicht so richtig verstanden.“ „Na ja, wenn du zum ersten Mal beichten gehst, dann wirst du es bestimmt bald lernen“, meinte Mama. „Was muss ich denn da lernen, hast du auch beichten gelernt Mama?“ „Klar, alle haben beichten gelernt, du gehst doch bald zur ersten Heiligen Kommunion, dann musst du zu vor beichten.“ Ich wollte gerade noch weiter fragen, da kam meine Oma. Meine Mutter war sichtlich erleichtert, dass die Oma kam und sie meinte sie müsse noch im Garten was tun. Dann sagte sie noch: „Oma kann dir alles erklären.“ „Um was geht es denn“, fragte meine Oma. „Walter will wissen wie das mit dem Beichten geht“, sagte Mutter und flucks war sie verschwunden. „Was soll ich denn dir da erklären, das lernt ihr doch im Religionsunterricht“, meinte Oma. „Ja schon Oma, aber du kannst das besser erklären, als der Herr Pfarrer.“ Oma fühlte sich geschmeichelt und meinte: „Also, die Leute gehen in den Beichtstuhl, das ist das kleine Kämmerchen am Eingang der Kirche und erzählen dem Herrn Pfarrer alles was sie gemacht haben.“ „Alles?" fragte ich Oma. „Nein nicht alles, nur wenn sie was Böses gemacht haben“, meinte sie etwas verlegen. „Was haben sie denn Böses gemacht?“ „Oh Bub, das weiß ich auch nicht so genau, irgendwas Böses halt.“ „Hast du auch schon mal was Böses gemacht Oma?“ Meine Oma rollte ihre Augen, so gegen die Decke und suchte nach Worten, dann sagte sie etwas in den Bart gesprochen: „Nein, so was Böses habe ich noch nicht gemacht.“ „Dann brauchste ja nicht zu beichten Oma.“ „Aber der liebe Gott will doch, dass wir beichten.“ „Oma, warum können die Leute nicht direkt zum lieben Gott beichten, der Herr Pfarrer hat doch gesagt: Gott ist überall, und immer für jeden da. Warum muss dass denn auch noch der Herr Pfarrer alles wissen Oma?“ „Oh Bub, das weiß ich auch nicht.“ „Aber Papa hat doch gesagt, du wüsstest immer alles besser und du wärst so schlau und hättest auf alles eine Antwort, Oma.“ „Das hat dein Papa gesagt?“ „Ja Oma und das manche Menschen in die Hölle kommen. Müssen die zuvor auch beichten Oma?“ „Ja, ja, alle müssen beichten, damit der Liebe Gott uns verzeiht“, meinte nervös die Oma.“ „Auch denen die in die Hölle kommen.“ „Gerade die müssen beichten“, sagte sie. „Aber wenn sie in die Hölle kommen ist es doch egal, ob sie beichten oder nicht beichten.“ „Wenn sie ihre Sünden bereuen, dann kommen Sie ins Fegefeuer“, sagte Oma genervt. „Gell Oma, ich gehe dir auf die Nerven?“ „Nein, nein Bub, frag nur.“ „Was ist denn ein Fegefeuer, wird da das Feuer gefegt?“ „Das heißt halt Fegefeuer, weil es, das, also, das heißt halt so…“ „Du weißt nicht was ein Fegefeuer ist, Oma?“ „Doch, das ist ein Feuer wo was gemacht wird…“ Da wurde sie ziemlich gribbelig und versuchte sich heraus zureden, sie käme nicht auf das Wort. „Wo was gemacht wird? Was wird denn dort gemacht?“, fragte ich und sah sie erwartungsvoll an. Sie blätterte in der Bibel beim Inhaltsverzeichnis und suchte das Wort Fegefeuer.
Aber sie fand es nicht, weil sie unter „V“ suchte. „Fegefeuer wird mit „F“ geschrieben“, sagte ich und musste lachen. „Siehste, das kommt davon weil ich meine Brille nicht auf habe“, sagte sie und errötete etwas. „Gib es doch zu Oma, du weißt nicht was ein Fegefeuer ist.“ Sie schaute aus dem Fenster und tat so, als würde es anfangen zu regnen. Ich schaute dann selbst in der Bibel nach, was das Fegefeuer ist. „Und was steht da?“, fragte sie mit eingeschränkten Armen. „Das Fegefeuer ist für die Menschen, die nur leichte Sünden haben. Zum Beispiel wenn man mehr als zwei Portionen Eis auf einmal ist.“ Oma erschrak heftig, denn sie aß für ihr Leben gerne Eis und mehr als zwei Portionen auf einmal. „Nein Oma, das war nur ein Scherz, das Fegefeuer ist die Vorstufe zur Hölle… Erleichtert sagte sie: „Was hast du mich erschreckt, wegen einem bisschen Eis kommt man doch nicht ins Fegefeuer.“ „Oma, du hast vorhin gesagt, der Liebe Gott verzeiht uns unsere Sünden, warum hat dir dann der Herr Pfarrer 10 Vaterunser als Buße aufgegeben, Oma?“ „Was? Wer hat denn das gesagt Bub?“ „Papa.“ „Dein Papa? Wo her will dein Papa das denn wissen?“ „Ei er hat gesagt, der Pfarrer gibt allen alten Weibern nach dem Beichten zur Buße 10 Vaterunser auf, Oma.“ „Was für ein schreckliches Wort, das heißt nicht Weiber sondern Frauen, merk dir das“, sagte meine Oma mit strenger Stimmlage und schüttelte ein paar Mal ihren Kopf. „Aber wenn wir das Gegrüßet seist du Maria, du bist gebenedeit unter den Weibern, beten, kommt doch auch das Wort, „Weiber“ vor, Oma und was heißt den gebenedeit?“
