Schotten Deine Wasser, Deine Luft, ein Geschenk des Himmels

 

 
Autor: Walter Matthias Näckel
 
Schotten deine Wasser, deine Luft,
ein Geschenk des Himmels
        
 
 
Vorwort
 
In einer der schönsten Naturlandschaften Deutschlands, in mitten der Waldreichsten
und gesündesten Gegend, erstreckt sich eines der größten Vulkangebiete, dass sich
wie ein ewiges Zeugnis der Weltgeschichte mit all seinen tiefgründigen
geheimnisvollen Mythen durch den ganzen Vogelsberg in Hessen zieht…
Dort wo sich die Berggipfel mit den Tälern vereinen, dort wo die erfrischenden
Wasser tief aus den Quellen fließen, dort wo die Luft so rein und klar uns prickelte
Kühle atmen lässt, dort wo die Sonne alles gedeihen lässt, da erhebt sich wie aus
den schönsten Träumen geboren, die kleine liebliche romantische malerische
Urlauberstadt Schotten. Sie zieht mit ihrem Flair alles in ihren wunderbaren Bann…
Wir laden Sie alle aus voller Überzeugung ein, mit uns sich jeden Tag in dieser
aufblühenden Stadt und im ganzen Umland zu erfreuen…
Aus diesem herrlichen Garten der Natur, sind in all den vielen Jahrhunderten
lustige und besinnliche Geschichten, Erzählungen und Legenden hervor gekommen…
Wir berichten in unserer Serie "Schotten, deine Luft, deine Wasser, ein Geschenk
des Himmels" in mehreren Folgen, wie alles begann und was sich danach ereignet
hat. 
 Gebaut in Fels, auf Berg und Tal, den Menschen Heil viel tausend Mal, in der Höhe
und in der Erden, es wird erblühen und alle sollen glücklich werden.
Diese Worte sind schon fast 1000 Jahre alt, wer mag sie wohl zuerst ausgesprochen
haben? Sie sind in einen Felsen auf dem Hoherodskopf eingeritzt. Der Name des
Schreibers ist durch die Witterungseinflüsse nicht mehr zu entziffern, nur das Datum,
Mai 1008.
Man könnte glauben, der damalige Dichter hätte schon da erkannt, welche große
Zukunft dieser wunderschönen Gegend bevorsteht.
Und jeder der dieses Fleckchen Erde erkundet, wird dies in seinem ganzen Wesen
in Freude erkennen, dass Psyche und Körper in vollem Einklang sich befinden. Die
hohen Felsen, die geheimnisvollen unterirdischen Gängen und Höhlen, die tiefen
Quellen, die das klare Wasser zur Oberfläche bringen. Die kleinen Waldseen, die
reine Luft, die herrlichen Wälder und Felder und die überlieferten Rezepte für Leib
und Seele, sind für Jeden den die schwere Last des Alltags erdrückt, der natürliche
Garant, sein zukünftiges Leben ohne Aufwand, hier zum neuen Anfang zu gereichen.
 
Schon unzählige Besucher aus nah und fern, sind hier zu einer inneren Ruhe,
Hoffnung und Zufriedenheit gelangt, dass sie es nie mehr missen möchten. Da ist
es leicht zu verstehen, dass immer mehr Menschen jedes Alters nach Schotten
kommen, um sich bei unzähligen Möglichkeiten, sei es Skifahren, Waldwanderungen
Sommerrodelbahnen, viele Veranstaltungen und jede Menge anderen
Urlaubsvergnügen in großer Freude die Zeiten verbringen. Das Urlaubsgebiet
Hoherodskopf, hat für jeden das zu bieten, was das Herz sich wünscht. Wenn
man bedenkt, wie viele Urlauber Jahr aus, Jahr ein, immer wieder gerne hier her
kommen und wie viele Freundschaften fürs Leben geschlossen wurden, dann ist
es unausbleiblich, dass sich die Zahl der Besucher, sei es für ein paar Tage, oder
für einen längeren Urlaub, enorm vergrößert.
In unserer Serie aus Schotten, berichten wir von Ereignissen aus allen Jahrhunderten,
die sicherlich noch nie so klar dargestellt wurden. Unsere Geschichten, Sagen und
Legenden, sind nicht chronologisch eingeordnet, so ergibt sich eine Mischung aus
"Dichtung und Wahrheit" die uns beim Lesen in die jeweilige Zeit versetzt und man
wird sich fragen, war es wirklich so gewesen? Und man wird sich sicherlich dadurch
seine eigenen Vorstellungen aus jener Zeit einbauen kann.
Wenn Sie jedoch unsere Versionen des Geschichtsablaufs aufmerksam verfolgen,
könnte es sein, dass Sie in ganz andere Welten geführt werden, die Sie bisher noch
gar nicht so kannten, und Sie werden auch fragen wollen, wo kommen all die vielen
Varianten aus Schotten und Umgebung her? Vielleicht sind durch unsere Berichte
manche Historiker verunsichert und erschrocken. Weil sie sich jahrelang mit Schotten
und Umgebung bis ins kleinste Detail beschäftigt haben, um der Wahrheit der Historie
so nahe wie möglich zu kommen und dabei alles Mögliche aus mündlichen und
schriftlichen Überlieferungen aus vergangenen Zeiten mühsam gesammelt haben,
um es dann durch Bücher, Broschüren und Vorträgen der breiten Öffentlichkeit
kenntlich zu machen.
Und nun auf einmal, kommen plötzlich wie aus heiterem Himmel weitere Schottener
Geschichten in Umlauf, die so manche Forschung der Historiker auf den Kopf zu
stellen scheint. Doch wir wollen und können auch gar nicht die hohen Verdienste der
Historiker in Frage stellen, denn deren wertvollen Arbeiten im Dienste der
Wissenschaft und Forschung auf diesem- und in diesen Gebieten, sind unantastbar
und haben unser aller hoher Achtung.
Wir haben aus Liebe zu Schotten diese Geschichten gewidmet, die mehr als Legenden
und Histörchen verstanden werden können, obwohl unser Blick zur Wirklichkeit immer
im Vordergrund steht. Auf diese Weise, kommen auch diese zu Wort, die bei all den
vielen Nachforschungen etwas zu kurz gekommen sind. Wenn man das alles
aufgeschrieben hätte, was sich in all den unzähligen Jahren hinter jeder Mauer, oder wo
auch immer, zugetragen hat, könnte man schreiben bis zum "jüngsten Tag".
Sehen Sie werte Leser, so hat jeder seine Art zu schreiben und das ist auch gut so,
denn es steht in unserer weitgehenden aufgeklärter Welt, jedem frei, nach seiner
 
Einstellung das zu glauben, was man selber für wahr oder glaubwürdig hält.
Die Stadt Schotten ist so vielfältig und einzigartig, dass bestimmt jeder seine eigenen
Geschichten darüber schreiben könnte. Da kommt es schon mal vor, dass bei aller
Begeisterung über Schotten, unsere Phantasie manchmal uns beflügelt…
 
 
Teil    1
Rosamund und Dichamund
Das Jahr 1015 war und ist für Schotten ein entscheidendes Datum in ihrer berühmten
Geschichte. Zu jener Zeit kamen aus Schottland zwei Prinzessinnen in den Vogelsberg,
die aus ihrer Heimat geflüchtet waren. Ihr Vater, König Geoffry bestimmte, dass seine
älteste Tochter Rosamund, Prinz Yadigar aus dem kleinen Inselreich Lewton ehelichen
sollte und seine jüngste Tochter Dichamund Nonne werden sollte. Beide Schwestern
waren darüber sehr unglücklich, denn sie liebten zwei einfache Männer aus dem Volk.
Als ihr Vater durch Verrat erfuhr, dass seine Töchter sich seinen Befehlen widersetzten
wollten und deswegen flüchten wollten, wurde er zornig und sperrte sie ins Verlies. Sofort
ordnete er an, dass zwei Tage später die Hochzeit von Rosamund und Yadigar statt finden
sollte und für Dichamund wurde der Wagen hergerichtet, der sie ins ewige Kloster nach
Ligton bringen sollte. Der treue Diener von Rosamund und Dichamund Esmond, brachte
dem Wächter Wein, der ihn für Stunden betäubte. Esmond hatte schon des Öfteren den
beiden Prinzessinnen von den schottischen Mönchen erzählt, die schon im Jahre 778
ausgezogen sind, um den christlichen Glauben zu verkünden, dabei kamen sie auch in
das Gebiet des Vogelsberges, wo eine Quelle ist, wo ein besonderes Wasser sprudelt.
Esmond zeichnete Dichamund und Rosamund den Fluchtweg auf, der sie in Sicherheit
bringen sollte. Er brachte sie durch einen geheimen Gang zum Meer, wo ein kleines
Schiff sie dann übers Meer brachte.
Als König Geoffry erfuhr, dass seine Töchter geflüchtet waren, ließ er Wut entbrannt
alles absuchen, doch ohne Erfolg. Es wurde dem König zu getragen, dass Esmond ihnen
zur Flucht verhalf. Am nächsten Tag wurde Esmond deswegen enthauptet.
Die beiden Prinzessinnen waren nun außer Reichweite, so dass ihre Verfolger sie nicht
mehr einholen konnten. Nach Wochen voller Entbehrungen, kamen die beiden
Prinzessinnen nach Nübel, so hieß das damalige Gebiet wo heute der Schottener
Stausee ist. Wie die Sage berichtet, knieten sich beide nieder, genau an der Stelle,
wo die Quelle sprudelt, die Esmond ihnen beschrieben hatte. Sie dankten Gott für ihre
Rettung, dass er sie hier hingeführt hatte, die ihr treuer Diener Esmond ihnen zeigte.
Wie aus einem Munde riefen die beiden Schwestern aus: „Oh Quelle der Hoffnung, du
wirst deinen Weg führen, damit du füllest das gesegnete Land, das euch reich mit frischen
Wasser beschenkt, fließt zusammen, zum Labsal für alle Lebewesen. Es werden viele
kommen, die das Werk Gottes erkennen um sich zu erneuern an Leib und Seele.“ 
Wenn man heute zum Schottener Stausee geht und sich auf irgend eine Bank oder ins
Gras setzt und die Augen schließt und sich im Geiste an die Worte von Dichamund und
Rosamund erinnert, wird man ganz deutlich spüren, dass alles so ist, was damals in weiser
Voraussicht an der Quelle ausgerufen wurde. Längst ist das Tal am Stausee, bis hinauf
zu den höchsten Gipfeln des Vogelsberges zu den bedeuteten Urlaubszielen in Hessen
geworden, was sich in allen Jahreszeiten in immer größerem Umfang in der
Beliebtheitsskala zeigt.
Rosamund und ihre Schwester Dichamund, bauten mit den damaligen wenigen Bewohnern
eine kleine Hütte, ganz in der Nähe vom Läunsbachtal (etwa 300 Meter vom heutigen
Schottener Stausee) in der sie wohnten. Sie waren wie die andern auf dem Felde und
in anderen handwerklichen Arbeiten tätig. Anfangs haperte es mit der Sprache, doch in
wenigen Wochen, Dank der Hilfe der Bürger, lernten sie schnell unsere Sprache. An
einem frühen Morgen, sahen Rosamund und Dichamund 2 junge Falken, die auf dem
Dach ihre Hütte saßen. Es war ihr erster Ausflug nach dem sie pflücke geworden waren.
Ihre Eltern waren noch ein paar Tage in ihrer Nähe, bis die beiden Jungvögel sich selbst
helfen konnten. Die beiden Falken waren so zutraulich zu den Bewohnern, dass sie nicht
mehr fort flogen.
Zu jener Zeit waren immer wieder Räuberbanden in der ganzen Gegend unterwegs, die
den Menschen das Leben schwer machten. Die beiden Falken warnten durch ihre lauten
Schreie die Leute, wenn die Räuber plötzlich wie aus dem Nichts sie überfallen wollten.
Auf einmal stürzten sich die beiden Falken Hadomar und Ladimar, so ihre Namen auf die
Räuber und pickten einige von ihnen die Augen aus. Seit dieser Zeit mieden die Räuber
diese Gegend. Aus Dank der Vertreibung der Bande, bauten die Bewohner eine kleine
Kirche aus Holz. Noch heute kann man die Falken als Wappentier und Wahrzeichen in
Schotten sehen.
Rosamund und Dichamund lebten bescheiden bis zu ihren Tode. 1058 starb Rosamund,
Dichamund starb 1077. (Wir werden davon noch berichten)
 
 
 
Teil   2
Die Liebfrauenkirche
Im Jahre des Herrn anno 1350, begannen die Arbeiten zum Bau einer großen Kirche in
Schotten, denn immer mehr Gläubige kamen zu der kleinen Kapelle, die Rosamund und
Dichamund mit den Bewohner damals bauten, die zu klein für den Andrang der Gläubigen
war. Es dauerte fast 35 Jahre, bis der Bau fertig war. Als im Jahre 1385 die Kirche
eingeweiht wurde, waren unzählige Menschen gekommen, um auch dem 3 tätigem Fest
bei zuwohnen. An diesem Tag, stand unter den vielen Menschen ein 35-jähriger Mann
vor der Kirche, der seine Hände zum Gebet faltete, doch er konnte nur mit viel Mühe
seine Hände bewegen.
In seinen Augen standen die Tränen und in seinem Herzen bat er Gott, er möge ihm
helfen seine verkrüppelten Hände besser bewegen zu können. Schon als kleiner Junge
wollte er immer Schnitzer werden doch seine Hände ließen dies nicht zu. Er kniete sich
zur Erde und betete inbrünstig. Plötzlich vernahm Naban, so sein Name, eine leichtes
Brennen in seinen Händen, das immer stärker wurde, er rief mit Tränenerstickter Stimme:
Mein Gott, ich kann meine Hände bewegen, er stimmte das Tedeum an und alle sangen
mit, ohne zu wissen was soeben geschehen war.
Naban lief hinaus in den Wald, warf sich zur Erde und dankte Gott für das Wunder dass
er seine Hände bewegen konnte. Da sah er vor sich wie im Traume zwei Umrisse von
Dichamund und Rosamund in Form zweier Büsten. Sofort suchte er sich ein Baumstamm
und begann mit seinem Messer das Holz zu bearbeiten und formte daraus die Abbildungen
von Dichamund und Rosamund in Form zweier Büsten. Noch heute sind diese beiden
Büsten in der Schottener Liebfrauenkirche zusehen, die trotz über 600 Jahre die seit
her vergangen sind, noch sehr gut erhalten sind. Naban schnitzte seit dieser Zeit noch
einige Figuren aus Holz in verschiedenen Größen, die in den Wirren der Zeit nicht mehr
auffindbar waren.
Naban stellte sich bis zu seinem Tode im Jahre 1430, in den Dienst der Kirche und den
Menschen und hatte so seine Versprechungen erfüllt, die er damals im Jahre 1385 Gott
gab, als er seine Hände heilte.
 
 
 
Teil   3
Die wertvollen Holzfiguren
Viele Jahrhunderte später, im Jahre 1945/46, sollten diese Figuren von Naban, die all
die vielen Jahren wie vom Erboden verschluckt waren, noch großes Aufsehen und Freude
aufbringen. Der Krieg war vorüber, überall waren jetzt Aufräumungsarbeiten und
Instandsetzungen an der Tagesordnung. So manches wurde dann aus Schutt und Asche
mehr oder weniger gerettet. Da fand ein junger Mann, namens Rudolf, auf dem Dachboden
eines Hauses in Schotten in einem Mauerbruch ein Bündel das in Sackleinen gehüllt war.
Rudolf schnürte das Bündel vorsichtig auf und fand darin einige Holzfiguren in verschiedenen
Größen und Farben. Rudolf konnte sich gar nicht erklären wo all die Figuren herkamen. Am
Abend nahm er das Bündel mit nach hause und zeigte es seinen Eltern. Da die Leute denen
das Haus gehörte, in dem Rudolf das Bündel fand, wahrscheinlich evakuiert waren, sagte
Rudolfs Vater: „Leg das Bündel in die Rumpelkammer, bis die Besitzer wieder zurückkommen.“
Rudolf, der gerne mal ein Schnäpschen trank, aber dazu kein Geld hatte, nahm heimlich eine
Figur aus der Kammer und brachte sie dem Nachbarswirt Pelle um dafür etwas Schnaps zu
bekommen. „Was soll ich denn mit der Holzfigur?“, meinte der Wirt, „bring lieber Geld“, doch
er hatte etwas Mitleid mit Rudolf und gab ihm für die Figur etwas Schnaps. Pelle stellte die
Figur auf die Theke. Kaum jemand nahm Notiz von ihr. „Ich hab noch mehr solcher Figuren“,
sagte Rudolf zum Wirt: „Ne, ne“, meinte darauf der Wirt, „ich hab keine Interesse an den
Figuren.“
Ein paar Tage später kam ein Antiquitätenhändler, der in dieser Gegend nach Antiquitäten
suchte, in das Gasthaus von Pelle. Er erblickte die Figur die auf der Theke stand und nahm
sie in Augenschein. Er erkannte sofort den großen Wert der Figur und wusste, dass große
 Summen dafür in Sammlerkreisen bezahlt werden. „Ich muss die Figur unbedingt haben,
koste es was es wolle“, so dachte er sich und war dabei ganz schwindlig vor Aufregung und
sah schon das Geschäft seines Lebens vor ihm. Da kam der Wirt und fragte den Mann der
die Figur anschaute: „Na gefällt Ihnen die Figur?“ Der Antiquitätenhändler schaltete
blitzschnell, schüttelte seinen Kopf und meinte: „Ne, ne, solche Figuren gibt es überall
massenweise, die sind wertlos“, dabei winkte er so beiläufig mit den Händen ab. Dann hielt
er ein Moment inne und meinte lachend: „Die Figur hat mich auf eine Idee gebracht, meine
 
 Schwiegermutter hat am Sonntag Geburtstag, da könnte ich ihr ja so was Kitschiges
schenken, was wollen Sie denn für das Holzding haben“, fragte der Fremde, der sich jetzt
als Viehhändler ausgab, der zufällig in diese Gegend gekommen sei.
„Was wollen Sie denn dafür zahlen?“ Da lachte der Mann wieder so verächtend und meinte:
„Ich sehe schon wie sich meine Schwiegermutter über das wertlose Geschenk ärgert, aber
der Spaß soll es mir wert sein, sagen wir 50 Pfennig?“ „Na ja“, sagte der Wirt, „mit einer Mark
hätte ich schon gerechnet.“ „Also gut“, sagte der Mann, „hier haben Sie eine Mark, ich will mal
nicht so sein. Wo haben Sie denn die Figur her?“, fragte nun scheinheilig der "Viehhändler"
Da erzählte ihm der Wirt dass ein Nachbar ihm die Figur gebracht hat, der dann Schnaps
dafür haben wollte. Dann meinte der Wirt, der hat noch mehr von diesen Figuren die er mir
als Zahlung für Schnaps und Bier geben will. Aber die soll er mal ganz schön behalten.
 