O je, da habe ich sie ganz schön in Verlegenheit gebracht. „Ja, ja das stimmt schon, früher sagte man zu den Frauen Weiber, aber heute sagt man es halt anders“, sagte sie und versuchte mich abzulenken, weil sie genau wusste dass ihre Antwort alles anders als zufrieden stellend war. „Oma, warum ist denn das Wort „Weiber“ so schrecklich, Jesus Christus hat doch auch zu seiner Mutter im Tempel Weib gesagt, als sie ihn mit nach Hause nehmen wollte.“
„Wassssss, der Herr Jesus hat zu seiner Mutter Weib gesagt? Wie kannst du nur so was Bösen von Jesus sagen, das ist doch eine Sünde.“ Ich klappte die Bibel auf und zeigte auf die Stelle wo geschrieben stand: Als Maria im Tempel Jesus bat, mit nach Hause zukommen, sagte Jesus zu seiner Mutter: Weib, was habe ich mit dir zu tun, meine Stunde ist noch nicht gekommen. Jetzt wurde Oma kreidebleich und war sprachlos und las die Stelle in der Bibel. „Was sagst du jetzt Oma, gell da bist du sprachlos?“ Und wie sie sprachlos war. „Kannst du mir wenigstens sagen was „gebenedeit“ heißt?“, fragte ich erneut. Jetzt kam Oma regelrecht ins Schwitzen und meinte, das Wort wäre schwer zuerklären, ich würde das doch nicht verstehen. Na ja, ich wollte sie nicht weiter in Verlegenheit bringen und fragte noch mal nach, ob das stimme, dass die alten Weibern, ich meine natürlich die alten Frauen, 10 Vaterunser als Buße - wie es mein Papa gesagt hat – aufgebrummt bekommen. „Das heißt doch nicht „aufgebrummt. Es kommt ganz darauf an, was man gemacht hat. Manche bekommen auch noch 5 GegrüßetseistduMaria, dazu.“ „Oma, was beichten denn die alten Frauen so?“ „Das weiß ich auch nicht, das weiß nur der Herr Pfarrer und der Liebe Gott“, meinte die Oma sichtlich nervöser. „Und wer bestimmt von den beiden, welche Buße die alten Frauen bekommen, Oma?“
„Sag mal Walter, du gehst doch bald zur ersten Heiligen Kommunion. Da lernt ihr doch bestimmt schon vom Beichten, beim nächsten Mal fragst du das alles den Herrn Pfarrer. Der Herr Pfarrer wird euch das alles ganz genau erklären, so dass du es immer weißt und es nie in deinem Leben vergisst“, sagte irgendwie erleichtert meine Oma. „Und warum weißt du es nicht mehr Oma? Hast du alles vergessen?“ Jetzt blätterte meine Oma in der Zeitung herum und tat so als hätte sie nicht genau hingehört, aber das war wieder ein Trick von meiner Oma, wenn sie etwas nicht wusste, lenkte sie vom Thema ab. „Oma, sag mal, stimmt es, der Herr Pfarrer würde sich nicht interessieren, was die alten Frauen und die alten Männer beichten?“ „Oh Walter, was du alles wissen willst, wo her soll ich wissen, ob der Herr Pfarrer sich für Frauen oder Männer interessiert oder nicht interessiert.“ „Gehst du gerne beichten, Oma?“ „Na ja, wenn ich nichts Böses gemacht habe, da kann man mit ruhigem Gewissen beichten gehen“, meinte die Oma. „Ja, Oma, aber wenn du nichts Böses gemacht hat, was beichtet man denn da, Oma?“ Da kuckte die Oma auf die Uhr und sagte: „Ich koche jetzt erst mal Kaffe." „Oma.“ „Ja Bub, was ist denn jetzt schon wieder?“ „Gehst du lieber beichten, oder lieber zum Zahnarzt, Oma?“ „Du stellst Fragen Bub. Wie kommst du denn nur auf solche Fragen, Bub?“ „Ei, der Papa hat gesagt, dass viele ältere Frauen keine Zähne mehr im Mund hätten, da würde der Herr Pfarrer sie nicht verstehen, wenn sie beichten, aber der Herr Pfarrer würde sich so wie so nicht interessieren, was die beichten, Oma.“ „Ach Walter, das haste vorhin schon einmal gesagt." „Ah, Oma, aber du hast mir vorhin darauf keine richtige Antwort gegeben.“ „Geh, Bub, ruf deine Mama und dein Papa, der Kaffe ist fertig.“
Ja, ja, so war das in meiner Jugendzeit, wir haben bestimmt den Erwachsenen ein Loch in den Bauch gefragt. Heut zu Tage interessiert die Beichte doch kaum noch jemand, höchsten ein paar ältere Frauen, Nonnen und Klosterbrüder. Doch ob sich dafür der Pfarrer interessiert was diese ihm im Beichtstuhl zu flüstern, das mag ich bezweifeln, was können diese ehrenwerten Menschen schon groß "verbrochen" haben. Vielleicht was wir alle tun, die kleinen Sündchen des Alltags. Ob dass der Pfarrer wirklich hören will? Der Liebe Gott bestimmt nicht, denke ich mal. „Was sollen die alten Leutchen schon beichten?“,so habe ich als Kind immer gedacht, noch heute denke ich das auch manches Mal. Doch wenn ich durch die Gegend sehe und höre, da denke ich immer öfters: Mein Gott, was gibt es doch für böse Menschen, wenn die alle beichten gehen würden, da müssten die Beichtkabinen zu riesigen Hallen ausgebaut werde, wegen Massenandrang. Und die Pfarrer hätten endlich wieder viel zu tun, was man ja heute nicht gerade sagen kann, bei den wenigen Kirchgänger. Und die Leute würden den ganzen Tag beten, bei so viel Busse die der Pfarrer aufgibt.In meiner Jugendzeit war es an der Tagesordnung, dass die Leute beichten gingen, so muss ich an die Geschichte denken, die der Mann am Stammtisch im Gasthaus zum Brocker Max erzählt hatte, von dem ich am Anfang  berichtet habe.
 