Dem Antiquitätenhändler wurde es ganz schwindlig, als er hörte, dass noch mehr solche
wertvolle Figuren da sind. Sofort regte sich in seinem Kopf ein Plan. „Ach ja Herr Wirt“, sagte der
Fremde, „ich habe noch eine Idee, ich komme Morgen an einem Kinderheim vorbei, die
armen Kinder würden sich über die Figuren sehr freuen, wenn Sie die anderen Figuren
von dem Mann der so gerne Schnaps trinkt, besorgen könnten, würden wir beide noch
ein gutes Werk tun. Die Kinder wissen ja nicht, dass die Figuren wertlos sind, Hauptsache
sie haben ihren Spaß daran.“ Der Antiquitätenhändler sagte das so überzeugend, dass der
Wirt glatt darauf herein fiel. „Ja, ja, das ist eine gute Idee“, sagte erfreut der Wirt, „ich kaufe
Rudolf alle Figuren ab, der wird sich freuen.“ Der Mann verabschiedete sich und gab dem
Wirt schon mal als Anzahlung 10 Mark. „So bis Morgen“, sagte der Wirt, „ach so, wie ist
denn Ihr Name Herr...“ Schnell hatte der Fremde einen Name parat: „Ich heiße Hans
Töppner, also bis Morgen.“
Am anderen Morgen kam „Hans Töppner“ mit seinem Kollegen Ewald zu Pelle ins Lokal
das schon offen war. Der Wirt saß zu diesem Zeitpunkt unter der Theke, um ein Leck am
Spülbecken abzudichten. Seine Frau war in der Küche. Die beiden Gäste dachten sie
wären alleine im Lokal und die Wirtsleute wären im Garten, denn sie sahen einige
Personen im Garten hinterm Haus arbeiten. Der Wirt wollte gerade unter der Theke
hervorkommen. Da hörte er wie eine Männerstimme, die er jetzt als die Stimme von Hans
Töppner erkannte, sagte: „Pass auf Ewald, gleich kommt der größte Vollidiot von Schotten,
den werden wir jetzt mit den Figuren wie eine Weihnachtsgans ausnehmen, wenn der wüsste,
dass seine Figuren ein Vermögen wert sind, der würde uns hochkantig aus seinem Lokal
raus werfen, dieser Bauerntrottel. Psssst, ich höre was“, sagte Hans zu Ewald. Die Wirtin
hatte wie ihr Mann jedes Wort mit gehört. Ihnen blieb fast die Luft weg. Der Wirt robbte sich
ganz flach in die Küche und besprach schnell mit seiner Frau einen Plan, den sie gleich
ausführen wollten. Dann polterte der Wirt ein wenig, so als wäre er im Garten gewesen.
„Oh“, sagte er überrascht, als er ins Lokal kam, „ich habe gar nicht gehört, dass jemand im
Lokal ist, so früh kommt selten jemand. Meine Frau ist außer Haus bei ihrer kranken Tante.“
„Darf ich vorstellen, das ist mein Kollege Ottwin Bell, ich habe ihn zufällig heute Morgen
getroffen“, sagte Hans, der auch für seinen Kollegen Ottfried schnell einen falschen Namen
erfand. Der Wirt kochte innerlich vor Wut, doch er riss sich zusammen und tat so, als würde
er sich freuen. Er merkte dass Hans Töppner gar nicht schnell genug erwarten konnte, die
Figuren in Empfang zu nehmen. Langsam holte der Wirt einen Karton unter der Theke vor,
stellte alle Figuren auf die Theke und sagte: „Genau 12 Stück, eine schöner wie die andere.“
Hans und Ewald waren außer sich vor Gier, sie konnten gar nicht schnell genug die Figuren
wieder in den Karton packen um dann schnell zu verschwinden. „Halt“, sagte der Wirt,
„ich kriege noch Geld.“ „Wieso?“, sagte Hans, „ich hab doch gestern schon alles bezahlt.“
„Ja 10 Mark, aber es sind 12 Figuren, also kriege ich noch 2 Mark.“ Unwillig knallte Hans
2 Mark auf die Theke. Gerade wollte er die letzte Figur von der Theke nehmen, da betrat
eine vornehme Dame ins Lokal. Sie trug einen Mantel mit Fuchsschwanzkragen, Hut mit
Tüll und Stöckelschuhe. Selbst ihr Mann der Wirt hätte seine Frau kaum erkannt, wenn
sie nicht zusammen diesen Plan ausgeheckt hätten. „Sagen Sie bitte, meine Herren, wer
von Ihnen ist denn der Herr Wirt?“ „Ich bin der Wirt“, sagte Pelle und musste sich das
Lachen verkneifen. „Donnerlitsch“, dachte Pelle, „so habe ich meine Frau lange nicht
mehr gesehen, sieht ja direkt schnuckelig aus“, dann sagte er „was möchten Sie denn
gerne, gnädige Frau?“ „Ja da sind sie ja“, rief sie aus und nahm die beiden Figuren
die auf der Theke standen in die Hand, „man hat mir berichtet, hier wären Figuren
aufgetaucht, was glauben Sie Herr Wirt, wie lange ich nach diesen Figuren gesucht habe.
Herr Wirt, Sie wissen ja gar nicht was Sie da für einen Schatz haben, die Figuren sind ja
ein Vermögen wert.“
Die "vornehme Dame" steigerte sich so in Rausch und fiel beinah in einen gekünstelten
Ohnmachtsanfall, so hatte sie die beiden Figuren in Freudenrausch gebracht. Die beiden
Herren waren so perplex, dass sie sich setzten mussten. Sie hatten eine solche Wut,
dass sie beinah geplatzt wären. Da schaute sie in den Karton mit den anderen Figuren
und schrie erneut, aber noch intensiver. „Herr Wirt, ich bezahlen Ihnen jeden Preis“, dann
wühlte sie im Karton und drückte eine Figur nach der anderen an ihr Herz. „Mein Gott,
was bin ich so glücklich.“ Jetzt kullerten ihr sogar Tränen aus den Augen. Sie wischte sich
die Tränen aus den Augen und sagte in stolzem Ton: „Darf ich mich vorstellen, ich bin
die Gräfin Amalie Agathe Elleonore, Gattin von Konsul Stanislav Graf Augustus von
Ardennen zu Hohen Staufenfels. Bitte Herr Wirt, nennen Sie mir den Preis für alle Figuren,
ich zahle was Sie verlangen.“
Dann nahm sie ihre dicke Handtasche, öffnete sie und zeigte den Inhalt dem Wirt und
sagte: „Die 10 Tausend Mark in meiner Tasche ist die Anzahlung.“ Darauf bekam der Wirt
fast einen „Schwächeanfall“ und stotterte: „Was so viel Geld?“ Beide spielten ihre Rolle so
echt, dass jeder darauf hereingefallen wäre. „Sie bekommen heute Nachmittag noch mal
Zehntausend Mark. Hier nehmen Sie die Tasche mit dem Geld, mein Chauffeur holt mich
nachher ab, dann fahren wir zur Bank und holen die anderen Zehntausend Mark ab. Bitte
geben Sie gut auf die Figuren Acht, damit sie niemand stielt.“ „Selbstverständlich, gnädige
Frau Gräfin, ich werde die Figuren hüten wie mein Augapfel“, sagte der Wirt. Dann ging
sie zur Tür, lächelte und meinte: „Herr Wirt, Sie haben mich so glücklich gemacht“, dann
winkte sie noch. „Bis heute Mittag“, dann ging sie hinaus und verschwand ums Haus herum
in ihre Küche. Hans und Ewald waren so geschockt, dass ihnen das Geschäft ihres Lebens
durch die Lappen gegangen war und mussten sich geschlagen geben. So ein verdammtes
dummes Weib, hat uns alles kaputt gemacht, sie waren so wütend dass sie sich nicht mehr
beruhigen konnten. Da sagte Hans zum Wirt: „Aber wir wollten doch die Figuren dem
Kinderheim schenken.“ Da brauste der Wirt auf, „ihr seid ganz gerissene Gauner, ihr habt
genau gewusst dass die Figuren sehr wertvoll sind, ihr wolltet mich übers Ohr hauen.
Gott sei Dank ist die Gräfin gekommen, sonst wäret ihr jetzt mit den Figuren über alle
Berge.“ Hans druckste jetzt herum und gab zu, dass er geschwindelt hätte, doch der Wirt
tat ziemlich böse mit den beiden.
Da sagte Hans zum Wirt: „Hören Sie Herr Wirt, ich will meinen Fehler wieder gut machen
und biete Ihnen noch 5000 Mark mehr.“ Der Wirt tat zuerst so, als wenn er immer noch
wütend wäre, dann kratzte er sich hinterm Ohr und meinte: „Sie sehen also Ihren Fehler
ein, da will ich mal nicht so sein, eigentlich waren Sie ja zuerst da und wenn Sie ja mehr
bezahlen, dann sollen in Gottes Namen die Figuren Ihnen gehören.“ Der
Antiquitätenhändler griff in seine dicke Brieftasche, zählte 25 000 Mark (Damals war noch
eine andere Währung, wir haben es in Mark umgerechnet.) Dann gab er die Summe
zähneknirschend dem Wirt. Dann packten sie die Figuren zusammen und verschwanden
so schnell sie konnten.
Ja so war die Geschichte mit den Holzfiguren von Naban, dem damaligen Schottener
Bildhauer. Doch die Wirtsleute behielten das Geld nicht für sich, sondern gaben es Rudolf,
dem Finder der Figuren. 
 
 
 
 
Teil   4
Der Marienaltar
Unsere nächste Geschichte ist aus dem Jahre 1386, wir erzählen das Geheimnis vom
Marienaltar in der Schottener Liebfrauenkirche.
An einem Abend im Mai des Jahres 1386, ging der damalige Pfarrer Josef Jendrich zum
Bildhauer und Maler Nikolaus Bernadin, um ihn zu bitten, er möge für die Liebfrauenkirche
einen Altar errichten. Nikolaus war erfreut, dass der Pfarrer ihm den Auftrag geben wollte,
doch er war auch erschrocken über so viel Ehre. Hochwürdiger Herr Pfarrer, sagte Nikolaus:
„Ich bin nicht würdig und auch nicht fähig, ein solches Werk zu erbauen, Gott verzeihe mir.“
Pfarrer Jendrich bat darauf hin Nikolaus erneut, er möge doch mit ihm in die Kirche gehen,
um den Herrn um Erleuchtung zu bitten. Am nächsten Tag gingen beide in die
Liebfrauenkirche, sie knieten sich nieder und beteten zu Gott.
Als Nikolaus seine Augen öffnete, war er alleine in der Kirche. Eine unheimliche Stille war
in ihm, inbrünstig bat er Gott um Hilfe, ihm ein Zeichen zugeben, wie er den Altar erbauen
sollte. Nikolaus fragte den lieben Gott: „Was meinst du mein Vater, welches Material sollen
wir nehmen, welche Farben leuchten am Schönsten?“ Eine halbe Stunde lang sprach
Nikolaus so mit Gott.
Dann ging er zu dem Platz wo der Altar gebaut werden sollte. Plötzlich sah Nikolaus
durch die Lichteinflüsse und den Sonnenstrahlen viele Farben, die so vollendet wirkten,
dass es aussah, als hätte Gott ihm den Altar für Momente gezeigt, wie er ihn erbauen soll.
Noch nie sah Nikolaus ein so wunderbares Farbenspiel, das durch die großen
Kirchenfenster erhellt wurde und so den Anblick der Gotik für Augenblicke festhielt, die der
Allmächtige in seiner unendlichen Weisheit zum Dank für die Gebete und den tiefen Glauben
von Nikolaus und Josef geschenkt hatte, um das Werk zu krönen. Jetzt wusste Nikolaus,
dass Gott ihm das Zeichen gegeben hatte und machte sich noch in der gleichen Stunde
ans Werk. Nikolaus baute genau nach den Vorsehungen den Marienaltar. Von Tag zu
Tag rückte die Vollendung des Altares immer näher.
Die Kunde vom Marienaltar ging zu jener Zeit wie ein Lauffeuer umher, immer mehr
Menschen kamen dadurch nach Schotten um das Meisterwerk zu bewundern. Zu Ehren
von Nikolaus veranstaltete man ein kleines Fest. Die Menge jubelte dem Meister zu,
doch Nikolaus blieb bescheiden im Hintergrund und sagte, sie möchten nicht ihm,
sondern Gott danken. Meine Schwachheit wäre ohne die Hilfe Gottes und die
Unterstützung durch Pfarrer Jendrich und seinen Helfern nicht in der Lage gewesen,
je einen Pinselstrich zu führen, dafür sei er aus ganzer Seele dankbar. Danach ging
er in seine kleine Hütte und schnitzte neue Werke. Fast fünf Jahre später starb
Nikolaus der Meister, wie er überall ehrfürchtig genannt wurde.
 
 
Im Jahre 1920, Jahrhunderte später, durchstreiften Wanderer den Vogelsberg und
fanden eine kleine Höhle, die sie zufällig entdeckten. Als sie die Höhle in Augenschein
nahmen, fanden sie eine Steinplatte in der Größe etwa 40x 30 cm, darauf erahnten sie
eine Beschriftung. In all den vielen Jahren, überzog die Platte eine natürliche Verwitterung,
so dass die Wanderer vorsichtig die Schrift freilegten. Jetzt konnten sie auf der
Steintafel lesen: Nikolaus Bernadin, geboren am 22. Mai 1350, am 30 Dezember 1390
nahm Gott ihn in Sein himmlisches Reich. Nikolaus hat zu Ehren Gottes den Marienaltar
zu Ehren Gottes in Schotten erschaffen.
Die Wanderer hatten aus Ehrfurcht die Steinplatte wieder an ihren Platz gelegt, dann
banden sie aus Gräser einen kleinen Kranz, dazu banden sie ein kleines Kreuz aus
2 Ästchen und bedeckten alles mit Laub zu. Alle sprachen ein Gebet. Es war für alle
ein ergreifender Moment, als sie die Steinplatte fanden. Sie versprachen, dass
niemand anderes erfahren soll, wo die kleine Höhle ist.
 
 
 
 
Teil   5
Die Räuberbande kontra Leda
Zu dieser Zeit, als sich die Kunde vom Schottener Marienaltar verbreitete, kamen immer
mehr Menschen von überall her, um dieses Kunstwerk zu sehen. Unter die vielen Menschen
mischte sich auch eine gefürchtete Räuberbande unters Volk, um im geeigneten Moment
zu zugreifen. Die 13 Räubergesellen und ihr Anführer Räuberhauptmann Ugalla, agierten
ihre Raubzüge so geschickt, dass sie immer entkamen, ohne dass sie entdeckt wurden.
Überall in der ganzen Gegend wurden Wachen aufgestellt, doch die Räuber hatten alle
überlistet. Schon seit ein paar Tagen hatten sie den reichen Kaufmann Gregor
Hahnebaum und seine Frau Hamilla im Visier und warten auf den rechten Zeitpunkt,
sie zu berauben. An diesem Sonntagmorgen, fuhren die Hahnebaums mit ihrer Kutsche
von ihrem großen Hof aus, der etwa 2 Km von Schotten lag, zum Gottesdienst nach
Schotten. An diesem Morgen wollten die Räuber die Kutsche überfallen, sie hatten es auf
den wertvollen Schmuck von Hamilla abgesehen. Nun wollten die Räuber im Anliegen
Hahnebaums nach Wertsachen suchen, doch der Hof war so stark von Bewohnern und
Wachhunden bewacht, dass die Räuber keine Chancen hatten, unbeschadet auf den
Hof zu gelangen. So warteten sie in einem Versteck ab, bis die Hahnebaums den
Heimweg nach dem Kirchgang antraten. Vor der Kirche stand die Kutsche der
Hahnebaums mit ihrem Kutscher Hamas. Indessen waren die Hahnebaums in die Kirche
gegangen. Hamas sah unter den vielen Leuten die keinen Platz in der Kirche fanden, ein
altes Mütterchen, die kaum noch stehen konnte und sich auf ihrem Gehstock stütze.
„Kommt Mütterchen, setzt euch hier auf den Wagen, die Plane gibt euch Schutz vor der
Sonne, sagte Hamus zu ihr.“ Dankbar folgte die alte Dame Hamus Rat und setzte sich in
den Wagen. Die Dame war bald danach eingeschlafen. Als der Gottesdienst beendet war,
gingen die Hahnebaums zu ihrer Pferdekutsche um nach Hause zu fahren. Gregor sprach
noch mit ein paar Leuten. Als Hamilla die alte Frau in der Kutsche sah, fuhr sie
Hamus an: „Was macht die alte Frau in unserem Wagen, schmeiß sie sofort heraus.“
„Bitte verzeiht mir“, sagte leise die alte Dame. Hamilla packte die erschrockene Dame
und wollte sie gerade hinaus werfen, da kam Gregor und rief: „Was machst du da Hamilla,
lass die Frau los.“ Hamilla zischte vor Wut und ihr reichlicher Edelschmuck baumelte an
ihr herum, da ließ sie die Dame los. „Bleibt nur sitzen, gute Frau“, sagte Gregor
beruhigend zur Dame, „seid willkommen, wir bringen euch nach hause.“ „Ich danke
euch edler Herr“, sagte sie mit Tränen in den Augen, „aber das kann ich nicht annehmen.“
„Von wo her seid ihr denn“, fragte Gregor. „Von Busenborn, edler Herr“, sagte Leda
Nadeschka, so ihr Name, „ich bin schon ganz früh von zu Hause hier hin gegangen
und wollte zum Gottesdienst und Gott danken, dass ich wieder besser laufen kann
und auch um den Marienaltar zusehen, aber ich habe den Altar nicht sehen können.“
„Oh ja“, sagte Gregor, „der Altar ist wunderschön, kommt gute Frau, ich bringe euch
zur Kirche, ihr sollt den Altar sehen.“ Leda war so gerührt, dass sie vor Freude laut weinte.
Die ganze Zeit saß Hamilla auf dem Wagen und spielte an ihren auffallenden
Schmuckstücken nervös herum. Als dann noch Gregor Leda zum Mittagessen auf ihrem Hof
einlud, war sie vor Wut nicht mehr zu halten, doch Gregor wies seine Frau zu Anstand, diese
schmollte gereizt und unwirsch. Leda saß ganz hinten im Planwagen auf einer Decke und
sah in den Wald hinein. Als die Kutsche in eine unübersichtliche Kurve im Wald langsam 
kam, sah Leda plötzlich die Räuber wie sie sich von hinten an die Kutsche heranmachen
wollten, um sie auszurauben. Gerade wollte der erste Räuber in die Kutsche steigen, da
nahm Leda alle Kraft zusammen und schlug mit ihrem Gehstock auf den Räuber. Der
Räuber ging zu Boden, da wollte der nächste Räuber in den Planwagen steigen, da schlug
Leda erneut zu. Auf diese Weise hatte Leda 8 Räuber außer Gefecht gesetzt. Die
anderen 5 Räuber hatten so einen Schrecken bekommen, dass sie die Flucht ergriffen.
Alles ging so schnell, so dass Gregor und Hamus gar nicht mitbekamen, was sich dahinten
abspielte, dann hörten sie Leda wie sie vor Wut schrie, oh ja ihr Lumpenpack, anständige
Bürger zu überfallen, aber nicht mit uns ihr Räuberbande. Dann sahen sie dass Leda sie
vor der Räuberbande geschützt hatte. „Mein Gott“, rief Hamilla zu Leda, „ihr habt uns vor
dem Schlimmsten bewahrt, wir stehen tief in eurer Schuld.“ Hamilla, Gregor und Hamus
drückte Leda an ihr Herz und wollten sie vor lauter Freude über die Errettung vor den
Räubern gar nicht mehr los lassen. Da lächelte Leda und meinte erfreut: „Die kommen
so schnell nicht wieder, die sind nur stark wenn sie im Rudel ihr Unwesen treiben
können, ich kenne die Räuber, sie haben vor 2 Jahren meine Hühner gestohlen. Aber
jetzt haben wir es ihnen heimgezahlt.“ Von diesem Tage an waren Leda und die
Hahnebaums die besten Freunde geworden und Hamilla wurden die besten Freundinnen.
Hamilla lud öfters Leda zum Nachmittagstee ein. Als dann nach einem halben Jahr
Leda ihren 75. Geburtstag feierte, machten die Hahnebaums Leda ein Geschenk.
Sie baten Leda auf ihren Hof zu kommen, um dort zu wohnen. Leda war so erfreut
über diese Ehre, doch sie wollte keinem zur Last fallen. Aber alle Hofbewohner ließen
nicht locker, bis Leda einwilligte. Es war eine wunderbare Eintracht mit allen Bewohner,
alle liebten ihre Leda bis zu ihrem Tode machte sie sich nützlich und war der gute
Geist auf dem Hahnebaumhof. An einem Sonntagmorgen waren Leda und die
Hahnebaums zur Kirche gefahren, gerade hatte der Pfarrer die Predigt beendet,
da sackte Leda zusammen. Alle fühlten dass es mit Leda zu Ende geht. Sie bat
mit leiser Stimme, noch einmal den Marienaltar berühren zu dürfen. Sie trugen sie
mit Tränen in den Augen Leda zum Marienaltar und legten ihre Hand auf den Altar.
Leda lächelte und sagte mit schwacher Stimme: „Jetzt holt mich der liebe Gott zu
sich in den Himmel.“ Sie schaute alle an und bedankte sich für ihre Liebe, dann
starb sie in den Armen Hamillas. Alle weinten um ihre geliebte Leda, und waren tief
traurig. Sie wurde 90 Jahre alt.
Leda wurde in der Liebfrauenkirche aufgebart, drei Tage lag sie in Linnen und Blumen
 gehüllt. Ein Lächeln in ihrem Gesicht ließ sie so schön aussehen, als wenn sie noch
leben würde. Viele Menschen gaben Leda das letzte Geleit. Unter den vielen Trauernden
stand ein alter Mann mit grauen Haaren und grauem Bart und weinte leise gebückt vor
sich hin und murmelte, verzeihe mir Leda, dann ging er weinend vom Gottesacker.
Es war der frühere Räuberhauptmann Ugello, der die Hahnebaums und Leda damals
mit seiner Bande überfallen hatte, aber Leda hatte durch ihre Unerschrockenheit die
Räuber mit ihrem Gehstock in die Flucht getrieben. Ugello hatte schon damals seine
bösen Taten bereut und ist danach ein guter Mensch geworden und er hat auch
Wiedergutmachung geleistet.
 