Teil 2
Scheinheiligkeit
Ein älterer Mann arbeitete in seinem Garten, der etwas entfernt von seinem Haus lag. Vor dem Garten lag ein hoher Stapel Holz, was nach und nach zum Verbrennen im Hausofen gebraucht wurde. Ein paar Häuser vom Dorf lagen etwas abseits. So kamen die dortigen Bewohner am Garten vorbei, wenn sie ins Dorf wollten. Damals gingen die Leute noch größtenteils zu Fuß oder sie benutzen das Fahrrad oder Handwägelchen. An diesem Tag trafen sich zwei Frauen, die im ganzen Dorf als Dorftratschen gefürchtet wurden, an diesem Holzstapel, konnten den Mann aber nicht sehen.
„Einen wunderschönen guten Morgen Klotilde, na gehst du ins Dorf einkaufen?“ „Ach ja das Brot ist wieder alle und Milch muss ich auch wieder kaufen“, sagte Klotilde noch recht müde. „Ich war schon in der Kirche, ach heute Morgen waren gar nicht viele Leute in der Kirche", sagte etwas frömmlich Allwine mit aufgeschlagenen Augenschlag. „Ach ja Allwine, ich wäre so gerne zur heiligen Messe gegangen, doch ich fühle mich nicht so wohl“, meinte Klotilde und tat so als wäre es ihr tatsächlich nicht gut. Dann wurde sie wieder etwas lebhafter und sagte mit erhobenem Haupt: „Hast du schon gehört, das so genannte Fräulein neben uns, wie heißt sie jetzt gleich, du weißt ,die vor zwei Wochen bei Müllers eingezogen ist, die hat es faustdick hinter den Ohren, jeden Tag bekommt sie Besuch von verschiedenen Männern.“ „Ach wie schrecklich“, meinte Allwine im heiligmäßig gesprochenem Tonfall und gefalteten Händen, „die jungen Dinger von heute, die haben ja alle keine Moral mehr, wie ich so jung war, da wären wir gesteinigt worden, wenn wir nur einen Mann angeschaut hätten, aber heute?“ „Ja, genau so ist es“, meinte empörend Klotilde, „das ist einfach grauenhaft, ich schäme mich für dieses Frauenzimmer, die den Männern so den Kopf verdreht.“ „Hast du schon gehört Klotilde, die Anni bekommt schon wieder ein Kind, dabei kann sie die anderen noch nicht einmal ernähren. Ob das Kind wirklich von ihrem Mann ist?“ „O Gott Allwine, der traue ich doch alles zu, schau sie doch nur an wie sie durch die Gegend läuft, hat kaum was an und ihr Mann ist doch mehr in der Wirtschaft als zu Hause, der versäuft das ganze Geld und die Kinder nagen am Hungertuch.“ „Das ist ja schrecklich“, rief Klotilde und bekreuzigte sich ein paar Mal. „Sag mal Allwine, ist dir schon aufgefallen, dass der Hugo seine Frau schlagen soll?“ „Neinnnnnnnnnnnnnnnn, so ein Unmensch, Klotilde, das musst du sofort anzeigen.“ „Ach, ich habe es ja nur so gehört, beweisen kann ich es ja nicht, aber zutrauen würde ich ihm das schon.“ „Ja, ja Allwine, wenn wir alles wüssten, was da für Schlechtigkeiten in unserer Nachbarschaft Tag und Nacht begangen werden...“
Das ging noch eine ganze Stunde so weiter, das halbe Dorf bekam sein Fett ab und wurde alles möglich Schlechte beschuldigt, dabei haben die beiden mindesten 1000 mal gegen das „Gottesgebot" du sollst kein Falsches Zeugnis wider deinen Nächsten geben" gebrochen. „Stell dir mal vor Klotilde, wenn wir nicht so gottesfürchtig wären und immer in die Kirche gehen würden um zu beten, dann wäre die Welt noch schlechter und noch mehr Sünden würden begangen. Aber unsere Kraft der Nächstenliebe, die wir durch unsere Sühne und Buße täglich immer wieder durch unseren sehr guten Lebenswandel erneuern, ach ich bin ja so stolz dafür, dass ich ein so guter Mensch bin und nicht so schlecht wie die anderen.“ Klotilde faltete die ganze Zeit die Hände und blickte zum Himmel, dann raunte sie noch frommer als Allwine: „Du hast mir aus dem Herzen gesprochen, Gott segne uns. Wenn wir Gerechten nicht wären, die die Moral noch heiligen, das wäre ein einziger Sumpf.“ „Am Samstag gehe ich wieder beichten, man fühlt sich hinterher so erleichtert“ dabei schauten beide zum Himmel hoch.
„Ja, ja, das glaube ich“, sagte mit höhnischer lauter Stimme der Mann im Garten, der die ganze Zeit alles hinter dem Holzstapel mit angehört hatte, „ihr seid richtige Satansbraten, ihr müsstet einen ganzen Tag lang beichten, um all eure Sünden dem Pfarrer zu erzählen, ihr Satansbrut." Die beiden "Sünderinnen“ am Holzstapel, waren fast zu Tode erschrocken, sie waren für einige Sekunden fassungs- und sprachlos, dann aber, sie fluchten wie der Teufel. „Du bist der Teufel“, raunzten die beiden Furien, den Mann hinter dem Holzstapel an, „du gehst doch nie in die Kirche, vom Beichten mal ganz zu schweigen" „Ja, ja“, lachte der Mann, „ihr würdet besser schweigen, dann bräuchtet ihr auch nicht beichten zu gehen." Die beiden "frommen Damen" schimpften wie die Rohrspatzen, doch der Mann beachtete sie nicht mehr.
Noch lange danach schimpften sie den Mann aus und wünschten ihm den Teufel an den Hals…
 