Teil   6
Die verschwundene Monstranz
In unserer nächsten Geschichte erzählen wir das Geheimnis der Monstranz.
Als in den Abendstunden 1502 im Mai in der damaligen katholischen Liebfrauenkirche
in Schotten ein schwaches Licht flackerte, dachten die Leute die an diesem Abend an
der Kirche vorbei kamen, Kaplan Franz Möbor wäre in der Kirche, denn er war öfters
abends in der Kirche um dort Arbeiten vorzunehmen, die durch sein Handwerkliches
Können die Kirchengemeinde finanziell entlastete. Pfarrer Hanno Weimann hatte den
Fuß gebrochen und musste dadurch das Bett hüten. Kaplan Möbor tat ihn würdig
vertreten. Die ganze Zeit schaute der Metzgermeister Hannes Bröschner, der auf
dem Weg nach Hause war, zu dem Kirchenfenster, von wo man das flackernde
Licht sah. Er fragte den ebenfalls in das Fenster schauende Xafer Tobner, was da
in der Kirche los sei, dass Licht brenne. Xafer zuckte mit den Schultern und meinte:
„Bestimmt ist unser Kaplan wieder in der Kirche am Arbeiten.“ „Das kann nicht sein“,
sagte Hans, „ich habe den Kaplan Möbor gerade eben noch gesehen, er hilft bei der
alten Stockner Henny beim Anstreichen ihrer Küche.“ „Dann muss es jemand
anderes sein, unser Pfarrer kann es auch nicht sein, der liegt mit gebrochenem
Fuß im Bett“, meinten einige Leute die auch in der Kirche das Licht sahen. Jetzt
wollten sie wissen, wer noch so spät in der Kirche ist, aber das Kirchenportal war
abgeschlossen. Plötzlich wurde es in der Kirche dunkel. „Schnell lauf zur Stockner
Henny, dort ist unser Kaplan, sag ihm er möchte schnell zur Kirche kommen“, sagte
Hans zu einem Buben, der mit seinem Vater vor der Kirche stand. Nach einigen
Minuten kam der Kaplan angerannt. „Um Gottes Willen“, rief er, „was ist denn
passiert?“ Mit ein paar Worten erklärten sie Kaplan Möbor die Sachlage, dieser
schloss das Kirchenportal auf, doch sie konnten wegen der Dunkelheit nicht sehen,
was in der Kirche sein könnte und weshalb vorhin Licht flackerte. Sie drängten sich
alle in die Kirche. Kaplan Möbor ging vorsichtig zum Altar, dort holte er ein paar
Kerzen, damit sie Licht hatten. Doch keiner wusste richtig was los war. Plötzlich
schrie Kaplan Möbor: „Mein Gott, die Monstranz ist nicht mehr da.“ Aber der Dieb
hatte sich längst in der Dunkelheit unter die vielen Menschen gemischt, bevor es in
der Kirche durch das Kerzenlicht hell wurde. Inzwischen war fast die ganze Stadt
Schotten auf den Beinen und suchte in allen Richtungen nach dem Dieb. Aber der
Dieb und die Monstranz waren nicht auffindbar. Wer war der Dieb und was hatte er
mit der Monstranz vor? Darauf konnte niemand eine Antwort geben. In dieser Nacht
beteten die Menschen zu Gott, er möge ihnen beistehen, die Monstranz wieder zu
finden. Als Pfarrer Hanno Weimann von dem Diebstahl erfuhr, war er entsetzt und
brach in Weinen aus. Er humpelte trotz großen Schmerzen zur Kirche, doch auch
er konnte sich nicht erklären wer solchen Frevel begangen hat. Die Gendarmerie
setzte alle Hebel in Bewegung, um den Dieb zu finden, aber wo sie auch suchten,
der Dieb und die Monstranz war wie vom Erdboden verschluckt. Fast 14 Tagen
waren vergangen, Kaplan Möbor ging an diesem Sonntagmorgen schon ganz früh in
die Kirche, er hatte in der Nacht einen Traum, der ihm sagte, er solle zur Kirche
gehen, dort wird er ein Zeichen erkennen. Kaplan Möbor warf sich zu Boden und
betete zum Himmel und er war fest überzeugt, dass die Monstranz heute wieder zur
Kirche zurück finden wird. Inzwischen kamen schon die ersten Kirchenbesucher und
 sahen ihren Kaplan am Boden liegen. Sie waren bestürzt, weil sie glaubten, ihr
Kaplan wäre tot. Da sagte Kaplan Möbor: „Betet alle inbrünstig zu Gott, heute wird
er uns ein Zeichen senden wo die Monstranz ist.“ Als Kaplan Möbor mit den
Messdienern am Altar stand, schaute er zur Decke und spürte dann einen Tropfen
Wasser auf seiner Hand. Dann folgten noch zwei Tropfen Wasser auf seine Hände.
Kaplan Möbor lief so schnell er konnte die Treppe zur Empore hoch, dort oben
standen einige Kisten und Kasten auf dem Boden. Sofort räumte er die Sachen bei
Seite, da sah er die Monstranz unter einer Kiste liegen. „Ein Wunder, ein Wunder“,
rief der Kaplan und lief mit der Monstranz die Treppe herunter. Ein unsagbarer
Jubel brach unter den Gottesdienstbesucher aus, alle dankten Gott. Zu dieser Zeit
hatte eine Dachziegel auf dem Kirchendach eine winzige Bruchstelle, von dort aus
drang Feuchtigkeit nach unten auf den Dachboden. Und genau dort an der Stelle,
hatte der Dieb ohne es zu wissen, die Monstranz versteckt, die er später bei sicherer
Gelegenheit holen wollte. Doch dazu kam es nicht mehr. War es ein Wink des
Himmels? Ja die Menschen waren überzeugt, dass Gott ihnen durch die
Wassertröpfchen ein Zeichen gab, wo die Monstranz versteckt war. Eine Woche
später, Kaplan Möbor wollte gerade nach Abschluss der Beichtstunde den Beichtstuhl
verlassen, da sah er einen jungen Mann mit gesenktem Haupt auf ihn zukommen, der
ihn mit leiser und brüchiger Stimme fragte, ob er noch beichten dürfe. Nach dem
Kaplan Möbor dem jungen Mann die Beichte abgenommen hatte, kam er erleichtert
aus dem Beichtstuhl. Er ging zum Altar, kniete sich nieder und sagte mit
tränenerstickter Stimme: „Mein Himmlischer Vater, du hast mir im Beichtstuhl durch
den hochwürdigen Kaplan meine schwere Schuld verziehen, jetzt bin ich in meinem
Herzen sehr erleichtert das ich es gesagt habe, dass ich der Dieb war der die
Monstranz gestohlen hat. Ich bereue es aus ganzem Herzen und aus tiefster Seele.“
Er schaute auf zur Monstranz, seine Augen strahlten mit den Tränen der Reue
verbunden im glücklichen Glanze der Liebe.
Zwei Jahre später wurde Franz Möbor in Nidda Stadtpfarrer und wieder zwei Jahre
später kam an einem Nachmittag ein junger Mann mit seiner Verlobten nach Nidda ins
Pfarrhaus zu Pfarrer Möbor, dieser erkannte den jungen Mann wieder aus  Schotten im
Beichtstuhl. Der junge Mann sagte zum Pfarrer Möbor: „Herr Pfarrer, Sie würden meiner
Braut und mir einen Herzenswunsch erfüllen, wenn Sie unsere Hochzeit in der
Schottener Liebfrauenkirche segnen würden und das Heilige Sakrament der Ehe an
uns ausüben möchten.“ Pfarrer Möbor war sichtlich erfreut dies tun zu dürfen und schon
alsbald war die Hochzeit. Gerade als das junge Brautpaar sich das Jawort gaben,
schien die Sonne durch das Kirchenfenster und strahlte so stark die Monstranz an, so
dass es aussah, als stände sie in Flammen. Die hellen Strahlen die die Monstranz
erfassten, hatten soeben auch die Augen des Bräutigams gespiegelt so dass die
Monstranz deutlich darin zu sehen war. Seine Braut hatte dies sofort gesehen, was
da soeben in den Augen ihres Bräutigams sich spiegelte.
Er hatte sich schon lange vor der Verlobung ihr anvertraut, dass er damals die
Monstranz in der Kirche stehlen wollte und sie hatte ihm längs verziehen. Pfarrer Möbor
und das Brautpaar wussten dass Gott soeben ein Zeichen gegeben hatte, und dem reuigen
jungen Mann alles verziehen hatte. Es war wohl der schönste Tag in ihrem Leben, alles
hatte sich zum Guten gewendet und niemand außer den Dreien wusste wer der Täter war.
Die Menschen waren damals hocherfreut dass die Monstranz durch ein Wunder gefunden
wurde und so ihre Gebete erhört wurden. Das junge Paar bekam 4 Kinder und alle waren
bis an ihr Lebensende glücklich. Wir Menschen sind oft dabei, jemand der einmal
gestrauchelt ist zu verurteilen, doch Gott würde das niemals tun, er ist in seiner Liebe
unendlich verzeihend.
 
 
 
 
 