 
 
 
 
Teil   3
Der verwanzte Beichtstuhl
Ein paar Tage später kam das Gerücht auf, der Pfarrer hätte in den Beichtstuhl heimlich Kabel  legen lassen, so könne die Haushälterin jedes Wort mit hören und auf Band aufnehmen. In Windeseile ging die "Botschaft vom elektrischen Beichtstuhl" im Dorf herum. Fast niemand ging mehr beichten, das wunderte den Pfarrer und die Haushälterin sehr. Die beiden waren wohl so ziemlich die einzigen im Dorf, die davon noch nichts gehört haben. Der Pfarrer saß im Beichtstuhl und wartete vergebens auf seine "Kundschaft" da kam doch ein Kunde, ich meine natürlich eine ältere Frau, die beichten wollte. Sie war seit geraumer Zeit schwerhörig. „In Demut und Reue, bekenne ich meine Sünden", das sagte sie zum Pfarrer. Wahrscheinlich hat sie diesen Satz schon x Mal im Beichtstuhl gesagt, denn der kam fließend von ihren rauen rissigen Lippen. Dann erzählte sie ihre "Sünden" auf. „Ich habe 2 Portionen Eis auf einmal gegessen, ich habe noch spät abends an der Schokolade genascht. Ich habe neulich die Kirche geschwänzt. Ich habe am Freitag irrtümlich Fleisch gegessen, aber ich habe es wieder ausgespuckt. Ich bereue meine Sünden und will mich bessern.“ Das alles muss sich der Pfarrer anhören, was soll es da für Buße aufgeben?
Sicherlich wird man den armen Pfarrer verstehen, dass er sich bestimmt nicht für solche "Alte Damensünden" sonderlich interessierte, da müssen schon ganz andere Kaliber aufgefahren werden. Damals kamen noch die jungen Frauen zum Beichten, da hatten die Pfarrer die Ohren gespitzt, was da alles aufgetischt wurde, da musste der Pfarrer noch öfters nachfragen, wie viel Mal und mit wem und wann und wo, bis in alle Einzelheiten. Kein Wunder dass im Beichtstuhl gelogen wurde, dass sich die Balken bogen, obwohl es die Stunde der Wahrheit sein sollte, wie im Bundestag bei den Politikern. Man sagt auch, dass in der Stunde der Wahrheit am meisten gelogen wird.
„Ja so war das damals“, sagte der Mann am Stammtisch beim Brocker Max. Einer musste besonders lachen, der wusste schon warum.
Wenn wir jetzt unsere Gedanken schweifen lassen, dann kommt uns doch sicher der Gedanke, das heut zu Tage wirklich Wanzen in so manchem Beichtstuhl sind. Die Dinger gibt es doch heut zu Tage ganz billig zu kaufen, und einfach zu Handhaben sind sie auch. Man geht in einen Beichtstuhl, macht so als wenn man beichten wollte und dann klebt man die Wanze unter das kleine Brettchen wo die Leute während dem Beichten die Arme aufstützen. Die Wanze klebt bombenfest und ist so klein, dass selbst die Putzfrau die Wanze nicht entdeckt. Obwohl ja alle Putzfrauen jede Ecke gründlich reinigen. Oder sie klebt sie selber unter das Brettchen. Und welche Putzfrau putzt schon unter dem kleinen Brettchen. Was glauben Sie, wie viele Wanzen schon in den Beichtstühlen gefunden wurden? Nachdem sie Monatelang dort ihren "Dienst" verrichtet haben. Und wie viele Beichtstühle sind verwanzt, ohne dass sie je entdeckt werden? Und nicht nur Beichtstühle. Heute sind immer mehr Menschen technisch visiert, so dass es selbst für eine Hausfrau ein Kinderspiel ist, eine Wanze so zu platzieren, dass es keiner merkt, und sie kann ihr geheimes Spielchen von überall mitverfolgen. So weiß sie was die fromme Frau Kannmal oder der fromme Herr Willnoch dem Pfarrer alles beichten und sie ist immer auf dem neuesten Stand. Und wenn dann die abhörende Hausfrau oder wer auch immer, noch krimineller veranlagt ist, dann wird oft sogar eine Erpressung daraus, von der die Polizei nie etwas erfährt, oder es kann auch vielleicht eine neue Liebe daraus entstehen ? Kommt immer darauf an, was zum Beispiel Herr Willnoch, Frau Kannmal oder ein anderes Abhöropfer dem Pfarrer Geheimnisvolles beichtet, und der Pfarrer darf ja kein Wort vom Beichtgeheimnis verraten, noch nicht mal eine Andeutung darf er machen.
Sehen Sie, werte Leser, hätten Sie dass gewusst? Doch immer weniger Leute gehen noch zur Beichte, da muss man schon lange abhören, bis etwas Interessantes zu hören ist, doch dieses Beichtstuhl-Programm, ist allemal interessanter als jedes Fernseh- oder Radioprogramm und immer live. Und wenn man die verschiedenen Beichtzeiten weiß, die ja in den Kirchen aushängen, wann die Damen und wann die Herren mit dem Beichten dran sind, kann man sich je nach dem, was man hören will, sich sein eigenes "Radioprogramm“ gestalten. Vielleicht klappt es ja eines Tages mit einer versteckten Kamera, sich auch noch ein eigenes Fernsehprogramm zu erstellen. Wer weiß, ob das mit der versteckten Kamera nicht schon über unzählige Bildschirmen läuft, bei der Technik, die immer raffinierter wird und jedes "Kind" wäre in der Lage, die Kamera im Beichtstuhl zu verstecken, warum nicht auch die Putzfrau, die die Kirche oder sonst wo putzt.
Um Gottes Willen werte Leser, ich will ja nicht den Teufel an die Wand malen, aber so ist es wirklich in der Realität. Hoffendlich habe ich Sie nicht jetzt auf einen Gedanken gebracht und Sie wollen es bei der nächsten Gelegenheit ausprobieren. Oder Sie sagen, das sind doch alles alte Kamelle, das mit den Wanzen und den Kameras im Beichtstuhl, das hätte doch fast jede moderne Pfarrhaushälterin in ihrem Schlafzimmer installiert, sogar mit automatischem Aufnahmeprogramm, so wie bei einem Videorekorder. Wenn sich dann im Beichtstuhl etwas rührt, springen die versteckten Geräte sofort ganz geräuschlos an und nimmt jede Einzelheit genau auf. Und die Haushälterin ist immer auf dem neuesten Stand was so im Dorf passiert, was nur der Pfarrer und der liebe Gott wissen dürfen. Und der Herr Pfarrer hat von allem keine Ahnung, oder er ist mit der Haushälterin verbündet. Wer weiß, wie viele Haushälterinnen so gar unterm Bett oder irgendwo in des Pfarrers Schlafzimmer Wanzen und Minikameras versteckt hat, die auch in der Dunkelheit scharfe Bilder, im wahrsten Sinne des Wortes liefert, direkt zum Privat-Radio und Kino im Schafzimmer der Haushälterin. Sie kommt ja in jeden Raum rein, weil sie putzt. Erwischt wird sie ja nie, denn der Pfarrer betritt nie das Schlafzimmer der Haushälterin. So jedenfalls ist es die Vorschrift des Zölibats. Man sagt auch, das Zölibat würde deshalb so lange halten, weil es so wenig beachtete wird. Und Zölibat heißt laut Lexikon "Ehelosigkeit". Na ja, wer will denn schon immer gleich heiraten, wenn...Ja, ja, was soll man da sagen: Lauter Gerüchte, wie das Gerücht von den Wanzen und Kameras im Beichtstuhl… Ob die Haushälterin ihre Verfehlungen ihrem Pfarrer beichtet? Was glauben Sie? Ja, ja, was nicht alles im und vom Beichtstuhl erzählt wird, lauter Märchen? Oder sind noch mehr Leute eventuell auf die Idee gekommen und haben ihre „Wanzen“ unter das Brettchen angebracht und jetzt vermehren sich die „Wanzen“ ständig und viele Leute hören heimlich mit. Fast wie im Radio, nur hier brauchen sie keine Gebühren zu zahlen….
Teil 4
 