Teil 7
Das Heilkräutlein
 
Unsere nächste Geschichte ist aus dem Jahre 1187                                
Zu dieser Zeit wohnte in den Wäldern zwischen Nidda und Eichelsachsen ein Mann mit
Namen Konradin, der für jede Krankheit ein Kräutlein hatte. Er war ein sehr frommer
einfacher Mann, der beim Volke hohes Ansehen hatte, aber in den hohen Kreisen als
Scharlatan galt. Besonders die Ärzte hatten es auf ihn abgesehen, denn Konradin heilte
die armen Leute ohne etwas dafür zu verlangen, dagegen verlangten die Ärzte von dem
Kranken viel Geld, das sie aber kaum zahlen konnten. So brachte man immer mehr
Kranke zur Hütte von Konradin in einem Waldstück, der durch seine Heilkraft und den
Segen Gottes wunderbar wirkte und die Kranken von ihren Leiden befreite.
Zu dieser Zeit war Graf Bertholds Gattin plötzlich schwer krank geworden. Die Ärzte
versuchten alles was in ihrer Macht stand, um ihr Leben zu retten. Doch sie sahen keine
Hoffnung mehr. In seiner   Verzweiflung klammerte sich Graf Bertold an die Heilkraft von
Konradin, den er bisher nur hochnäsig behandelte und bat ihn ins Schloss zu kommen.
Unterdessen war Bertholds Frau zusammen gebrochen und war dem Tode nahe. Die
Ärzte sagten, es gehe mit ihr zu Ende. Alle warteten jetzt mit Bangen auf den Tod, der
schon ums Haus sei, wie ein Leibarzt sagte.  
Als Konradin am späten Abend eintraf, standen die Ärzte um das Krankenbett herum und
warteten jede Minute auf das Ableben der Gräfin. Als Konradin ins Krankenzimmer kam,
warfen die Ärzte arge Blicken auf ihn. Konradin mixte eine Kräutermischung und gab sie
der schwerkranken Gräfin. Schon nach einer Stunde verbesserte sich der
Gesundheitszustand der Gräfin so sehr, dass sie sogar wieder aufstehen konnte.
Dr. Schwan und die anderen Ärzte untersuchten die Gräfin und sie waren total verblüfft,
dass die Gräfin fast vollkommen geheilt war. Graf Berthold war außer sich vor Freude
und wollte Konradin reichlich belohnen, doch Konradin war schon längst wieder zurück
zu seiner Hütte gegangen.
Am anderen Tag fuhren Graf Berthold und Dr. Schwan zur Hütte von Konradin. Sie
mussten schon lange suchen bis sie die kleine Hütte fanden. Als sie endlich die Hütte
fanden, klopften sie an die Hüttentür und Konrad bat sie herein.
Überall hingen an der Decke der Hütte kleine Krüge aus Lehm gebrannt, die
verschiedene Kräuter beinhalteten. Daneben hingen viele Büschel aus Wurzeln und
Gräser. Berthold hatte eine Menge Geschenke in seinem Wagen die er Konradin zum
Dank geben wollte, doch Konradin bat den Grafen die Geschenke an die vielen
Hilfsbedürftigen zu verschenken, was er dann auch tat.
Graf Berthold und Dr. Schwan waren tief bewegt, welche wunderbare Kraft und
Nächstenliebe von Konradin ausging, dieser bescheidene Mann, der schon so vielen
Menschen und Tieren geholfen hatte, wohnt in den ärmlichsten Verhältnissen, obwohl
er die schönste Villa mit allem drum und dran haben könnte. „Wo habt ihr all das Wissen
her, dass ihr die Krankheiten heilen könnt?“, fragten die beiden hohen Herren. Da
lächelte der bescheidene Konradin und sagte leise: „Ihr seid studierte Herrn, ich dagegen
bin ein einfacher unbedeutender Mann. Jedoch jeder bekommt bei seiner Geburt von Gott
etwas in die Wiege gelegt, so gibt Gott die Möglichkeit zu erkennen etwas daraus zu
machen. Ich danke Gott dass er mir die Gabe geschenkt hat, Krankheiten durch seine
Hilfe zu erkennen und sie zu besiegen. Gott hat für jede Krankheit ein Kräutlein
wachsen lassen.“
„Ihr könntet doch mit eurem Wissen sehr viel Geld und Ruhm erlangen.“ Da blickte
Konradin die beiden Herren an und sagte: „Mein Leben ist durch Gottes Hilfe und der
Liebe der Menschen und den Tieren und der ganzen Natur in den allerbesten Bahnen
und so schließt sich der Kreislauf des Gottgewollten Gleichgewichts. Kein Geld und
Ruhm könnten mich jemals so glücklich und zufrieden machen, als dieses wunderbare
Leben, das mir Gott geschenkt hat.“
Nun fragte Berthold Konradin, nach dem blauen Blütchen, das hier in der Nähe wachsen
soll. „Ja“, sagte Konradin, „ich kenne die genaue Stelle im Sonnenland, ich gehe von
Zeit zu Zeit an diese Stelle um mir ein paar Blütchen zu holen.“ (Noch heute sollen
diese äußerst seltenen blauen Blütchen, die eine solche Heilkraft besitzen, um viele
Krankheiten aus dem Körper zu treiben, an einer verborgenen Stelle zwischen
Eschenrod und Eichelsachsen wachsen.) Es gibt nur noch ganze zwei Exemplare davon,
die nur zwei Leute kennen, diese hüten sie wie ihr eigener Augenapfel.
„Wie kommt es, dass dieses einzigartige blaue Blütchen gerade dort an dieser Stelle
wächst?“, fragten Berthold und Dr. Schwan erstaunt? Konradin sagte: „Durch den vor
Millionen Jahren erloschenen Vulkan, ist genau an dieser Stelle eine Substanz aus der
Erde geschleudert worden und hat sich in wenigen Minuten durch die Sonnenstrahlen
zu einem Geflecht gebildet. Durch das aus der Tiefe der Erde herausgeschleuderte
Substanzmaterial, sind Sporen einer versunkenen Welt an die Oberfläche gelangt,
die sich dann in einer Tiefe von fast 4 Fuß auslagerten. Dann dauerte es noch viele
Hunderttausenden von Jahren, bis sich die Sporen zu diesen blauen Blütchen entwickeln
konnten und eine solche Heilkraft hervorrief, dass schon winzige Blütenteilchen diese
extrem heilenden Kräfte hervorrufen konnten.
Erst vor 400 Jahren wurde dieses Blaue Blütchen wieder entdeckt, aber seine Heilkraft
war bis dahin nicht erkannt worden. Diese Blütchen haben eine einzigartige Heilkraft, die
abgestorbenen Zellen im Körper sofort wieder ersetzt. So dass alle Krankheiten aus
dem Körper vertrieben werden.
 Diese Pflanze kann nicht sonst wo kultiviert werden, denn die Zusammenhänge warum
sie nur an dieser einzigen Stelle gedeihen, sind bisher nicht auszumachen,
wahrscheinlich wird es späteren Generationen gelingen, die Weiterkultivierung
diese blaue Blütchen hervorzubringen.
Berthold und Dr. Schwan baten Konradin ihnen die Stelle zu zeigen, doch dazu kam es
nicht mehr, denn am anderen Tag nahm Gott Konradin zu sich in den Himmel. Konradin
wurde fast 105 Jahre alt und das sah man ihm nicht im Geringsten an, denn Konradin
wandte für sich selber die Kräuter an die so vielen schon geholfen haben. Konradin hatte
in seinen Aufzeichnungen in denen er all sein Wissen aufgeschrieben hatte, um es der
Nachwelt leichter zu machen, dem damaligen Pfarrer aus Nidda zur Aufbewahrung
gegeben, doch irgendwer hatte alle Unterlagen die in einem Holzkistchen die mit
Wachs ummantelt war, aufbewahrte waren, entwendet. Überall suchte man nach diesen
wertvollen Dokumenten, doch sie waren nicht mehr auffindbar. Konradin hatte schon zu
seiner Lebzeit viel Wissen weiter gegeben, doch jetzt konnte nicht mehr festgestellt
werden, wo das blaue Blütchen wächst. Es war auch die Gefahr gegeben, wenn andere
die Stelle kennen würden, wäre das blaue Blümchen schnell für immer ausgerottet.
So kam in geheimer Mission im Auftrag von Graf Berthold der Botaniker Eschen Rod
nach Sonnenland, wie das Gebiet ums heutige Eschenrod und Eichelsachsen damals
genannt wurde, um die Stelle der blauen Blütchen zu suchen. Nun begann die geheime
Mission, und Eschen machte sich ganz Früh mit seinem voll gepackten Pferdewagen auf
den Weg. Als er am späten Abend in Sonnenland (Eschenrod) ankam, da blickte er von
einer Anhöhe zu dem kleinen Dorf wo man einige Lichter sah, die dann als kleine Feuer
sichtbar wurden. Als er dann in dem kleinen Dorf ankam kam, ihm ein Mann entgegen,
dieser hatte gerade Wache, denn es waren unsicherer Zeiten wo Räuberbanden die
Dörfer überfielen. „Was wollt ihr hier“, fragte der Wachhabende. Eschen durfte nicht
sagen dass er auf der Suche nach dem blauen Blütchen ist, denn das war Geheimsache,
so sagte er zu dem Mann, er sei auf der Durchreise und suche nach Arbeit. „Arbeit könnt
ihr bei uns haben, wir haben uns seit kurzem selber hier niedergelassen um eine Siedlung
zu gründen.“ Der Wachmann Rubert Winghäuser führte den Fremden in sein Haus, da
saßen seine Frau Lieselotte, die Tochter Ermina und der Sohn Menso am Tisch. Eschen
wurde freundlich begrüßt, sie luden den Fremden zum Abendbrot ein. So bald kamen die
Nachbarn Bessel Enschor, seine Frau Emilka und die Tochter Danny und die Oma Tilda.
Bald wurde Eschen allen Siedlern vorgestellt und bald hatte er das Vertrauen aller. Schon
ganz allmählich entstand durch den großen Fleiß aller eine kleine Ansammlung von
Häuschen. Einen Tag vor dem Heiligen Abend war auch endlich die kleine Kapelle fertig
gestellt, so feierten sie am Heiligen Abend das Fest der Geburt Jesu. „Wie sollen wir
denn unser Dorf nennen?“, fragten sich die Bewohner der kleinen Siedlung, die jetzt auf
fast 100 angewachsen waren. Nach langen hin und her kam ein Mütterchen, blickte auf
Eschen und sagte: „Wie wäre es denn mit Eschenrod?“ „Wie kommst du denn darauf?“,
fragten die anderen. Da sagte sie: „Eschen Rod hat uns großes Glück gebracht, so
passt der Name genau, Eschenrod, was aus dem Namen Eschen und Rod
zusammengesetzt ist, heißt zusammen, Eschenrod.“ Alle waren einverstanden und wie
das so im Leben ist, Eschen verliebte sich in Ermina und sie in Eschen, auch Danny und
Menso wurde ein Paar, so war bald eine Doppelhochzeit in der kleinen Kappelle und alle
feierten kräftig mit.
Nach einem Jahr kam bei Eschen und Ermina das erste Kind, ein Mädchen zur Welt und
beide gingen zur kleinen Kapelle und baten Gott um einen Namensgebung. Plötzlich stand
in einem hellen Lichtstrahl ein Mann ganz in weiß vor ihnen und sagte: „Ich bin Konradin,
nennt euer Mädchen Draga, so wie das blaue Blütchen das nicht weit von hier wächst,
dann war Konradin wieder verschwunden.
Inzwischen ist aus der kleinen Siedlung Eschenrod ein stattliches schönes Dorf geworden.
Ob die Stelle gefunden wurde, wo das blaue Blümchen wächst? Wir könnten es sagen,
doch wir müssen schweigen.
Teil   8
Gottfried aus Götzen(hain)
Unsere nächste Geschichte ist aus den Jahren um 1055 herum.
Der kleine Ort Götzen, liegt einen Steinwurf von Schotten entfernt. Wenn Sie jetzt diesen
Vierzeiler lesen, werden Sie sicherlich erstaunt sein, wann und wer diese Zeilen wohl
geschrieben haben mag.
Zum Berg hinauf ins Quellenland, du Götzenhain noch unbekannt, durch Gottfried von der
Rommerlein, wird Götzen schon bald christlich sein.
Hier in dieser Gegend lebte um das Jahr 1055 herum, wo heute der kleine Flugplatz ist, ein
Mann mit seiner Frau in einer kleinen Höhle. Sie ernährten sich von den Früchten und den
Wurzeln die da wuchsen. Beide flochten Körbe, die sie in der Gegend mehr schlecht als
gut verkauften, denn die Leute die hier wohnten, waren arm aber guter Natur. Gottfried
von der Rommerlein und seine Gattin Senni, so die Namen der beiden, waren so um
die 35 Jahre alt. Als sie wieder eine Wagenfuhre Körbe beisammen hatten, packten sie
sie auf ihren Pferdewagen und fuhren hinunter ins Tal.
Die damaligen Wege waren schlecht und auch voller Tücken, denn hinter den vielen Hecken
und Büschen lauerten des Öfteren Räuber um die Leute die des Weges kamen, zu überfallen
und auszurauben. Gerade kamen Gottfried und Senni an eine unübersichtliche Wegstrecke,
da kamen 10 Räuber aus ihrem Versteck und raubten ihnen die Körbe mit samt dem
Pferdewagen. So wie die Räuber gekommen waren, verschwanden sie wieder. Nun
standen Gottfried und Senni da auf weiter Flur und wussten nicht was sie jetzt tun sollten.
Zu jener Zeit wohnten nur wenige Menschen hier in dieser Gegend, so dass sie keine
Hilfe zu hoffen hatten. Die wenigen Leute hatten gegen die Räuberbande nur wenig
Chancen sich zuwehren.
So mussten Gottfried und Senni zu Fuß nach Hause laufen. Sie überlegten wie sie die
Räuber das nächste Mal überlisten konnten, doch das ist einfacher gesagt als getan. Am
anderen Morgen ganz in der Frühe gingen beide nach Schotten, dies Mal gingen sie ganz
vorsichtig des Weges, um den Räubern zu entgehen, sollten sie wieder auf „Kundschaft“
lauern. Gottfried ging immer gebückt ein paar Meter voraus, da sah er einen der Räuber
und dann noch zwei andere Räuber. Er machte seiner Frau ein Zeichen sie solle sich
versteckt halten, da hörte er wie sich die Räuber unterhielten, so schlich sich Gottfried
ganz in die Nähe der Räuber um zu lauschen was sie sagten. Der Wortführer Räuber
Waigel (Nicht zu verwechseln mit dem ehemaligen Finanzminister Waigel) besprach
mit dem anderen Räubern gerade einen Plan, wo sie bei ihrem nächsten Beutezug
kräftig abkassieren wollten. Es war seit Wochen schon bekannt, dass Fürst Hecktor
von Namborn mit seinem Gefolge auf dem Weg nach Fulda, mit reichlichen wertvollen
Sachen in Schotten Zwischenstation machen wollte, wo ihm da einen großen Empfang
gemacht werden sollte. Gottfried konnte nicht ausmachen, wo die Räuberbande
zuschlagen wollte, nur dass am kommenden Samstag, also in zwei Tagen der Überfall
stattfinden sollte.
Gottfried schlich sich wieder zu Senni und erzählte ihr was er soeben gehört hat. Sofort
gingen beide nach Schloss Namborn in der Nähe von Gießen) um dem Fürsten vor den
Räubern zu warnen. Als sie spät am Abend am Schloss ankamen, wollte man ihnen zu
nächst nicht glauben, doch der Wächter Rodewich Optimar glaubte ihnen und brachte
beide zum Gemach des Fürsten, wo Gottfried und Senni vom Fürsten empfangen wurden.
Fürst Hecktor war den beiden sehr dankbar und noch in der Nacht besprachen sie mit
den Bediensteten, wie sie dem Überfall Einhalt gebieten könnten.
Schon bald war ein Plan ausgeklügelt, der der Räuberbande den Gar ausmachen sollte.
Am nächsten Morgen wurden die beiden Planwagen des Fürsten beladen. Im
Begleitwagen des Fürsten wurden Stricke, Knüppel und Stöcke gepackt, dazu noch
18 starke Muskelmänner die im richtigen Moment zu schlagen. Alles wurde nochmals
genau durchgespielt und besprochen, damit die Räuber dingfest gemacht werden konnten,
bevor sie zuschlagen konnten.
Nun begann die Fahrt durch Feld und Wald und alle waren angespannt und gefasst was
da jede Sekunde kommen würde. Als die beiden Wagen in die Nähe der Stelle kamen,
wo heute der Stausee ist, ging der Weg durch ein unübersehbares Waldstück. Plötzlich
sprangen die 10 Räuber aus dem Gebüsch direkt zum Wagen des Fürsten und schrieen:
„Alles aussteigen. Wo ist das Geld und der Schmuck?“, fragte der Räuberhauptmann.
Da lachte der Kutscher des Fürsten und sagte mit einem hässlichen Ton gegenüber dem
Fürsten: „Gut so ihr lieben Räuber, raubt den Fürsten mal ordentlich aus, hier in diesem
Wagen ist nicht, da hinten in dem großen Wagen, da hat er all das viele Geld, das
Geschmeide, den Schmuck und alles Wertvolle versteckt, holt es euch.“ Die Räuber
stürmten den großen Wagen und rissen die Wagentür auf. Der Kutscher hatte seine
„Rolle“ so echt gespielt, dass die Räuber glatt darauf hereinfielen und die große
Überraschung ließ nicht lange auf sich warten. Die Räuber rissen gerade die Wagentür
auf, da bekamen schon einige einen Knüppel auf den Kopf, dann wurden auch die
anderen Räuber blitzschnell mit den Knüppeln niedergestreckt und mit den Stricken
eingerollt.
Die 10 Räuber wurden in den großen Wagen verfrachtet und anschließend ins Burgverlies
Namborn eingesperrt. Die   andere Gruppe begleitete den Fürsten nach Schotten wo er
ein kleines Fest aus Dankbarkeit zu Ehren von Gottfried von Rommerlein und seiner Gattin
Senni gab. Fürst Hecktor begann seine Rede zu Gottfried und Senni gewandt, und sagte:
„Durch die große Hilfe des Hochverehrten Grafen Gottfried von Rommerlein und seiner
Hochverehrten Gattin, Gräfin Senni von Rommerlein aus Götzenhain, wurden wir aus
den Klauen der Waigelsbande gerettet, dazu empfanget aus meinen Händen die beiden
Titel, Graf und Gräfin.
Beide erschraken über so viele Ehre, dann stiftete der Fürst noch einen großen Batzen Geld.
So konnten die ersten Bauernhäuser in Götzenhain gebaut werden. Fürst Hecktor gab
 
Götzenhain den Ehrennamen Götzen. Von nun an blieben Gottfried und Senni in dem kleinen
Dorf Götzen und bauten in gemeinschaftlicher Arbeit mit anderen, Götzen zu einem kleinen
Dörfchen aus.
Als Gottfried im Jahre 1103 starb, setzte man ihm zu Ehren einen großen Stein in der Nähe
von Götzen in den Boden und ritzte seinen Namen ein. Als Senni im Jahre 1108 starb, ritzte
man auch ihren Namen in den Stein. Als nach Jahren die riesigen Schneemassen plötzlich
wegen der buchstäblich über Nacht einsetzenden Wärme schmolz, trieben die
Wassermassen auf Götzen zu, doch wie ein Wunder strömte das Wasser dem Stein zu,
der Gottfried und Senni zu Ehren errichtet wurde und zog das ganze Wasser an, so
versank der große Stein in die Tiefe. Heute ist der große Stein nur noch als kleine Steinstelle
zusehen und von Hecken umhüllt und nur noch wenige kennen die Stelle des Denkmals.
  
 
 
Teil   9
Betzenrod und die Erdstrahlen
Unsere nächste Geschichte begann um das Jahr 860 herum.
Direkt neben Götzen liegt einen Steinwurf entfernt, das Dorf Betzenrod, das schon eine
Zeitlang früher gegründet wurde. Alles deutet darauf hin, das die ersten Menschen um 860
herum aus dem Süden Hessens hier an den Heilsstrahl - so wurde damals diese Gegend
um die Nidda, Nidder und der Horlof genannt – um sich ansiedelten. (Siehe, Geschichten,
Sagen und Legenden aus dem Vogelsberg, das Haus in Betzenrod mit den gesunden
Erdstrahlen von Walter Matthias Näckel)
Ganz besonders an einer winzigen Stelle die sich noch heute in Betzenrod befindet, kamen
und kommen noch heute gesunde Erdstrahlen hervor, die schon unzählige Menschen von
ihren Leiden befreiten. Doch durch die vielen Menschen die damals an dieser winzigen
Ausströmung der gesunden Erdstrahlen aus dem Erdinnern, ihr Heil suchten, versiegte die
Quelle, ohne dass man wusste warum sie auf ein Mal versiegte. Erst viele Hunderten von
Jahren später, entdeckte ein Mann aus Betzenrod der zufällig ein Haus darauf baute, die
genaue Stelle wieder, die jetzt wieder zu strömen begann, ohne dass er zunächst Kenntnis
davon hatte. Gehen wir wieder zu der Zeit um 860 zurück. 
Als immer mehr Menschen von weit her nach Heilstrahlen kamen, um von den gesunden
Erdstrahlen Heilung ihrer Krankheiten zu erlangen, machte sich schnell die Kunde breit,
dass auch die Krankheiten die kein Arzt heilen konnte, an dieser winzigen Erdstrahlenquelle
sofort geheilt werden. Diese Kunde erfuhr im Jahre 976 König Elard aus dem kleinen
Königreich Sulama in Asien durch den Gewürzhändler Helagan.
Sofort wurde die Reise nach Heilstrahlen (Betzenrod) vorbereitet, danach begab sich
König Elard mit seinem Gefolge auf den langen Weg um sich dort von seiner unheilbaren
Krankheit zu erlösen. Nach 3 Monaten beschwerlicher Reise kamen sie in Heilstrahlen an.
Der König war mit Gicht und Rheuma behaftet, dass er sich kaum bewegen konnte, man
trug ihn zu der Stelle wo die unsichtbaren Heilbringenden Erdstrahlen aus der Tiefe der
Erde kamen und nach einer Stunde war der König von allen Krankheiten geheilt.
Zu dieser Stunde kam ein Unwetter auf, wie man es noch nie erlebt hatte. Überall fielen
Bäume um und die Erde wurde durch die großen Wassermassen ins Tal gespült, so dass
ein Hochwasser hervortrat. Jetzt war die Stelle an der die Erdstrahlen hervorkamen nicht
mehr zu finden. Doch die Erdstrahlen strömten bald wieder aus, jedoch keiner wusste es.
Immer wieder wurde von den Heilbringenden Erdstrahlen berichtet, die so vielen schon
Heil gebracht haben sollen und man suchte auch immer wieder diese Stelle zu finden.
Der damalige Pfarrer Christian Dimodis der 1399 in das Neugegründete Dorf Heilstrahlen
kam, das man jetzt Betzenrod nannte,
verbot den Menschen, wie er sagte, an diese
 
 
Heidnische Erdstrahlen zu glauben, so verstummt ganz allmählich die „Legende“ mit den
Erdstrahlen. Wie kam Betzenrod zu seinem Namen? Als im Jahre 1379 der Zimmermann
Jakob Betzen aus Andertal (Bayern) mit seiner jungen Frau Amalie sich in Heilstrahlen
niederließ, rodeten sie mit ihren Nachbarn Ewald und Emile Pries viele Bäume um so
Platz für Häuser zu bauen, so kamen immer mehr Menschen hier her, die ihr Glück
suchten. Jakob Betzen wurde als Bürgermeister gewählt, so wurde auch der Ort nach
ihm benannt. Man setzte dem Namen Betzen noch das Wort „rod“ an, weil viele Bäume
gerodet wurden, so bekamen auch andere Orte im Umkreis das Anhängsel (rod). 
Zu den Neuankömmlingen die in den Jahren danach ankamen, zählten auch Annemarie
Gabner und ihre Tochter Maika, die durch eigene Kraft für sich ein kleines Häuschen
bauten. Sie konnten nicht ahnen, dass sie genau an dieser Stelle wo die gesunden
Erdstrahlen der Erde entwichen, ihr Häuschen errichteten. Als im Jahre 1380 die Bewohner
von Betzenrod alle durch eine Erkältungswelle krank wurden, blieben nur Annemarie und
ihre Tochter Maika davon verschont. Man glaubte durch die Worte des Pfarrers noch
angeheizt, die beiden ständen mit dem Teufel im Bunde. Schon bald wurde dieses Haus
mit ihren beiden Bewohnerinnen gemieden, dabei waren beide fromm und Gottesfürchtig.
Der Pfarrer verbot den beiden die Kirche zu betreten. Eigentlich wusste niemand so recht,
warum sie Annemarie und Maike mieden.
 Über Betzenrod brauste ein Sturm zusammen und dabei wurde jedes Haus beschädigt,
nur das Haus von Mutter und Tochter blieb verschont. Jetzt glaubten alle noch fester,
der Teufel stehe mit ihnen im Bunde, nur Jakob Betzen und einige Freunde verurteilten
die beiden nicht, denn sie sahen sogar in dem das Haus der beiden vor dem Sturm
verschobt blieb, eine Fügung Gottes. 
Auch der junge Betzenröder Rabor Hinkner, der seit seiner Geburt mit Asthma zu
kämpfen hatte, glaubte dass Annemarie und Maike gute Leute sind und stellte sich
den anderen Dorfbewohner entgegen, als diese die beiden aus dem Dorf vertreiben
wollten. Annemarie und Maike verließen das Haus durch den Hinterausgang und
flüchteten in den Wald. Der junge Sohn von Ewald Priest Hans, stürmte die Treppe
von Annemaries Haus hoch, dabei rutschte er aus und brach sich ein paar Rippen.
Keiner traute sich Hans zu helfen, weil sie glaubten auch ihnen würde Schaden
zugefügt.
Jetzt rannten alle aus Furcht in den Wald, da sahen sie Annemarie und Maika die
sich im Gebüsch versteckten, schon wollten sie auf sie losgehen, da stellte sich Rabor
erneut den Dorfbewohner entgegen und bekam nun einen fürchterlichen Hustenanfall.
Sofort trugen ihn Annemarie und Maika Rabor in ihr Haus zu der Stelle, von wo die
gesunden Erdstrahlen ausströmen. Rabor hatte von dieser Zeit an nie wieder mit
Asthma zu kämpfen, auch Hans wurde Dank der Erdstrahlen bald gesund. Als jetzt
die anderen sahen, dass Rabor und Hans geheilt wurden, glaubten sie dass der
Teufel niemals heilen kann und sie erkannten dass die Heilungen von Gott kommen
müsse. Doch Annemarie und Maike wollten trotz dem dass sich die Leute bei ihnen
entschuldigten, nicht mehr hier wohnen bleiben, so verkauften sie ihr Haus und zogen
ins Rheinland, wo bald die Hochzeit von Maika und Rabor stattfand. Schon bald kam
ein großes Feuer auf und vernichtet in einer Kettenreaktion alle Häuser von Betzenrod
auch das ehemalige Haus von Annemarie und Maika. Ein Jahr später waren alle
Häuser wieder aufgebaut, nur der Platz wo das Haus von Annemarie und Maika stand,
blieb leer und es wuchsen bald Bäume und Büsche darauf.
Wiederum einige Hunderte Jahre später, baute der Bauer Milchmann, ohne etwas von
den gesunden Erdstrahlen zu wissen, genau an dieser Stelle an der das Haus von
Annemarie und Maika stand, wo er dann später durch einen Zufall die Quelle der
gesunden Erdstrahlen entdeckte. Er hatte zeit seines Lebens vielen Menschen von
ihren Krankheiten geheilt, ohne dass diese ahnten, warum sie plötzlich geheilt
wurden.
Dieses Haus steht heute noch in Betzenrod und wurde ein paar Mal umgebaut.
 
 
  
 
 
 
Teil   10
Die Schottener Alteburg
Die nächste Geschichte ist aus den Jahren um 1605 herum.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     
Als im Oktober des Jahres 1605 die Alteburg in Schotten (Eine alte Burg mitten in einer
Parkanlage) fertig gebaut war und danach feierlich eingeweiht wurde, stand ein älterer
Mann unter den vielen fröhlichen Leuten. Er blickte zur Burg und hatte Tränen in den
Augen, die ihm über seine Wangen liefen. Da fragte ihn ein Mann der neben ihm stand,
warum er denn weine und so traurig wäre, da sagte der traurige Mann, und zeigte zur
Altenburg. „Dort an dieser Stelle habe ich oft mit meiner Frau auf einer Bank gesessen,
sie ist vor 3 Jahren gestorben, sie sagte immer zu mir, wenn sie mal nicht mehr sei,
dann gehe jeden Tag zu dieser Bank, unserem gemeinsamen Lieblingsplatz, dort werde
ich im Geiste immer bei dir sein. Wir haben uns vor vielen Jahren an dieser Bank
kennen und lieben gelernt. Jetzt ist unser Lieblingsplatz zu gebaut und die Bank ist nicht
mehr da und seit her habe ich nicht mehr mit ihr sprechen können.“ Unter den anderen
Leuten die dem Gespräch zu gehört hatten, war auch ein Junge. „Bitte darf ich was sagen?“,
fragte der Bub den alten Mann. „Ja mein Junge, frage ruhig“, sagte der alte Mann und
freute sich über die Anteilnahme des netten Jungen. „Ich weiß wo die Bank jetzt steht,
mein Opa hat sie von einem Arbeiter geschenkt bekommen.“ Da schaute Justus Bahnmeier,
so der Name des Mannes, freudig auf und fragte: „Meinst du dass dein Opa mir die Bank
verkauft?“ „Ich glaube schon“, sagte Hiller, dann lief Hiller so schnell er konnte zu seinem
Opa.
Nach einer Viertelstunde kam Hiller freudestrahlend zu Justus Bahnmeier zurück und sagte:
„Ich habe meinem Opa alles erzählt, er gibt Ihnen gerne die Bank, er will nichts dafür haben,
Hauptsache Sie werden wieder glücklich.“ Da war Justus sehr froh und er musste mit den
Tränen kämpfen, sonst hätte er vor lauter Freude geweint.
Und so bekam Justus „ die Bank“ die ihm und seiner Hilda all die vielen Jahren so viel
Glück gebracht hatte. Als Hiller und sein Opa Walter die Bank zu Justus brachten, stellten
sie sie im Garten von Justus auf. Justus setzte sich darauf und war so glücklich und er war
den beiden so dankbar. „Du bist ein guter Junge“, sagte Justus zu Hiller, „leider hatten wir
keine Kinder, so einen Jungen wie dich, so hatten meine Frau und ich ihn immer gewünscht.“
Justus gab Hiller aus Dankbarkeit eine wertvolle Münze, doch Hiller nahm sie nicht an und
sagte: „Herr Bahnmeier, das habe ich gerne getan.“ Justus war so gerührt, dass sich ein
Fremder so gut zu ihm ist, er schaute den Jungen an, da hatte sein Herz einen Plan.
Am Abend saß Justus im Garten auf der Bank und sprach mit seiner Frau im Himmel, bald
werde ich zu dir kommen meine geliebte Hilda, dann erzählte er ihr von dem lieben Jungen
Hiller, wie er im geholfen hatte, über die Traurigkeit weg zukommen als er ihm die Bank
geschenkt hatte, dafür soll er belohnt werden.
In diesem Moment kam Hiller mit einem Schubkarren voller Erde und Grasstücke von der
Altenburg, die er dann gemeinsam mit Justus um die Bank eingrub, so sah bald alles aus,
als würde die Bank an der Alteburg stehen. Hiller hatte vorher den Besitzer von der
Altenburg um Erlaubnis gefragt, ob er etwas Erde und Grasstücke haben könne und es
wurde ihm gerne gestattet.
Hillers Vater war schon früh gestorben, so wohnte er mit seiner Mutter am Stadtrand in
einer kleinen Holzhütte. Justus dagegen hatte ein großes Haus mit einem großen Garten,
das nun nach dem seine Frau Hilda gestorben war, alles so leer war. Justus ging am anderen
Tag zu dem Holzhäuschen wo Hiller und seine Mutter wohnte. Gerade kam er dort an, da sah
er eine junge Frau die ihr kleines Gärtchen bearbeitete. Er sprach sie leise an und fragte sie
ob sie die Mutter von Hiller sei. „Ja“, sagte sie.
Justus gab ihr die Hand und sagte: „Sie haben einen guten Jungen“. Dann erzählte er ihr wie
sehr ihr Hiller geholfen hatte. „Oh ja“, sagte die Mutter von Hiller, „mein Junge ist alles für
mich, ich liebe ihn so sehr und er ist so gütig.“ Da kam Hiller mit einem kleinen Handwagen
voller Brennholz dass er im Wald gesammelt hatte. Hiller freute sich dass Justus zu Besuch
kam. Mutter Tilli kochte Tee den sie selber gesammelt hatten dazu reichte sie frisches
Rosinenbrot das sie selbst gebacken hatte. Tilli arbeitete jeden Tag auf dem Bauernhof
so konnte sie und Hiller sich ernähren.
Justus fragte Tilli ob sie bei ihm den Haushalt führen könnte und weil in dem großen Haus
so viel Platz ist, würde er sich auch freuen, wenn sie mit Hiller dort wohnen könnte.
„Ja“, sagte Tilli und Hiller und die Tränen der Freude kullerten über ihre Gesichter. 10 Jahre
lebten sie sehr glücklich und zufrieden zusammen, das ganze Haus und der Garten waren
zu einem kleinen Paradies geworden. Überall wuchsen Blumen, Gemüse, Obst und Kräuter
so reichlich, dass die armen Leute oft davon geschenkt bekamen. Am Abend des 4. Juli saß
Justus wie so oft im Garten auf der Bank. Hiller kam gerade von der Schule, er war gerade
mitten im Studium zum Arztberuf. Er rannte in den Garten um seinen Opa Justus, wie er ihn
liebevoll nannte, zu begrüßen, da schrie Hiller fürchterlich: „Nein Opa, du darfst nicht sterben,
nein lieber Gott, bitte lass Opa wieder leben“, dann weinte er bitterlich.
Tilli kam eilends von dem Schreien erschreckt und sah Onkel Justus, wie sie ihn immer
liebevoll nannte, zusammengesunken auf der Bank saß. Er hatte auch noch im Tode ein
gütiges Lächeln im Gesicht. Tilli und Hiller konnten es nicht fassen dass Justus sie
verlassen hatte und große Trauer herrschte im Haus und bei allen die ihn kannten.
Als das Testament eröffnet wurde, waren Tilli und ihr Sohn Hiller Alleinerbe. Hiller und Tilli
gingen oft zum Friedhof und sprachen im Geiste mit Justus. Hiller saß so oft er konnte auf
der Bank von der Altenburg und redete mit Opa Justus. Hiller fragte immer wieder seiner
Mutter, warum hat Gott uns Opa genommen? Da weinten beide denn sie hatten ihn sehr
lieb gehabt und über den Tod hinaus. Hiller wurde ein guter Arzt der seine
Patienten mit außergewöhnlichen Methoden hervorragend behandelte, die sich
bald überall herumsprachen.
Hiller und seine Mutter waren zeit ihres Lebens rechtschaffen, und immer hatten sie
Justus
in ihren Herzen.  
 
 
 
 
Teil   11
Das Böse wird durch das Gute besiegt
 
Eine weitere Geschichte begann im Spätsommer 1765 in der Nähe des hessischen Friedberg.
Der Webereibesitzer Weikard Filber aus Friedberg/Hessen, hatte in seiner Werkstatt einige
Männer und Frauen beschäftigt. Die Arbeit war sehr schwer, täglich 12 Stunden außer
sonntags und auch noch bei geringem Lohn. Weikard Filber war alles andere als ein
guter Chef, er schimpfte bei jeder Kleinigkeit so dass alle vor ihm zitterten und schwiegen,
aus Angst sie würden ihre Arbeit verlieren. Weikard nutzte ihre Abhängigkeit immer mehr
aus, denn zu jenen Jahren um 1765 herum war es sehr schwer Arbeit zu finden. Erasmus
Gabriel aus Schotten/Hessen, war jetzt schon fast zwei Jahre in dieser Weberei tätig, er
musste sich besonders viel vom Chef gefallen lassen obwohl er seine Arbeit bestens tat
und das bei diesem Hungerlohn. Erasmus setzte sich immer wieder für andere ein, doch
Weikard war immer unberechenbarer geworden und schmiss die Leute einfach aus dem
Betrieb, gerade wie es ihm passte. Erasmus   bezog bei Weikard eine ärmliche Kammer
und sparte von seinem kargen Lohn was er konnte und unterstützte dadurch seine Eltern.
Seine Eltern wiederum sparten dieses Geld, ohne dass Erasmus es wusste, denn sie
liebten ihren Sohn über Alles der es einmal besser haben sollte als sie.
Es war der 22. Dezember, zwei Tag vor Heiligabend, da rührte Erasmus gerade einen
Topf mit Farbe an, die zum Färben der Stoffe benötigt wurde. Da er seit Tagen eine
schwere Erkältung mit hohem Fieber hatte, war er sehr geschwächt. Er ging trotzdem zur
Arbeit aus Angst vor der Entlassung. Da rutschte ihm der Farbeimer aus der Hand und
etwas Farbe kam dadurch auf den Boden. Der Chef mache eine fürchterliche Szene und
schmiss Erasmus aus der Weberei. Selbst die Frau von Weikard Ragella, konnte ihren
Mann nicht besänftigen, Erasmus nicht zu entlassen, denn Erasmus war der beste
Arbeiter und ein hervorragender Fachmann in seinem Beruf. Erasmus musste seinen
Koffer packen, sein Zimmer aufgeben und so ging er zu Fuß nach Schotten. Als er die
etwa 40 KM bis nach Schotten am späten Abend ankam, trösteten ihn seine Eltern und
sie waren überzeugt dass ihr Sohn bald wieder Arbeit finden würde. Sie machten ihrem
Sohn viel Mut und sie beteten auch das Gott ihm helfen möge. Erasmus dankte seinen
Eltern für alles was sie für ihn taten. In dieser Nacht war der Schottener Kaufmann
Michael Hemmert unterwegs von Frankfurt nach Schotten. Als er dann am frühen
Morgen mit seinem Fuhrwagen voller Lebensmittel in Schotten ankam, fuhr er in sein
Lager und stellte den Wagen vor der Laderampe ab, dann spannte er die beiden Pferde
aus, gab ihnen zu fressen und zu trinken. Michael ging zu seinem Haus dass direkt neben
dem Lager lag. Da kam auch schon seine Frau Debra und sein kleines Töchterlein Debby
aus dem Haus gelaufen um ihn zu begrüßen.
Sie begrüßten sich als wenn sie sich lange nicht mehr gesehen hätten, er nahm Debby
auf den Arm und schenkte ihr eine Puppe, worüber sich Debby so riesig freute. Auch seine
Frau Debra bekam ein kleines Geschenk. Dann sagte er zu Debby: „“Ich habe unterwegs
das Christkind gesehen, es bringt dir am Heiligabend was Schönes mit.“ Debby spielte nun
 