Der Erzengel im Pfarrhaus
 
Im Pfarrhaus eines Dorfes im Mandelbachtal, war vor einigen Jahren der „Teufel“ los. 
 
Was war geschehen? Das Pfarrhaus wurde renoviert, überall standen Eimer mit Farbe, und allen möglichen Sachen herum. Der Pfarrhaushälterin waren schon die Nerven durch gegangen, überall wo sie hin sah, war Durcheinander. „Mein Gott“, schrie sie die Handwerker an, „wann wird denn das alles endlich fertig, das dauert ja eine Ewigkeit, wenn Sie so weiter machen, werden Sie nie fertig.“ Die Arbeiter waren ganz schön von ihr genervt. Dann sagte sie zum Pfarrer: „Dass Sie so ruhig bleiben können, bei all dem Durcheinander.“ „Dafür wird alles wie neu, wenn’s fertig ist“, lachte der Pfarrer. Aber die Haushälterin wurde immer ungeduldiger, und machte den Handwerker die Hölle heiß. (Und das im Pfarrhaus) Da ersannen sich die Arbeiter einen Plan, wie sie die Haushälterin mal so richtig erschrecken können.
Ihr Schlafzimmer war direkt über dem Weinkeller, dort versteckte sich einer der Handwerker am Abend. Von unten konnte man sogar ins Pfarrhaus gelangen. Die Haushälterin die von Natur aus abergläubig war - besser ist es, wenn man nur gläubig ist, als abergläubig - schloss sich immer in der Nacht in ihr Zimmer ein. Doch nun sollte sie sich einmal so richtig fürchten. In dieser Nacht schlich sich Anton vom Keller aus zu ihrem Zimmer und klopfte ganz leise, das Klopfen wurde immer lauter, so dass die Haushälterin heftig erschrak. Mit zitternder Stimme sagte sie total verängstlicht, „Herr Pfarrrrrrrrreerrr, sssiinnnns sssssiiiiiiii eeesssss?“ „Nein ich bin der Erzengel Gabriel, zieh dich an und gehe in die Kirche, bete die ganze Nacht, damit dir deine Sünden vergeben werden, dann wirst du ein Engel werden und kommst in den Himmel.“ Sofort zog sie sich an, und eilte in die daneben liegende Kirche, dort betete sie die ganze Nacht, wie ihr der "Erzengel Gabriel" befahl.
Als sie am frühen Morgen todmüde ins Bett fiel, schlief sie sofort ein. Der Pfarrer wunderte sich schon, dass er sein Frühstück nicht bekam, so dachte er sich, sie sei krank. Den ganzen Tag hatte sie geschlafen wie ein Murmeltier. „So, vor der sind wir heute sicher, die schläft fest“, sagte Osmar, einer der Arbeiter. Da sagte Anton: „Die 3 nächsten Nächte wird der Erzengel wieder erscheinen und der Haushälterin befehlen, dass sie die ganze Nacht in der Kirche beten soll, damit sie bald ein Engel wird.“ Die Arbeiter rieben sich lachend die Hände. Die nächsten 3 Tage kam der „Erzengel Gabriel" an die Schlafzimmertür der Haushälterin, um sie zum Gebet zu bitten, für ihre Sünden. Die Arbeiter hatten in diesen Tagen ihre Ruhe, so konnten sie endlich ihre Arbeit machen, ohne ständige Meckerei. Danach sah das Pfarrhaus aus wie neu. Die Pfarrhaushälterin wurde ein "Lamm Gottes " darüber hatte sich der Pfarrer gewundert, doch es konnte ihm nur Recht sein. Ob sie nachts immer noch auf den Erzengel Gabriel gewartet hat, ist nicht bekannt. Nur einmal erschrak sie, als der Pfarrer morgens beim Frühstück sie so sehr lobte, als er sagte: „Ach Fräulein Langenbahn, Sie sind ein richtiger Engel geworden, wenn Sie so weiter machen, werden Sie sicher im Himmel sogar ein Erzengel.“
 
 
 