mit der Puppe in der Nähe der Rampe die etwas abschüssig war. In diesem Moment kam
Erasmus von der anderen Wegseite und schaute dem Mädchen zu, wie es so fröhlich mit
der Puppe spielte. Erasmus wollte an diesem Morgen den Kaufmann Michael Hemmert
fragen, ob er eine Arbeit für ihn hätte. Da lösten sich die Bremsen des Fuhrwagens der
langsam auf das spielende Kind zurollte. Die beiden Arbeiter und Michael hatten es
zunächst nicht bemerkt, doch Erasmus schrie entsetzt auf und rannte zum Wagen und
riss das Mädchen in letzter Sekunde zur Seite. Von Entsetzen gelähmt, standen die
Arbeiter und Michael da und sahen das Mädchen schon von dem schweren Wagen überrollt.
Erasmus hielt Debby ganz fest in seinem Armen und sie hielt sich ganz fest an ihm fest.
Die Kleine hatte ein paar Kratzer und Erasmus ein paar Schürfwunden abbekommen.
Alle schrieen ihn ihrer Schockwirkung auf und sie konnten sich gar nicht mehr beruhigen,
denn ohne Erasmus wäre Debby vom Wagen zerfetzt worden. Eine unbeschreibliche
Szene der Freude und Dankbarkeit spielten sich an diesem Morgen vor der Lagerhalle ab.
Die Eltern von Debby nahmen Erasmus in ihre Mitte und drückten ihn aus großer
Dankbarkeit dass er sein eigenes Leben für ihre Tochter eingesetzt hatte. Michael
sagte zu Erasmus dass er sich alles wünschen könne egal was es auch sei, du hast
unsere Tochter vor dem sicheren Tode bewart, Gott soll dich immer beschützen, wir
stehen immer in Dankbarkeit bei dir. Bescheiden sagte Erasmus leise, ich wollte sie
um Arbeit bitten. Michael sah dies als das selbstverständliche an. Sie behandelten
Erasmus wie ihr eigener Sohn in Liebe und Dankbarkeit. Michael und Debra hatten einen
wunderbaren Plan, wie sie Erasmus danken könnten, sie wollten es ihm noch nicht sagen,
es sollte eine Überraschung werden. Neben der Lagerhalle lag ihr großes Grundstück,
darauf ließen sie eine größere Lagerhalle bauen, in der eine Weberei entstehen sollte.
Als die Halle fertig war, sagte Michael zu Erasmus, in den nächsten Tagen fahren wir
beide mit 4 Mitarbeitern nach Frankfurt, wir werden alles beschaffen was wir für eine
Weberei benötigen. Erasmus freute sich sehr, dann besprachen sie alles was zur
Weberei nötig sei, was für Erasmus nicht schwer war, denn er war ein Fachmann auf
diesem Gebiet der Weberei. Paar Tage später fuhren sie wie angekündigt mit
4 Pferdewagen, Michael, Erasmus und die vier Mitarbeiter Andi, Rudi, Gerd und
Gerald nach Frankfurt, um die Artikel zu besorgen, die sie brauchten um die Weberei
errichten. Nach 2 Wochen kamen sie mit einigen Wagen mit allem was sie benötigten
nach Schotten zurück. Ein paar Tagen vor Weihnachten war die Weberei in der großen
Halle fertig. Zum Heiligen Abend im Jahre 1766 luden Michael und Debra sowie Debby
Erasmus mit seinen Eltern zur Weihnachtsfeier ein. Nun gingen sie zusammen zur
Christmette und danach sagte Michael, kommt alle mit, meine Frau, Debby und ich,
haben eine Überraschung parat. Als sie zur Weberei kamen, sagte Michael zu
Erasmus, wir alle sind mächtig stolz auf dich, du hast für uns so viel Gutes getan.
Heute sollst du wissen, du bist ab jetzt der Webereibesitzer, dann überreichte
Michael Erasmus die Urkunde zur Übernahme der Weberei. Erasmus wurde
kreidebleich und rief: „Nein, nein, das habe ich nicht verdient, das kann ich nicht annehmen,
ich muss mich bei euch immer wieder bedanken, ihr habt mir Arbeit gegeben und meinen
Eltern immer beigestanden, das alles ist so wunderbar und ich bin so glücklich“, dann
weinte er. Debby nahm Erasmus an der Hand und gab ihm einen Kuss. Michael, Debra
und Debby ließen nicht locker, Erasmus blieb nichts anderes übrig als das Geschenk
anzunehmen. Schon bald stellte Erasmus 14 Leute für die Weberei ein, die sich dann
immer weiter ausdehnte. Beide Betriebe der von Michael und der von Erasmus wuchsen
zu einer Einheit zusammen und der Segen Gottes war ihnen gewiss.
Zu dieser Zeit brach in der Friedberger Weberei von Weikard Fillbert ein Feuer aus und
vernichtet alles. Nichts blieb von der Weberei und ihrem Wohnhaus übrig, als das nackte
Leben. Was war geschehen? Am späten Abend als die Arbeiter nach Hause gegangen
waren, schimpfte wie immer der Chef über dies und das. Er wollte für den nächsten Tag
in der Weberei noch ein paar Vorbereitungen treffen, da stolperte er über die Öllampe,
Sekunden später stand die Weberei in Flammen und vernichteten alles. Weikard war
gegen die Flammen die jetzt auch das Wohnhaus erfassten, machtlos. Er und seine Frau
hatten alles innerhalb paar Minuten verloren. Nun standen sie buchstäblich auf der Straße
und wussten nicht wo sie die Nach verbringen sollten. Jetzt hatte Weikard in seinem
Herzen erfasst, dass Gott ihn wegen seiner Boshaftigkeit bestraft hat. Verzweiflung und
Tränen brach über beide herein. Wo sollte er mit seiner Frau hingehen? Freunde hatte er keine.                 
Langsam schleppten sie sich aus Friedberg hinaus, nur mit dem was sie auf dem Leibe
trugen. Als sie dann an die Nidda kamen, wuschen sie sich und befreiten sich von Russ
und Rauchspuren. In jedem Dorf fragten sie nach Arbeit, doch außer ein bisschen Essen
das man ihnen gab, hatten sie keinen Erfolg. Als sie am Mittag in Echzell ankamen,
fragten sie wieder überall nach Arbeit, da sagte ein Mann: „Vor ein paar Tagen habe ich
gehört, in der Schottener neuen Weberei suchen sie Leute, die das Handwerk verstehen.“
Die beiden bedankten sich bei dem Mann für den Tipp und eilends machten sie sich auf
nach Schotten. Unterweg beteten beide unentwegt, Gott möge ihnen helfen aus dem
Elend dass er Weikard selber verschuldet hatte. Er bat Gott um Vergebung und er wolle
alles was er Böses getan hat, wieder gutmachen. Am späten Abend kamen Weikard
und Ragella bei der Schottener Weberei an, sie waren ganz außer Atem. Sie gingen z
um großen Eingangtor in der Hoffnung dass noch jemand da sei. Sie klopften an der Tür,
da kam eine junge Frau heraus und fragte ob sie ihnen helfen könne. Weikard sagte: „
Bitte verzeihen Sie uns dass wir Sie stören, meine Frau und ich sind auf der Suche nach
Arbeit. „Kommen Sie bitte herein“, sagte die junge Frau, „ich heiße Walina Possel und
bin die Verlobte vom Chef, mein Verlobter ist für ein paar Tagen auf Geschäftsreise um
neue Stoffe zu kaufen, ich habe seine Vollmach ihn so lange zu vertreten.“ Dann zeigte
Walina Ihnen die Weberei. Sie können ab Morgen hier anfangen zu arbeiten. Sicherlich
suchen sie auch eine Wohnung, die können sie auch haben, wenn sie möchten. Beide
waren sichtlich bewegt und glücklich zu gleich und konnten ihr Glück gar nicht fassen.
Walina war begeistert über die fachliche Arbeit der beiden. Als nach einer Woche
Erasmus in der Nacht von der Geschäftsreise zurückkam, sagte seine Verlobte Walina,
sie hätte zwei hervorragende Fachleute gefunden. Erasmus ging am anderen Morgen
mit seiner Verlobten in die Halle um die neuen Leute zu begrüßen. Als Weikard seinen
früheren Gesellen sah, den er so schlecht behandelte, erschrak er gewaltig, er hatte
keine Ahnung dass Erasmus der Chef der Weberei ist. Weikard erwartet jetzt dass
Erasmus ihn in hohem Bogen aus der Weberei schmeißen würde, aber genau im
Gegenteil, er begrüßte die beiden mit einem herzlichen Willkommen und mit einem
Handschlag. Weikard bat Erasmus um Vergebung. Erasmus sagte mit einem gütigen
Lächeln, wir wollen nie mehr darüber reden, ich habe durch Gottes Hilfe so viel Glück
in meinem Leben bekommen. Erasmus lud die beiden in seine Wohnung zu einem
Willkommensumtrunk ein. Weikard erzählte was geschehen war. Erasmus hatte
großes Mitleid mit den beiden. Ein paar Wochen später machte Erasmus Weikard
zu seinem Geschäftspartner, was Michael sehr freute. Weikard hatte Michael von
seiner bösen Vergangenheit erzählt und dass Erasmus ihm verziehen hat Sie waren
alle bis an ihr Lebensende die besten Freunde, die zum Wohle vieler, Brot und Arbeit
gaben.
Hier sehen wir ganz deutlich, Erasmus hat durch seine praktische Nächstenliebe gezeigt,
dass man durch das Gute das Böse vernichtet. Erasmus heiratet bald darauf seine
Walina und ganz Schotten war auf den Beinen. Als Erasmus und Walina in der
Schottener Liebfrauenkirche am Traualtar stand, kam Debby in ihrem hübschen weißen
Kleidchen zu dem Brautpaar und überreichte ihnen selbstgepflückte Wiesenblumen,
dann gab sei den beiden ein Küsschen. Dann flüsterte sie Erasmus was ins Ohr.
Dieser lächelte und dann flüsterte er was ins Ohr seiner Braut, auch diese lächelte
und alle blickten sich an und lächelten ebenfalls, plötzlich mussten alle lachen und
es kam in der Kirche Freude auf. Es ist ein Geheimnis was sie sich ins Ohr geflüstert
hatten.
 
Teil   12
Das unheimliche Gasthaus.
 
Als im Sommer des Jahres 1678 eine Gruppe von 10 Männern und 11 Frauen aus
Schotten kommend in Richtung Eicheltal gingen, um sich dort anzusiedeln zu wollen,
begegnete ihnen ein wunderschönes Mädchen, sie war gerade mal 18 Jahre alt, mit
langen braunen Haaren, blaue Augen und eine Figur die fast jeden Mann in diesem
Moment seine eigene Frau vergessen lässt. Die Neusiedler hatten 5 Wagen mit je
2 Pferden. Die Wagen waren beladen mit Lebensmittel und Geräten die zur Bearbeitung
der Felder gebraucht werden. Das Mädchen fragte die Fremden was sie hier zu tun
gedenken. Wir wollen nach Busenborn unser Glück versuchen und uns anzusiedeln.
Da sagte das Mädchen, das ist gut so, hier werden ihr euer Glück finden, wenn ihr
etwas Labsal braucht, gleich hier oben im Wald ist ein Gasthaus, dort könnt ihr euch
bewirtschaften lassen, sicherlich seid ihr schon lange unterwegs. Sie folgten den Worten
 
des hübschen jungen Mädchens und bald sahen sie das Gasthaus das aus Holz gebaut war.
Kaum hatten sie das Gasthaus „zum goldenen Stein“ betreten, da stand das junge Mädchen
von vorhin das ihnen den Weg zum Gasthaus zeigte und begrüßte die Fremden. Die
Ankömmlinge schauten jetzt das Mädchen verdutzt an, wir haben sie doch vorhin noch
gesehen, wie sie nach Schotten gelaufen ist und jetzt ist sie wieder hier, ist die etwa
geflogen? In diesem Augenblick kam eine aufgedonnerte Frau in die Gaststube die sich
dann als die Wirtin vorstellte.
„Wie kommen Sie auf den Namen zum goldenen Stein für euer Gasthaus?“, fragte man die
die Wirtin. „Das war so“, erzählte die Wirtin, „als wir vor zwei Jahren mit meinem Mann
dieses Haus erbauten, stießen wir auf eine Goldader, da haben wir weiter gegraben und
noch einige Goldstücke gefunden.“ „Da seit ihr ja steinreich“, sagte darauf einer der
Neusiedler. „Ja, das kann man ja wohl sagen, mein Mann ist schon seit 14 Tagen
unterwegs um das Gold zu verkaufen.“ Da kam wieder das junge Mädchen von vorhin,
das den Gästen jetzt reichlich Speisen und Trank auftischte, da sagte die Wirtin:
„Das ist meine Tochter Canella und ich heiße Rebella.“ Jetzt stellten sich die Leute alle
einander vor und erzählten was sie hier in Busenborn zu tun gedenken. Rebella und
Canella wünschten den Siedler alles Gute und herzlich willkommen in der neuen Heimat.
Als die Gäste nach der Gasthauseinkehr zu ihren Wagen im Hof gingen, der etwas abseits
vom Gasthaus lag, erschraken sie heftig. Alle Fuhrwagen mit allem drum und dran waren
wie vom Erdboden verschluckt. Entsetzt schrieen Rebella und Canella: „Das waren die
Räuber die hier seit Wochen ihr Unwesen treiben.“ „Wir sind am Ende“, riefen die Siedler,
„all unser Hab und Gut ist gestohlen, was sollen wir jetzt noch hier tun?“, dann jammerten
sie laut über den Verlust ihres Hab und Gut.
„Diese verdammten Räuber haben schon so vielen ihr Hab und Gut geklaut und keiner
hat sie je gesehen, sie kommen immer in der Nacht. Aber liebe Leute, ich habe Mitleid
mit euch und irgendwie fühle ich mich auch mitschuldig dass man euch alles genommen
habt, ich kann euch Geld leihen, damit ihr alles wieder kaufen könnt was ihr zum Neuanfang
braucht.“ Die verzweifelten Siedler waren über dieses Angebot von der Wirtin sehr erfreut
und nahmen es in der Stunde der Not an. Nachdem die Wirtin ihnen das nötige Geld gab,
sagte sie: Ich kenne in Schotten ein Kaufmann mit Namen Ochsner, der euch schnell die
Sachen beschaffen kann, die ihr benötigt damit ihr mit eurer Arbeit beginnen könnt.“
„Wie sollen wir denn das Darlehen zurückzahlen?“, fragte Rudolf Laufinger die Wirtin.
„Ach“, sagte die Wirtin, „lasst 3 Männer bei mir auf dem Feld arbeiten, um so das
Darlehen zu tilgen.“ Sie nahmen diese Bedingungen in der Not an. Nachdem sie das
Darlehen in Empfang genommen hatten, gingen Canella mit Heinrich und noch 3 Mann
von den Siedlern nach Schotten zu dem Kaufmann. Heinrich war gerade mal 22 Jahre
alt, er hatte sich gleich als er Canella zum ersten Mal sah, unsterblich in sie verliebt,
doch er vermied es seine Gefühle zu zeigen. Nachdem sie alle erforderlichen Sachen
in Schotten gekauft hatten, fuhren sie nach Busenborn zurück. Die Freude war groß
dass sie jetzt mit der Arbeit beginnen konnten.
An diesem Abend schlich sich Heinrich zum Gasthaus „zum goldenen Stein“, um seine
Angebetete durch Fenster sehen zu können, ohne dass sie was davon merkte. Er konnte
vom Hinterhof gut in die Räume einsehen. Heinrich war nahe daran, Canella seine Liebe
ein zugestehen. Ein Tag später am Samstagnachmittag kam wieder eine Gruppe von
Siedlern, die auch in dieser Gegend ihr neues Domizil aufschlagen wollten. Auch sie
wurden von Canella ins Gasthaus gelotst. An diesem Samstagabend, es war gerade
dunkel geworden, da schlich sich Heinrich erneut zum Gasthaus um in der Nähe seiner
Liebsten sein zu können. Gerade wollte Heinrich zum Fenster am Hintereingang gehen,
da ging die Tür auf und ein Mann und eine Frau, die er als die Wirtin erkannte – aber
den Mann kannte er nicht, schlichen zu den Pferdewagen der Fremden. Leise fuhren
sie die Wagen aus dem Hof in Richtung Schotten. Heinrich erstarrte vor Schreck, jetzt
ahnte er wie auch ihre Pferdewagen gestohlen wurden. „Ach so ist das“, dachte sich
Heinrich.“ Canella spielt den Lockvogel und alles andere machen die Wirtin und der Mann,
der bestimmt ihr eigener Mann ist. Er wollte jetzt wissen wo die beiden mit den
Fuhrwerken hinfuhren und folgte ihnen im Abstand dass sie ihn nicht bemerken konnten.
Schon bald blieben sie stehen und machten ein kurzes Lichtzeichen mit einer Kerze.
„Ja hier bin ich“, sagte eine Stimme aus dem Dunkeln…     Heinrich erkannte die Stimme
wieder, die dem Kaufmann aus Schotten gehörte, der ihnen die nötigen Sachen verkaufte.
Sie übergaben dem Kaufmann Ochsner das Diebesgut, der gab ihnen den Hehlerlohn
und dann rannten sie wieder zurück zum Gasthaus. Ochsner fuhr mit dem Diebesgut
zurück nach Schotten in sein Lager. Heinrich schlich den Wirtsleuten nach und sah
durchs
Fenster wie sie das Geld das sie vom Kaufmann bekommen haben in eine Kassette legten,
die der Mann zuvor unter einer Diele vom Fußboden herausnahm. Er legte die Kassette
wieder hinein, schob die Diele wieder ein und stellte ein Schränkchen darüber. Heinrich
traute seinen Augen nicht, die Kassette war gefüllt mit Geld und Schmuck. Heinrich hörte
die beiden sagen: „Wenn das so weiter geht, werden wir noch stinkreich“, dann gingen
sie aus dem Raum. Heinrich nutzte die Gelegenheit und kletterte durchs Fenster, das an
diesem Abend wegen der Wärme halb offen stand.
Heinrich nahm so schnell er konnte die versteckte Kassette an sich, und richtete alles so,
dass man es nicht merkt. Er lief so schnell er konnte zu seinen Leuten und berichtete alles
was er soeben erlebt hatte und zeigte die Kassette mit dem Geld und dem Schmuck.
Natürlich musste er jetzt auch sagen, dass er in Canella verliebt sei und deshalb am
Fenster stand um Canella zu sehen und das war gut so, sonst hätten sie die Diebe sicher
nie entlarven können. Unterdessen merkte auch die zweite Gruppe der Neuankömmlinge
dass alles was sie besaßen gestohlen wurde, während sie im Gasthaus waren.
Die Wirtin Rebella wandte fast die gleichen Worte an, wie bei den anderen Neusiedler
zuvor. „Auch bot sie ihnen ein Darlehen an und dass sie die Ware in Schotten bei dem
Kaufmann Ochsner kaufen könnten. Auch ihnen blieb nichts anderes übrig als das
Angebot an zu nehmen, dass Rebella ihnen angeboten hatte. Jetzt ging man zu den
anderen Neuankömmlingen und berichteten ihnen was geschehen war. Bald fasten alle
einen Plan, wie sie Rebella, Canella und den Mann überlisten können, in dem sie ihnen
eine Falle stellen. Am anderen Abend gingen sie alle gemeinsam ins Gasthaus zum
goldenen Stein, um etwas Wichtiges zu feiern, ließen sie die Wirtin und Canella wissen.
Zwei starke Männer wachten unter dem Fenster beim Hintereingang des Gasthauses,
während man im Gasthaus „feierte“. Dabei erwähnte Heinrich, so dass es die Wirtin
und Canella mithören konnte, (das gehörte zum Plan) heute Morgen hat eine Frau aus
Busenborn auf dem Feld eine leere Kassette gefunden, dann beschrieb er die Kassette,
so dass der Eigentümer sie sofort erkennen kann.
So war es, Rebella wurde kreidebleich, denn sie erkannten in dem Gespräch dass es ich
um ihre Kassette handeln musste. Sofort verließ sie die Gaststube und riss die Diele im
Nebenzimmer hoch und musste mit Entsetzen feststellen, dass die Kassette nicht mehr
da war. Da kam auch der Mann, der der Mann von Rebella, und Vater von Canella war
und beschuldigten sich jetzt gegenseitig die Kassette selber gestohlen zu haben, um
sich alleine zubereichern. In dem Gastraum hörte man deutlich wie die Drei im
Nebenzimmer sich hemmungslos anschrieen, du hast die Kassette gestohlen, nein
du warst es… Die Diebesfamilie war wie am Boden zerstört und wurde immer lauter.
„Aha“, sagte Heinrich als er die Tür zum Nebenzimmer aufriss, „da haben wir ja die
fetten Vögelchen beisammen, die uns alle bestohlen haben.“ Gerade wollten die
3 Diebe fluchtartig das Haus durch die Hintertür verlassen, doch da waren die
Wachmänner die sie festhielten. Man band die 3 mit Linnen fest und benachrichtigte
die Polizei, die sie dann abführen sollten. 
Die Beweislast war so groß, dass sie nichts mehr ableugnen konnten und jetzt zugaben,
dass sie die Räuber waren. Man bewachte das ganze Gasthaus von Außen, bis die
Gendarmen kommen. Als die Polizei die Drei abholen wollte, waren sie verschwunden.
Man konnte nicht verstehen wo sie abgeblieben waren, man suchte das ganze Haus ab,
aber sie blieben verschwunden. Doch dann entdeckte Heinrich in dem Zimmer wo man
die Drei einsperrten, einen Eingang zu einem unterirdischen Gang. Sofort verfolgten
die Männer die Diebe in dem unterirdischen Gang, jedoch sie konnten zunächst nichts
sehen, doch dann sahen sie ein Licht das von einer Fackel kam. Daneben lag eine
große Kiste in der einige Fackeln lagen. Jetzt eilten sie weiter durch den unterirdischen
Gang und kamen an eine Abzweigung wo gleich danach noch 4 Abzweigungen waren.
Jetzt wussten sie wieso Canella so schnell im Gasthaus war, als sie in Busenborn
ankamen, und sie ihnen das Gasthaus zum goldenen Stein als Labsal anbot. 
Man ging jetzt Gruppenweise in den verschiedenen Gängen um nach den Dieben zu
suchen, da plötzlich kam die Gruppe von Heinrich direkt in den Hof des Kaufmannes
Ochsner, der ihnen vor kurzem das Diebesgut verkaufte. Der Eingang des unterirdischen
Ganges hatte Ochsner sehr geschickt versteckt. Ochsner war so erschrocken als er die
Männer aus dem Versteck kommen sah. Nun musste er nach anfänglichem Leugnen
zugeben, dass er mit Rebella, ihr Mann Salabo und deren Tochter Canella gemeinsame
Sache gemacht hatte, indem sie alles klauten was nicht niet und nagelfest ist. In dem
Geheimgang hatte Ochser seine „heiße Ware“ versteckt, bis er wieder Käufer für die
Ware findet und die hat er immer gefunden. Ochsner verriet wo sich die anderen drei
Räuber aufhielten. Man fand sie im Hessischen Lauterbach, wo sie versuchten ihre alte
Masche zu kopieren. Doch diesmal konnten sie nicht mehr entwischen und bekamen die
gerechte Strafe.
Heinrich übernahm das Gasthaus zum goldenen Stein und fand bald eine junge Frau, mit
der er 7 Kinder bekam. Heinrich und die anderen durchsuchten die unterirdischen Gänge
und fanden manch seltsame Gegenstände. Noch heute sind alle unterirdischen Gänge
vorhanden, aber die Eingänge/Ausgänge sind alle zugewachsen. Doch zwei Leute die
sich mit den Geschichten von damals befassen, haben die Gänge nach langem Suchen
gefunden. Soweit die Geschichte aus dem Jahr 1678 aus Busenborn.
Doch die Geschichte geht weiter, wenn auch einige Hundertjahre später. Als im Jahre
1958 an der gleichen Stelle in Busenborn wo eins das Gasthaus zum goldenen Stein
stand, ein Haus gebaut wurde, fanden der zukünftige Hausbesitzer und ein Arbeiter bei
 
Erdausgrabungen den Eingang den damals Rebella, ihr Mann und deren gemeinsamen
Tochter Canella des Öfteren benutz haben. Zuerst dachten sie es sei irgendein
Verbindungsgang zu einer Tierhöhle die Tiere gegraben haben, doch als sie alles weiter
untersuchten, sahen sie dass da ein unterirdischer Gang war.
Gott sei Dank waren beide alleine, so blieb dieses Geheimnis bis heute bewahrt. Sie
deckten jetzt die Stelle wo der Eingang des Ganges war mit Bretter ab, dann holte einer
der Männer eine Taschenlampe, dann gingen sie den Gang entlang. Sie konnten es
kaum glauben was sie da entdeckt haben, aber sie sahen es mit eigenen Augen. Bis
heute wissen nur die beiden Männer die jetzt schon über 60 Jahre alt sind, von diesen
unterirdischen Gängen. Man hat in Busenborn des Öfteren das Haus gesucht, von wo
man in die unterirdischen Gängen gelangen kann, denn nach vielen Jahren erzählte einer
der damaligen Arbeiter im Suff von einem Haus, von dort man in die Geheimgänge gehen
kann, dort wären viele uralte Gegenstände, angefangen von Werkzeugen aus der
Steinzeit und sogar Schmuckstücke sowie Münzen.
Jetzt verehrte Leser, werden Sie sich sicher fragen, warum hat der Hausbesitzer nicht alles
was er in den unterirdischen Gängen gefunden hat zu Geld gemacht hat, so kann ich sagen,
dass er schon einen Teil von diesen Sachen einigen Museen geschenkt hat, auch einige
Artikel sind im Schottener Heimatmuseum zu bewundern.
Teil   13
Die Lorkerhöhle
Unsere nächste Geschichte ist aus Sichenhausen/Herchenhain. Die beiden Orte liegen
einige Kilometer von Schotten entfernt. Damals zu dieser Zeit, lebten schon einige Menschen
in dieser Gegend. Dort gab und gibt es eine Höhle, die damals Lorkerhöhle genannt wurde...
Diese Höhle gibt es noch heute. Es ist erstaunlich dass noch nicht einmal die
Forstwirtschaft etwas davon weiß. Die Höhle liegt so versteckt, dass sie fast unmöglich
entdeckt werden kann. Jetzt werden Sie sich sicher fragen, werte Leser, woher wir die
Höhle kennen, dann können wir eines sagen, wir wissen noch viel mehr, aber wir werden
nicht unsere Quellen verraten, das haben wir denen versprochen, von denen wir die
Geschichten bekommen haben. Wir konnten uns selber in der Lorkerhöhle umsehen,
was uns in Verzückung brachte. Die Höhle ist ziemlich groß und geht tief ins Innere und
alles ist noch gut erhalten. Die Höhle ist sehr kühl und überall läuft Wasser die Wände
herunter, das süßlich schmeckt. Der teilweise mooshafte Geschmack des Wassers, hat
beim Trinken eine solche Wirkung auf die Psyche, dass schon nach wenigen Minuten
eine seltsame „Traumwelt“ dem beschert, der von dem Wasser trinkt. Wahrscheinlich
ist dieses Wasser das über das seltsame Moosgeflecht läuft, die Ursache dieser
„Traumwelt“. An den Wänden der Höhle sind seltsame Zeichen eingeritzt, die in einer
Sprache gedeutet werden kann, die man Malonisch nennt, nach einer Sprache von
einer
kleinen Insel in der äußersten Nordsee, die es heute nicht mehr gibt.
Auch ein Gemälde ist an der Wand zu erkennen. Vieles ist witterungsbedingt verblasst
und etwas abgebröckelt. Vielleicht können die beiden Zeichen als Sichenhausen und
Herchenhain gedeutet werden. Was man wissenschaftlich daraus erkennen kann sind
die Wörter Sichen ist Hexe und Hagmar ist hausen, was den heutigen Dorfnamen
Sichenhausen beinhaltet, also müsste es heißen, Hexehausen. Bei dem heutigen
Dorfnamen Herchenhain, lautet die Bedeutung: Herchen ist Hoffnung und Roga- ist
Zauberhain, was später zu Herchenhain wurde. So jedenfalls könnten die beiden Zeichen
Gemälde in der Lorkerhöhle gedeuten werden. Die Zeichnung deutet auf die Geschichte
hin, die sich hier in der Höhle abgespielt hat, die wir hier erzählen.
Malonien war eine kleine Insel, die vor vielen Hunderten von Jahren versunken ist. Von
dort kam damals eine Gruppe von 16 Malonier, sie wurden zuvor von der Hexe Lumunu
zu Wolfsmännern verwünscht, die dann fast 2 Jahre in dieser Lorkerhöhle gelebt haben.
Sie hatten damals nach dem Wasser gesucht, dass ihr König Wemosa geweissagt hatte,
dass dieses Wasser sie von ihren Leiden befreien würde. Er beschrieb ihnen den Weg
bis hier zur Lorkerhöhle. Jetzt lebten die Männer schon fast 2 Jahre in der Höhle und
suchten in den verzweigten unterirdischen Gängen nach diesem Wasser, doch wo sie
auch suchten, dieses Wasser war nicht zu finden. Ihr Aussehen wurde immer schlimmer
und hoffnungslos ging die Zeit dahin. Eines Tages, es war im August, da hörten sie vor
der Höhle, die von Außen nicht zu erkennen war, Stimmen von Menschen. Sie blickten
durch das Gestrüpp nach draußen, da sahen sie eine Prozession, die hier Rast machte.
Haldoni, einer der Wolfmänner schlich sich in der Dunkelheit nach Draußen um zu sehen
was das für Menschen sind und welche Sprache sie sprechen. Die Menschen vor der
Höhle weinten sehr und gingen betend um einen Pferdewagen auf dem ein Leichnam in
Linnen eingehüllt lag. Der Kutscher Wogdal der etwas Abseits an einem kleinen Brunnen
der von einer kleinen Quelle gespeist wird, die Pferde tränkte, vernahm im Gebüsch etwas,
was er nicht deuten konnte. Er ging mit einer brennenden Fackel auf das Gebüsch zu und
war so heftig erschrocken als er Haldoni sah, dass er laut aufschrie. Haldoni versuchte
sich zurück zu ziehen, doch Wogdal fasste ihn und hielt in fest. Man holte noch mehr Fackeln
um zu sehen welch seltsames Geschöpf da im Gebüsch ist. Es bot ihnen ein grausames
Bild als sie den Wolfsmensch im Scheine der Fackeln sahen. Alle glaubten den Teufel zu
sehen, da nahm Pater Korbian einen kleinen Kelch und besprenkelte Haldoni mit
Weihwasser. In diesem Moment lösten sich wie eine zweite Haut die Wolfshaare von
Haldoni und er wurde von seinem schrecklichen Aussehen befreit. Haldoni fiel vor Pater
Korbian auf die Knie und weinte bitterlich vor Dankbarkeit dass er von dem schrecklichen
Fluch der Hexe Lumanu durch das Weihwasser befreit wurde. Er rief seine Freunde die
noch in der Lorkerhöhle waren heraus, um sich von Pater Korbian segnen zu lassen,
was sie dann mit großer Freude taten. In wenigen Augenblicken wurden auch sie von
ihrem schauderhaften Aussehen befreit. Sie spürten in ihren Herzen ein unsagbares
Gefühl der Dankbarkeit und der Glückseeligkeit. Ehrfürchtig gingen die Geheilten mit Pater
Korbian zum Wagen worauf der Leichnam Bonifatius aufgebart war. Korbian sagte zu ihnen:
„Das ist ein heiliger Mann, wir fahren ihn im Trauerzug nach Fulda wo er seine letzte Ruhe
finden wird.“ Dann zeigte er ihnen einen Krug mit Wasser, dass Bonifatius eins gesegnet
hatte. Jetzt wussten sie dass dies das Wasser war, nachdem sie hier gesucht haben und
es nun endlich gefunden haben, was ihnen die Befreiung vom Banne der Hexe bracht.
Die 16 Geheilten begleiteten die Prozession bis nach Fulda und immer wieder beteten sie
gemeinsam zu Gott. Danach gingen sie in ihre Heimat nach Malonien zurück. Als die
16 Männer in ihre Heimat kamen, wurden sie von allen 1200 Bewohner begeistert
empfangen. Es war unbeschreiblich welche Freude herrschte, dass sie das heilige Wasser
 
gefunden haben, was sie von ihrem schrecklichen Aussehen befreite, dass ihnen die Hexe
Lumunu durch ihre Verwünschung angetan hatte. Aus Überzeugung und Dankbarkeit
verbreiteten die Geheilten den christlichen Glauben, den Glauben der Nächstenliebe.
Der König ließ alle Bewohner zusammen kommen und dann sagte er ihnen, er habe einen
Traum, in dem angekündigt würde, dass ihre Insel untergehen würde. Alle taten wie der
König es ihnen gesagt hatte. Da lachte die Hexe und beschimpfte den König und die
Bewohner und sie drohte ihnen an, dass sie alle Bewohner mit einem Zaubersud
verwünschen würde. Gerade hatten die Bewohner ihr Hab und Gut auf die Schiffe
geladen und gingen schnell von der Insel, da schleuderte Lumunu aus Wut ihren jetzt
fertig gestellten Zaubersud in Richtung der Schiffe, da hielten die 16 geheilten Männer
ihre Kreuze entgegen, die ihnen Pater Korbian einst gab und so hatte der Fluch der Hexe
ihre Wirkung verloren. In diesem Moment brach die Insel auseinander und versank mit der
Hexe Lumunu in den tiefen des Meeres. Die Menschen stimmten aus Dankbarkeit für ihre
Rettung ein Lobgesang an. Danach fuhren sie bis zu den Shetlandinseln, dort ließen sie sich
nieder und verkündeten den christlichen Glauben.
 
Teil   14
Schotten und die Stadtrechte
Unsere nächste Geschichte beginnt im Jahre 1353 in dem Dorf Schotten, ja Sie haben
richtig gelesen, damals zu dieser Zeit war Schotten noch ein Dorf. Erst am 4.1.1354 bekam
Schotten durch den Schwanenkönig Karl IV. die Stadtrechte. Der Name Schwanenkönig
hatte Karl in seinen Kindertagen bekommen.
Im Königsschloss waren einige Schwäne auf dem kleinen Naabersee, dort sammelte der
kleine Prinz alle Schwanenfedern die von den Schwänen ausgingen. Als er genügend
gesammelt hatte, bildete er daraus einen großen Schwan und setzte ihn auf den See aus.
Jeder dachte es ist ein Schwan der doppelt so groß war wie die andern. Selbst die Schwäne
glaubten es sei ein echter Schwan und sie schwammen um ihn herum als sei es ihr
Schwanenkönig. Als man erfuhr wer diesen wunderschönen Schwan gebastelt hatte, bekam
der kleine Prinz den Namen Schwanenkönig. Gehen wir wieder in das Jahr 1363 zurück, es
war der 12. Dezember, den ganzen Tag hatte es unentwegt geschneit, nur mühsam konnten
die Bewohner ihre Wege von den Schneemassen befreien. Doch die Wege mussten frei
gemacht werden, denn der königliche Abgesandte Habamir war mit seinem Gefolge auf
dem Wege nach Schotten, um dort die Stadtrechte vorzubereiten.
Schon seit Tagen wurde das Gasthaus „Zum Vogelsberg“ auf Hochglanz gebracht. So
gegen 23 Uhr kamen die Herren mit ihren Pferdekutschen an, sie wurden herzlich mit einem
Umtrunk begrüßt, danach wurde ein festliches Mahl zu Tisch gebracht. Da stellte sich auch
durch die beschwerliche Reise die Müdigkeit ein und sie begaben sich in die Schlafgemache…
Am anderen Morgen nach einem reichhaltigen Frühstück, begaben sich die Herren ins
Rathaus um die Stadtrechte für Schotten zu präsentieren. Dabei wurde auch über den Schutz
vor Räubern gesprochen, die immer mehr ihr Unwesen trieben. Man vereinbarte dass eine
Schutzmauer um Schotten gebaut werden sollte. Erst im Jahre 1356, nach der zweiten
Urkunde zu den Stadtrechten, begann am 6.Mai die Errichtung der Schutzmauer um die
Stadt Schotten. Im Abstand von 100 Meter wurden kleine Wachtürme errichtet, auf denen
Tag und Nacht je 3 Wächter waren, die im Falle eines Angriffs rechtzeitig Alarm schlagen
konnten. Um in die Stadt herein oder heraus zu kommen wurden 5 Tore gebaut, wo ständig
je 20 Wächter Kontrolle hielten. Immer wieder versuchten Räuber und Gesindel die Mauer
zu überwinden, doch dank der guten Bewachung wurden sie immer rechtzeitig entdeckt und
konnten abgewiesen werden.
Eines Tages spielten wie so oft der 6-jährige Benso und sein 7-jähriger Bruder Bronno
auf der Stadtmauer. An dieser Stelle stand ein großer Weidenbaum, wo die Äste über die
Mauer hingen. Die beiden Geschwister saßen oft auf der Mauer unter den hängenden
Ästen, und beobachteten die dort unübersichtliche Stelle.
Dabei sahen sie drei Männer mit einer großen Tasche, die sich Schotten näherten. Irgendwie
verhielten sich die Männer seltsam, denn plötzlich waren die Drei hinter einer Hecke
verschwunden. Die beiden Buben neugierig geworden, schlichen sich zu dieser Hecke
und beobachteten wie sich die drei Männer hinter der Hecke Perücken überstülpten und
sich dann Frauenkleider anzogen, die sie in der großen Tasche hatten. Benso und   Bronno
schlichen sich so schnell sie konnten zu den Wachleuten am Eingangstor und berichteten
von dem was sie eben gesehen haben. Es dauerte nicht lange, da kamen die Drei als
ältere „Damen“ zum Eingangstor und baten mit verstellter hoher Frauenstimme um Einlass.
„Bitte ihr lieben Wächter, wir sind 3 arme alte Frauen und würden gerne in die Kirche
gehen“, sagten die Frauen. In diesem Moment drehten die Wächter den völlig
überrumpelten „Damen“ die Arme auf den Rücken und hielten ihnen den Mund zu, und
wurden zum Verlies gebracht und gleich darauf verhört. Sie sagten im Verhör, das
draußen etwa 200 Meter von hier 10 ihrer Räuberkameraden sich versteckt halten
und auf das abgemachte Zeichen von ihnen warten, um in der Dunkelheit die Stadt zu
überfallen. Das Zeichen zur Erstürmung war abgemacht, dass eine Fackel, in der
Dunkelheit angezündet werden sollt und dabei 4 Mal hin und hergeschwenkt werden
sollte.
Kaum war es dunkel, da sahen die Räuber das abgemachte Zeichen und rannten zum
Tor, doch dort wurden sie unsanft von den Wächtern in „Empfang“ genommen und zu
den drei anderen Räuber ins Verlies gesperrt. Die beiden Buben Benso und Bronno
wurden als Helden gefeiert. Noch heute liegt im Schottener Stadtarchiv die Dankesurkunde
der beiden Buben. Es verging 1 Jahre, durch die große Achtsamkeit der Schottener
und Dank der 13 Räuber die inzwischen ihre Untaten bereuten, konnten Überfälle
immer rechtzeitig abgewehrt werden. Die ehemaligen Räuber wurden begnadigt und
frei gelassen, doch sie wollten in Schotten bleiben, was man ihnen auch gewährte.
Sie machten sich überall nützlich und dadurch wurden sie immer beliebter. Es kam
sogar so weit, dass im Jahre 1381 einer der ehemaligen Räuber mit Namen Borwin
Jeger, zum Bürgermeister von Schotten gewählt wurde.
In den Abendstunden des 4. Mai 1382 kam ein Mann ganz aufgeregt zu einem der Tore
zur Stadt Schotten zu den Wächtern und bat um Einlass, er hätte dem Magistrat der Stadt
etwas sehr Dringliches zu berichteten, was für Schotten von höchster Wichtigkeit sei.
Zuerst dachten die Wächter der Mann wolle sich nur wichtig machen, doch als der Fremde
immer beschwörender wurde, ließ man ihn bis zum Bürgermeister Jeger vor. Borwin Jeger
erkannte in dem Mann ein früherer ehemaliger Räuber, mit dem er vor Jahren zusammen
räuberte.
Viktor Hallerich, so der Name, berichtete ihm, es sei ein Heer von 2500 Mann vom
Rheinischen Städtebund unterwegs, um eure Stadt zu überfallen. Sofort ließ der
Bürgermeister eine Versammlung einberufen, um Pläne auszuarbeiten, wie man sich
am besten vor dem mächtigen Heer schützen könne. In der ganzen Stadt war helle
Aufregung, doch in der Not hatten sie auch bald einen Plan erstellt, um die Angreifer
abzuwehren. Bringt alle Spaten, Pickel, Schaufeln und Schubkarren her, wir wollen einen
tiefen Graben um die Stadt graben. Sofort ging man ans Werk und grub 20 Meter von
der Mauer entfernt einen Graben, etwa 4 Meter tief und etwa 3 Meter breit, dann legte
man dünne Hölzer über den Graben und darüber Erde und Gras.
In 24 Stunden war dank aller Schottener der Schutzgraben fertig gestellt. Man konnte bald
nicht mehr sehen, dass hier ein Graben ist, so mussten die Wächter die Leute die in die Stadt
wollten, Obacht geben, damit sie nicht in den Graben fielen. Zum Inneren direkt hinter der Mauer,
trug man Steine, Holzknüppeln und andere Sachen herbei, um sich damit zu verteidigen.
Die Spannung lag in der Luft und keiner konnte schlafen denn sie warteten alle darauf was
da kommen würde.
Der Bürgermeister und alle Bewohner hatten jetzt alles Menschenmögliche getan, so dass
ein Angriff erfolgreich abgewehrt werden kann. Schon hörte man dumpfe Geräusche die
darauf hinwiesen, dass viele Pferde mit ihren Reitern immer näher kommen. Es dauerte
nicht mehr lange und die 2500 Männer waren bis auf 100 Meter vor die Stadtmauer
vorgedrungen. Sie warteten bis es dunkel wurde, dann gab General Feger den Befehl,
gleichzeitig zu stürmen. Alle rannten ringsum auf die Schutzmauer zu um sie zu überklettern,
doch dazu kam es nicht, denn der tiefe Graben hatte sie davon abgehalten und sie stürzten
Hals über Kopf in den Graben. Jetzt wurden die Männer im Graben von der Bevölkerung mit
den gesammelten Steinen und Knüppeln kampfunfähig gemacht. Die Männer die nicht so
schwer verletzt waren, flüchteten in die Wälder und waren nie mehr gesehen.
Die Schwerverletzten wurden von den Schottener gesund gepflegt. Sie versprachen nach
ihrer Genesung nie wieder jemanden überfallen zu wollen, was sie auch dann einhielten.
Ja es verbanden sogar viele Freundschaften mit den Bewohnern, dass auch einigen
Ehen daraus ergingen. Wenn man sich im Schottener Heimatmuseum umsieht, erkennt
man eine uralte Truhe in der die Kleider der damaligen Räuber aufbewahrt sind, wo die
Perücken sind, konnte nicht mehr festgestellt werden, es könnte ja auch sein, dass sie
jemand heutzutage trägt, möglich ist es.
 