 
Teil   5
 
Namensvetter
 
Vor einigen Jahren, lebten eine Frau und ein Mann, die sich des Öfteren stritten. Nein, nein, kein Ehepaar, oder Schwiegermutter oder Schwiegersohn, sondern ganz normale Leute wie du und ich. Also es geht um einen Bauer und der Haushälterin eines kath. Pfarrers. Ich weiß dass über Pfarrer und Haushälterinnen viele Witze gemacht werden, aber dieses Mal ist es todernst mit den beiden, also dem Bauer und der Pfarrhaushälterin. Aber in einem anderen Sinne. Direkt neben dem Pfarrhaus grenzte das Bauernhaus, die feine Dame des Pfarrhauses war das Bauernhaus mit all den Tieren und dem daraus entstehenden Geruches vom Misthaufen ein Dorn im Auge, also man kann auch sagen, sie hatte die Nase voll von den Gerüchen, die direkt in ihre Küche zogen. „Stellen Sie sich vor Herr Pfarrer, der Stinkbauer redet mich mit meinem Vornamen an, das lasse ich mir nicht bieten“, sagte erbost seine Haushälterin. „Aber Fräulein Olga, er meint es doch gut mit Ihnen.“ „Nein, nein, ich bin nicht seine Olga“, brauste sie wütend.
Am nächsten Morgen als sie aus dem Fenster schaute, grüßte der Bauer wieder freundlich: „Hallo guten Morgen Olga“. Oh Pardon, Fräulein Kuppner“. Olga raste vor Wut, sie schrie den Bauer an: „Für Sie bin ich immer noch das Fräulein Kuppner.“ Der Bauer lachte jetzt so richtig laut, dass die Leute auf der Straße stehen blieben, und ihren Spaß an dem "Streit“ der beiden hatten. Da spannte der Bauer seine beiden Pferde an, und rief so laut er konnte: „Olga was bist du für ein Frauenzimmer, streitsüchtig, verfressen, nicht stubenrein und faul oben drein.“ Wutentbrannt rannte Fräulein Kuppner auf die Straße, ging zum Bauer und schnaufte vor Wut: „Was erlauben Sie sich, so was von mir zu behaupten, ich verbiete Ihnen ein für alle mal, Olga zu mir zu sagen.“ „Aber Fräulein Kuppner, was regen Sie sich denn so auf“, sagte verschmitzt der Bauer, „von Ihnen ist doch gar nicht die Rede. Ich rede doch von meinem Pferd Olga.“ Olga, o pardon, Fräulein Kuppner schnaufte vor Wut. Da sagte der Bauer und schaute dabei Fräulein Kuppner von oben bis unter an: „Hüh Olga, Mathilde, auf geht’s zum Acker.“ Da schnaufte erneut die Haushälterin und schnappte nach Luft und schrie ihn an: „Sie elender Schuft Sie." „Aber Fräulein Kuppner, Sie haben doch gehört dass der Bauer mit seinen Pferden gesprochen hat, die zufällig Olga und Mathilde heißen.“, sagte ein Mann mit verschmitzter Stimme. „Ja das ist ja das Schlimme, ich heiße auch Olga Mathilde“, japste Fräulein Kuppner. Da mussten alle lachen und ein anderer Mann der schon etwas getrunken hatte, sagte zu Fräulein Kuppner: „Sind Sie froh, dass keiner zu Ihnen Pferd sagt.“ Da rief ein anderer Mann: „Das geht nicht, wir haben schon jemanden im Dorf zu der die Leute Pferd sagen.“ Fräulein Kuppner zog ihren „Schwanz“ ein und ging mit trippelten Schritten in ihre Küche.
Ja, ja, so ist das mit den Namen, Jesus hat sich nie aufgeregt, wenn die Leute ihn einfach mit Vornamen und mit du anredeten. Und er hatte auch zwei Vornamen, Jesus und Christus, und noch einige Ehrennahmen, wie Heiland, Erlöser… Es blieb den Menschen damals gar nichts anderes übrig, ihn mit Vornamen anzureden, oder wissen Sie wie Jesus mit dem Familiennamen hieß?
 
 
 
 
Teil 6
 
Dreifaltigkeit
 
Ich kann mich sehr gut erinnern, als eines Tages unser Pfarrer in Bliesmengen-Bolchen in die Schule kam und uns während des Religionsunterrichts versuchte die Dreifaltigkeit, also ein Gott in 3 Personen zu erklären. Natürlich hatten wir das nicht so schnell begriffen. Da hat er eine Schachtel Streichhölzer aus seiner Tasche geholt. Er nahm 3 Streichhölzer und zündete sie alle gleichzeitig an. Dabei sagte er: „Die 3 Hölzer sind Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist, also 3 Personen doch nur eine Flamme.“ Er merkte gar nicht dass die Hölzer ziemlich abgebrannt waren und verbrannte  sich die Finger und ließ die Hölzer vor Schrecken fallen. Diese fielen sie in den Papierkorb. Wenige Sekunden später, war eine riesige Flamme aus dem besagten Papierkorb hochgeschossen. Eine helle Aufregung war im Klassenzimmer, bis einer von uns den Papierkorb aus dem Fenster in den Schulhof warf. Wir hatten alle großes Glück. Das Feuer hätte die ganze Schule abrennen können, dann hätten wir zwar mitten im Winter hitzefrei gehabt, aber wir sind noch einmal heil davon gekommen. Als alles vorbei war, fragte einer von uns den Pfarrer: „Und das große Feuer war dass die Hölle gewesen und wir sind die Engel?“ Da musste selbst der Pastor lachen. Ob er je wieder, bei anderen Kindern die Dreifaltigkeit mit drei Streichhölzern vorgeführt hat, ist mir nicht bekannt. Doch damals dachte ich mir: „Besser wäre es, wenn er es mit 3 Taschenlampen gezeigt hätte“, aber hinter her ist man immer schlauer.
 
 
 
Teil 7 
 
Stanniolpapier für Afrika
 
In einer anderen Religionsstunde sagte uns der Pastor, wir sollen alles Stanniolpapier, also auch das in den Zigarettenschachteln und von der Schokolade aufheben und zu handgroßen Kugeln formen, das wäre für die armen Kinder in Afrika. Wir sammeln dies fleißig, um es den armen Kindern in Afrika zu schenken. Damals dachten wir: „Was sollen denn die Kinder in Afrika mit dem Stanniolpapier? Besser wäre es doch wenn wir ihnen die Schokolade geben würden, aber Stanniolpapier?“ Es war uns ein Rätsel. Die ganze Schule sammelte fleißig jeden Fetzen Stanniolpapier und formte Kugeln daraus. Auch die Erwachsenen machten mit. Es war eine große Sammelaktion und es kamen einige Kisten Kugeln zusammen. Wir trugen sie immer ins Pfarrhaus. Dann war die Aktion abgeschlossen und alle waren mächtig stolz. Wir alle glaubten die Kugeln kämen jetzt nach Afrika und keiner fragte mehr danach. Es vergingen Jahre um Jahre, da war ein(e) Ziegel im Pfarrhausdach undicht geworden. Ein Dachdecker ging zum Dachboden. „Mein Gott was ein Gerümpel“, dachte sich der Dachdecker und räumte einige Kisten aus dem Weg, damit er an die defekten Dachziegel kam. Da standen Unmengen Kisten die mit lauter Stanniolkugeln gepackt waren. Alle waren total zugestaubt. Unsere Stanniolkugeln standen doch tatsächlich alle auf dem Speicher des Pfarrhauses.
Den Pfarrer konnten wir nicht mehr fragen, denn inzwischen hatten wir einen neuen Pfarrer und dieser war selber überrascht, was da alles auf dem Pfarrhausdachboden stand Sie erzählten nun dem Pfarrer was sein Vorgänger mit den Stanniolkugeln machen wollte. Einige sagten zum Pfarrer: „Bestimmt können wir die Stanniolkugeln immer noch nach Afrika zusenden.“ Da sagte ein Mann mit Namen Sepp in die Runde mit verschmitztem Gesicht und mit einem Augenzwinkernd: „Ich war damals dabei, als wir die Stanniolkugeln nach Afrika schickten, doch sie sind wieder zurückgekommen, weil sie nicht die richtige Größe hatten.“ Ob Sie es glauben oder nicht liebe Leser, die Leute hatten dies auch noch geglaubt. Der Mann hatte sich nur einen Spaß gemacht und noch dabei gesagt wir müssen alles noch einmal aufwickeln und glatt bügeln. „Was ist aus den Kugeln eigentlich geworden?“, fragten mich die Zuhörer, als ich bei einer Vorlesung diese Geschichte erzählte. Ja das war so: Die Leute holten alle Kugeln aus den Kisten und wuschen sie in Seifenlauge sauber. Es war eine Heiden Arbeit, denn der Staub hatte sich in all den Jahren richtig festgefressen. Dann wurden noch die Kisten gereinigt und alle Kugeln wurden in Plastikfolie wieder in die Kisten gepackt, zugebunden und im Pfarrhaus deponiert. Jeder glaubte nun, endlich bekommen die Kinder in Afrika ihre langersehnten Stanniolkugeln. Aber es kam ganz anders. Nach einem Jahr landeten die Kisten mit den Stanniolkugeln im Nachbarsdorf Habkirchen vorm Haus des dortigen Pfarrers, als gerade Sperrmüll war. Soweit die Geschichte mit den Kugeln aus Bliesmengen-Bolchen.
Wenigstens sind die Kugeln doch noch aus dem Bliesmenger Pfarrhaus gekommen, zwar nicht nach Afrika, sondern nur bis Habkirchen. Als die Kisten vorm Habkirchener Pfarrhaus kurz vorm Abholen durch den Sperrmüll bereitstanden, blieb eine Frau dort stehen, riss die verschlossenen Kisten aus Neugierde auf und rief: „Um Gottes Willen, in Bliesmengen-Bolchen und wir auch in Habkirchen haben jedes Gramm Stanniol gesammelt und die in Habkirchen schmeißen es einfach weg. Sofort rief sie ihren Sohn Sepp und ihren Mann Oskar herbei. Und weil niemand im Habkirchener Pfarrhaus anzutreffen war, luden sie die Kisten mit dem Stanniolpapier auf ihren Traktorwagen und brachten sie freudestrahlend dem Pfarrer von Bliesmengen-Bolchen. „Was wird Hochwürden Augen machen“, sagte Lina. Und dieser machte auch große Augen, als er vor dem Pfarrhaus die Kisten sah. Da kamen einige Leute herbei und staunten nicht schlecht, dass jetzt die Habkirchener auch Stanniolkugeln gesammelt hatten und sie sogar zu unserm Pfarrer nach Bliesmengen-Bolchen brachten. Da sagte wieder der lustige Sepp, von dem wir vorhin geschrieben haben: „Die Sache ist doch ganz einfach. Wir können uns das Porto sparen - und der Mann war ein Fachmann, wenn Sie wissen was ich meine. (Er war Briefträger) Es fliegen so viel Menschen nach Afrika in Urlaub, denen geben wir jedem ein paar Kugeln mit und außerdem kommen sogar Leute aus Afrika, denen geben wir auch welche mit und so nach und nach sind sie alle verteilt. Also könnt Ihr schon wieder anfangen Stanniol zu sammeln.“
Ja so war das damals. Wie kamen die Kisten mit den Stanniolkugeln eigentlich vom Bliesmenger Pfarrhaus ins Habkirchener Pfarrhaus? Man hatte auch, wie schon gesagt, auch in Habkirchen Stanniol gesammelt, als man gehört hatte, dass die in Bliesmengen-Bolchen Stanniol für Afrika gesammelt haben, um damit den armen Kindern dort zu helfen. Da hat der Menger-Bolcher Pfarrer die Kisten mit den Stanniolkugeln dem Habkirchener Pfarrer geschenkt. Und wo die Kisten mit dem Stanniolpier dann mit dem gesammelten Habkirchener Stanniol zum Schluss gelandet sind, das wissen wir jetzt. Normaler Weise hätten sie in Afrika landen müssen… 
Was dann aus den Stanniolkugeln geworden ist, die Lina, Sep und Oskar freudestrahlend zum Menger-Bolcher Pfarrer brachten, ja das möchte ich gerne mal erfahren. Man müsste mal so einige Dorftratschen fragen, die wissen doch immer alles. Vielleicht hat man es doch noch nach Afrika geschickt, oder sie stehen wieder auf irgendeinem Dachboden. Schauen Sie mal auf Ihrem Dachboden, vielleicht stehen die Kisten jetzt dort.
 
Mit dem Sammeln ist es heute noch viel mehr geworden. Papier, Dosen, Flaschen, Plastik, alles sortiert gesammelt und die Gemeinde stellt auch verschieden farbige Tonnen und Säcke zur Verfügung und alles wird pünktlich abgeholt. „Ja, ja“, sagte eine Frau die damals als junges Mädchen auch Stanniol für Afrika gesammelt hat: „Heute müssen wir auch noch für den Abtransport der ganzen Sachen bezahlen, sonst nehmen sie die gesammelten Sachen gar nicht mehr mit.“ Da sagte eine andere Frau die nicht mehr so gut hörte und auch mit den Augen war es auch nicht mehr so toll: „Ja, ja ich möchte mal wissen was die alles mit dem gesammelten Zeug in Afrika machen.“ Da haben sie alle laut lachen müssen. „Aber Oma“, sagte ihr Enkel, „das wird doch Kompost.“ „Wo kommt die Post“, fragte die Oma. „Oma“, sagte der Junge, „die Post kommt gar nicht.“ Da ging sie zu dem lustigen Sepp und fragte: „Du bist doch bei der Post. Warum kommt keine Post mehr, das ganze Zeug muss doch nach Afrika?“ „Oh ja, da hätte die Post viel zu tun und die in Afrika würden sich freuen über den ganzen Schrott.“ „Ja, ja“, sagte die Oma, „da freut sich der liebe Gott.“ „Ach Oma, du verstehst aber alles verkehrt. Kauf dir endlich ein Hörgerät.“ „Ja, ja“, sagte die Oma, „vielleicht ist es auch heute schon zu spät. Dann schickt es halt morgen weg.“ „Geh mal nach Gräfinthal (Wallfahrtsort) und bitte Maria, dass du wieder besser hören kannst“, sagte darauf ihre Nachbarin. „Ja, ja, Papier können die auch gebrauchen“, sagte Oma. Nachdem die Nachbarin ihr es ihr 3 x laut ins Ohr gesagt hatte, verstand sie es einigermaßen. Zunächst war sie mal beim Ohrenarzt. Der hatte noch ein gebrauchtes Ohrgerät, das er ihr zur Probe mit gab. „Ach Gott“, sagte die Oma zu ihrem Enkel, „ich kann wieder alles hören. Frag mich mal etwas.“ „Oma was hat den das Hörgerät gekostet?“ Sie kuckt auf die Uhr und sagte: „Gleich 5 Uhr.“ Da sagte der Junge: „Oma, am Sonntag gehst du mit mir nach Gräfinthal. Vielleicht kriegst du da vom Himmel Hilfe.“ „Ja klar will ich in den Himmel“, sagte die Oma, „aber zuerst will ich noch besser hören. „Ach Oma. Es ist manchmal besser wenn man nicht alles hört.“
Man kann sich auch ein dünnes Kabel oder so was Ähnliches mit einem Knopf ins Ohr stecken, dann denken die Leute es sei ein Hörgerät und dann sprechen sie automatisch lauter. 
Ja, ja es wird so viel Blödsinn gesprochen. Noch besser wäre es für manchen, wenn man überhaupt nicht reden könnte, also wollen wir dieses Thema beenden. Ob Oma wieder besser hören konnte, als sie von Gräfinthal zurück kam? Wahrscheinlich nicht, denn sie sammelt immer noch fleißig jede Menge Stanniolpapier für Afrika und dabei ist sie sehr glücklich, auch wenn es ihr immer schlecht wird vom vielen Schokolade essen, Hauptsache es gibt Stanniolpapier für Afrika. Oft denkt man: Kinder würden schlecht hören, denn wie oft sagt die Mutter oder sonst wer zu einem Kind: Wie oft habe ich dir „das oder jenes“ schon gesagt, aber du hörst ja nicht. Aber da kann der Ohrenarzt auch nichts machen…
 
Liebe Leser, ich gebe zu, in dieser Geschichte habe ich ein wenig meiner Phantasie freien Lauf gelassen und ich muss zugeben, dass ich auch einiges sammle, auch Stanniolpapier und ich habe sogar extra Behälter dafür. Diese werden immer pünktlich von der Müllabfuhr abgeholt. Aber diese Sachen gehen bestimmt nicht nach Afrika, oder doch eines Tages, wenn wir nicht mehr wissen, wo hin mit dem ganzen Müll, aber das ist eine andere Geschichte. Über Müll spricht man nicht, den hat man.
Und manche haben ganz viel davon, dass sie einen Teil davon irgendwo heimlich in einen Wald oder in einen Graben werfen. Und dann gibt es noch hundsgemeine Leute, die Müll auf diese Weise entsorgen und dann noch aus irgendeiner Papiertonne Briefkuverts die mit Adressen bedruckt sind, heraus fischen und dann unter den Müll werfen, so dass die Straßenüberwachung gleich weiß, wer den Müll ins Gelände geworfen hat und dass noch mit „Absender“. Wie soll sich da der unschuldige Bürger vor solchen Lumpen schützen. Er wird es schwer haben zu beweißen, dass das fingiert ist.
 
 
 
 
Fortsetzung im 2. Band
 
 
Glauben Sie an alles was wahr ist
 
(Fast) alle Namen sind frei erfunden oder geändert. Übereinstimmungen sind rein zufällig und sind nicht gewollt und wären also rein zufällig!
 
 
 
 
 
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