 
 
Teil 15
 
 
Die „unheimlichen“ Orgelklänge
 
Eine „unheimliche“ Geschichte begann um die Zeit von 1783 an. Es begann in Frankfurt
am Main, als am 2.Juli Arbeiter der Orgelbauwerkstadt Wegmann die für die Schottener
Liebfrauenkirche erbaute Orgel auf ihr Fuhrwerk luden. Der Orgelbaumeister Roman
Werster und noch 4 seiner Arbeiter fuhren dann mit der Orgel an diesem Morgen in
Richtung Schotten. Gerade hatten sie ein Waldstück erreicht, hörten sie seltsame
Orgelklänge, doch sie glaubten der Wind der durch die Bäume rauschte, würden
diese Klänge hervorbringen, doch Holger Breda, einer der Arbeiter glaubte dass die
Klänge aus ihrer Orgel auf dem Wagen kommt.
Jetzt hörten es alle ganz deutlich diese Orgelklänge die von ihrer Orgel kamen. Sie
blieben vor lauter Schrecken mit ihrem Fuhrwerk stehen. Plötzlich kam ein kleiner
Junge etwa 7- 8 Jahre alt in Lumpen gehüllt und ganz abgemagert auf sie zu und bat
mit schwacher Stimme die Männer um was zu essen für seine schwer kranke Mutter
und sein Schwesterchen.
Der Junge war so schwach dass er vor ihren Augen zusammen brach. Sofort kümmerten
sie sich um den Jungen, gaben ihm zu trinken und zu essen so dass er ihnen zeigen konnte
wo die beiden sind.
Ganz in der Nähe lagen seine Mutter und seine kleine Schwester dem Tode nahe, in einer
kleinen Höhle. Die Männer kümmerten sich um die Schwerkranken und brachten sie zu
einem Arzt der sie in Liebevoller Aufopferung in seinem Haus gesund pflegte. Das war
Rettung in letzter Minute, einen Tag später und die kleine Familie wäre an ihren Schwächen
gestorben.
Von Tag zu Tag ging es ihnen besser, so dass sie sich nach und nach erholten. Der Vater
der Kinder war zuvor an einer heimtückischen Krankheit gestorben. Die Orgelbauer hatten
einige Tage in der Schottener Liebfrauen zu tun, um die Orgel aufzubauen. Nachdem die
Orgel aufgebaut war, wurde sie von Orgelmeister Roman Werster auf den rechten Klang
gestimmt. Er setzte sich an die Orgel und spielte aus dem Nichts heraus eine Melodie die
alle die in der Kirche waren in den Bann zogen. 
Sofort griff der Organist Nikolaus Köhler zu Papier und Feder und schrieb die Melodie in
Form von Noten und vernahm dies als Zeichen Gottes. Nikolaus Köhler sollte in der
Liebfrauenkirche die Stelle des Organisten erhalten, doch der damalige Bürgermeister
Leonard Ambros war dagegen, aber er konnte sich nicht gegen die anderen durchsetzen,
so bekam Köhler die Stelle des Organisten doch noch. Nikolaus Köhler hatte an diesem
Tag nach dem er die geheimnisvolle Melodie aufgeschrieben hatte, das Blatt mit den
Noten in der Liebfrauenkirche an eine Stelle versteckt, die nur ihm bekannt war.
Doch der Bürgermeister hatte ihm heimlich nachgestellt und nahm die Noten an sich.
Als am anderen Tag Köhler die Melodie auf der Orgel spielen wollte, um sich alles gut
einzuprägen, erschrak er, denn die Noten waren verschwunden und wo er auch suchte,
er fand sie nicht mehr. Niemand konnte ahnen wer die Noten gestohlen hatte. Köhler bat
den Bürgermeister, ob er ihm helfen könne, die Noten zu suchen, denn er konnte nicht
ahnen, dass er der Dieb sei, da schrie ihn der Bürgermeister an, was ihm einfallen würde,
ihn des Diebstahls zu bezichtigen, dabei hatte Köhler gar nichts von Diebstahl gesagt,
und wütend ging der Bürgermeister davon. Seit her blieben die Noten der
geheimnisvollen Melodie verschwunden.
Immer wieder erzählten sich die Menschen, sie hätten die geheimnisvolle Melodie gehört
und sogar von Heilungen einiger Schwerhöriger wurde des Öfteren gesprochen.
Fast 200 Jahre später am 12.6.1949 war Otmar Gandel mit seiner Frau Gondola zu
Besuch bei ihrer Nichte Felbi in Schotten. Seit Jahren litt Ottmar durch einen Gehörsturz
an Taubheit, die Ärzte konnten ihm nicht mehr helfen. Als sie am Sonntagmorgen gemeinsam
zum Gottesdienst in die Liebfrauenkirche gingen, sagte Ottmar: „Was ist das für eine
wunderbare Melodie die da auf der Orgel gespielt wird.“ 
Beide schauten Ottmar an und wunderten sich dass er eine Melodie hörte, obwohl er
taub ist und außerdem spielte zu dieser Zeit niemand auf der Orgel. Doch Ottmar war
fest überzeugt dass er eine wunderschöne Melodie hörte. Seid diesem Tag hatte Ottmar
sein Gehör wieder gefunden. Seit dieser Zeit wurde immer wieder von Heilungen bei
Schwerhörigkeit und Taubheiten berichten, was nicht immer seine Bestätigung fand.
Gehen wir wieder in das Jahr 1783 zurück. Die damaligen Orgelbauer fuhren nach
verrichteter Arbeit wieder nach Frankfurt zurück. Auf dem Wege nach Frankfurt machten
sie Rast bei dem Arzt Dr. Schlangel, um sich wegen der kleinen Familie zu erkundigen,
die sie in einem Wald halbtot aufgefunden hatten, der sie dann bei sich aufgenommen
hatte, um sie wieder gesund zu pflegen. Große Freude herrschte als sie sahen dass es
ihnen wieder besser ginge, und dass sie bald wieder ganz gesunden werden. Hulda die
kleine Tochter und Sohn Taronto und deren Mutter fühlten sich sichtlich wohl bei
Dr. Schlangel. Als sie die Orgelbauer sahen, fielen sie ihnen vor Dankbarkeiten um
den Hals und freuten sich riesig dass sie sich wieder sahen. Drei Jahre später
heiratete Dr. Schlangel die Mutter von Hulda und Taronto wo auch die Frankfurter
Orgelbauer herzlich eingeladen waren und sie freudig zusagten. Ein Jahr später bekam
das Ehepaar Zwillinge, bei denen die Orgelbauer Roman Werster und Alban Magner
Paten wurden.
Es vergingen die Jahre, die Orgelbauer und die Familie Schlangel waren seit diese Zeit
wunderbare Freunde, die sich immer wieder gegenseitig besuchten wo sie jedes Mal zu
der Stelle gingen, wo eins die 2 Kinder mit ihrer Mutter halbtot lagen. Sie hatten dort   zu
Ehren Gottes für die Rettung aus ihrer Not, die kleine Kapelle gebaut. Taronto wurde
inzwischen zum Priester geweiht und ein paar Jahre später wurde er zum Bischof von
Aachen ernannt. Wiederum ein paar später, wurde Taronto zum Erzbischof von Köln
ernannt und ein halbes Jahr später zum Kardinal erhoben.
Ein paar Wochen später kam Kardinal Taronta nach Frankfurt in die Orgelbauwerkstatt,
er wollte seinen väterlichen Freund besuchen um ihm einen großen Wunsch zu erfüllen.
Taronto kam in einer schlichten schwarzen Sutane ins Büro der Firma Orgelbau Wegmann.
Ein junger Mann begrüßte den Herrn in schwarz und fragte ihn ob er ihm helfen könne.
Taronto lächelte und sagte, ich heiße Taronto und bin nach Frankfurt gekommen um meinen
väterlichen Freund Roman Werster zu besuchen. Ogabert konnte keine Worte mehr finden
und fiel vor Taronto auf die Knie. Taronto zog den jungen Mann erschrocken hoch und bat
ihn nicht vor ihm zu knien. Eure Eminenz, bitte verzeiht mir dass ich Sie nicht gleich erkannt
habe, mein Großvater hat schon so viel von Ihnen und ihrer Familie erzählt, jetzt bin ich Gott
dankbar Euch sehen zu dürfen.
Kardinal Taronto verneigte sich vor Ogabert und sagte leise: „Ich bin nur ein einfacher Mann,
sagt einfach Taronto zu mir, Ihr habt einen wunderbaren Großvater der immer in meinem
Herzen ist. Ogabert rannte ins Nebenhaus zu seinem Großvater und brachte ihm die frohe
Botschaft. Roman Werster weinte vor Freude und beide hatten sich viel zu erzählen. Taronto
sagte im feierlichen Ton, heute ist der Tag gekommen wo ich dir deinen großen Wunsch
erfüllen werde, du bist immer wie ein Vater zu mir gewesen.
Roman wusste sofort dass Taronto ihn jetzt mit nach Köln mitnehmen würde um dort die
große Orgel im Kölner Dom sehen und spielen zu können, das war schon immer ein Wunsch
von Roman und jetzt sollte sich dieser Wunsch erfüllen. Mein Gott Taronto, das ich das
noch erleben darf, dann drückte er Taronto an sein Herz und beide weinten vor Freude.
Noch am gleichen Abend fuhren sie mit der Kutsche nach Köln. Kardinal Taronto und Roman
Werster hatten sich die lange Fahrt viel zu erzählen, als sie in Köln ankamen, gingen beide
in den Kölner Dom und da stand die wunderbare große Orgel. Roman war trotz der langen
Fahrt hellwach und spielte auf der Orgel die wunderschönsten Melodien, so dass immer
mehr Menschen in den Dom kamen und den herrlichen Orgelklängen lauschten. Bald war
der Kölner Dom brechen voll mit Menschen, die begeistert Roman Beifall zollten und jetzt
sangen alle mit, Großer Gott wir loben dich und so kannte der Jubel keine Grenzen.
Roman
hielt plötzlich inne, da stand eine Gestalt ganz in schwarz gehüllt neben ihm und sagte,
ich bin Schotto, Gott ist euch wohlgesinnt, spiele diese himmlische Melodie die du schon
gehört hast, dann war Schotte wieder entschwunden.
Roman spielte diese himmlische Melodie, so als hätte er sie schon immer gespielt, da
wurde es ganz ruhig im Kölner Dom, als diese Melodie erklang. Kardinal Taronto hielt
danach die Heilige Messe und immer wieder musste Roman diese himmlische Melodie
auf der Orgel spielen. Kardinal Taronto ging freudig zu Roman und rief laut zu den
Menschen. „Dieser mein allerliebster Vater, ist der Mann der meiner Mutter und meiner
Schwester und mir das Leben gerettet hatte, als wir kurz vor dem Tode standen.“
Dann erzählte Kardinal Taronto was damals geschah.
3 Jahre später lag Roman Werster im Sterben, Taronto eilte nach Frankfurt und konnte
seinen väterlichen Freund noch in die Armen nehmen, dann starb Roman mit einem
Lächeln auf den Lippen…
Alle weinten sehr und als Kardinal Taronto die Trauerrede hielt, spielte Ogabert der
Enkel von Roman Werster, im zu Ehren auf der Orgel. Der Leitspruch von Roman war
seit seines Lebens: Wenn Gott in unserer Mitte ist, wird alles wunderbar, denn Gott
ist unser Retter dann, für heut und immer dar.
 
 
 
Teil   16
Der junge Maldan
Unsere nächste Geschichte begann im Jahre 1943.
Der fürchterliche grauenhafte Krieg wütete in vielen Teilen Europas und die Gottlosen
Schurken Hitler, die jede Menschlichkeit aus ihren Herzen verloren hatten, machten den
Menschen das sowieso karge Leben zur Hölle. Niemand wird es je erfassen können,
dass Menschen zu solchen bestialischen Taten fähig sein können, die mit ihren
grauenhaften Verbrechen Millionen Menschen ins Elend stürzten.
So lebten die Menschen in den Kriegswirren immer in panischer Angst und großem Leid.
Überall floss Blut beim Massenabschlachten der Soldaten und vielen Zivilisten, das zum
Himmel schrie. Unzählige wurden verwundet, viele sind verhungert und viele wurden in
unbeschreiblicher Grausamkeit durch Vergasung ermordet. Zu dieser Zeit ereignete
sich in einem Haus in einer kleinen Stadt ein furchtbares Verbrechen.
Ein junger Mann mit Namen Maldan, gerade 16 Jahre alt und von jüdischem Glauben,
war auf dem Wege irgendetwas Essbaren zu suchen. Gerade hatte ihm eine ältere Frau
etwas von ihrem kargen Essen zugesteckt, bedankte sich der Junge und schlich sich in
der Dunkelheit auf Schleichwegen zurück zu seinen Eltern, denn diese mussten sich vor
den Schergen Hitlers verstecken, nur weil sie Juden waren. Seine Eltern hielten sich in
einem zerbombten Haus in den Kellerräumen versteckt, denn man trachtete ihnen nach
dem Leben.
An diesem Abend kam Isolde, das 15-jährige Nachbarmädchen, Maldan entgegen, sie war
kaum fähig ein Wort zu sagen, sie war nahe der Ohnmacht und fiel nun zu Boden. Maldan
hob Isolde auf um ihr zu helfen. Sie stammelte leise: „Maldan geh nicht nach Hause, dort
warten zwei Mörder auf dich, sie haben soeben deine Eltern umgebracht.“ Maldan wurde
aschfahl und brach zusammen. Diese Nachricht hatte Maldan so tief geschockt dass er
das Bewusstsein verlor. In letzter Kraft wollte Maldan zu seinen ermordeten Eltern gehen,
doch Isolde bat ihn inbrünstig nicht hin zu gehen, denn die beiden Schergen lauern dir im
Keller auf um dich auch zu ermorden.
Ich habe es gehört wie sie sagten: Wo bleibt das kleine Judenschwein? Dann stritten sie
sich denn jeder wollte dich zuerst erschießen wenn sie dich sehen. Mit letzter Kraft
schleppten sich beide Kinder in ein Versteck, doch Maldan wollte immer wieder zu
seinen toten Eltern, doch Isolde hielt ihn mit großer Inbrunst von diesem tödlichen
Vorhaben ab.
Jetzt hatten die zwei Schergen die auf den Jungen warteten bemerkt, dass sich ein
paar Meter von ihnen in den Trümmern etwas zu bewegen scheint. Geistesgegenwärtig
rannte Isolde zu den beiden Mördern und rief so laut sie konnte: „Lauft schnell in diese
Richtung, dort läuft der Junge den ihr sucht.“ Die beiden Mörder liefen wie im Blutrausch
mit ihren Gewehren in die Richtung die ihnen Isolde gewiesen hatte. Isolde bat nun Maldan
er solle sich schnell auf die Flucht machen, bevor die Mörder wieder zurückkommen, denn
sie würden sicher lange auf ihn warten. Isolde versprach dass seine Eltern ein würdiges
Begräbnis bekommen würden.
So musste sich Maldan im großen Schmerz beugen und sich auf die Flucht begeben.
Maldan verabschiedeten sich unter großer Dankbarkeit von Isolde und sie versprachen sich
unter Tränen dass sie sich eines Tages wieder sehen würden. Die ganze Nacht war
Maldan auf den Beinen und die Schergen warteten vergebens bis am anderen Morgen
auf Maldan. Die ganze Nacht war Maldan unter großer Angst auf der Flucht und hatte
schon einige Kilometer zurückgelegt. Trotz großer seelischer und körperlichen Schmerzen,
lief er immer weiter, er wusste nicht wo hin er gehen sollte. Immer wieder war ihm jetzt die
verstärkte Suchmannschaft dicht auf den Fersen, doch er konnte ihnen im letzten Augenblick
entkommen.
Es begann langsam die Morgendämmerung anzubrechen, da musste Maldan sich irgendwo
verstecken, so kroch er unter ein Gebüsch dass er als Schutz vor den Verfolger suchte.
Maldans Herz pochte vor Aufregung, denn einige Männer waren dem Gebüsch schon
ganz nahe gekommen, denn sie vermuteten, wie Maldan aus den hastigen Worten der
Schergen entnehmen konnte, dass er Maldan, sich hier irgendwo in dem Gebüsch
versteckt haben muss. Maldan hatte in diesem Moment mit seinem Leben abgeschlossen,
denn die Häscher begannen mit ihren Gewehren in das Gebüsch zu schießen. Maldan
betete wie so oft, dann wollte er sich ihnen ergeben. Doch da hörte er eine Frauenstimme
die die Männer fragte: „Was suchen Sie hier?“. „Wir suchen ein Judenschwein, der sich
hier im Gebüsch versteckt haben muss, er ist uns schon einpaar Mal entkommen.“ Da
sah Maldan die Frau, die ein Holzbündel auf dem Rücken trug und es jetzt absetzte.
Maldan hatte seit Tagen eine Erkältung, so dass er jetzt wieder niesen musste, doch er
konnte das Niesen nicht ganz unterdrücken. Da erblickte die alte Frau den Jungen
zusammen gekrümmt im Gebüsch. Sie erschrak heftig und täuschte den Männern einen
Niesanfall vor. „Was machst du so früh am Morgen hier“, schnauzten die Männer die
Frau an. „Ich habe nach Holz gesucht.“ „Hast du einen Jungen gesehen?", dann
beschrieben sie ihn. Geistesgegenwärtig lenkte die Frau die Männer in eine andere Richtung
und sagte ganz aufgeregt: „Ja ja, diesen kleinen Lumpen habe ich vor einer halben Stunde
dort unten am Friedhof gesehen, er wollte mich überfallen, ich habe mich aber wehren können,
dann ist er davongerannt, wenn ihr euch beeilt, könnt ihr ihn noch einholen.“ Die alte Dame
hatte trotz ihrer Ängste das so überzeugend gespielt, dass die Schergen darauf hereinfielen
und dann in die Richtung liefen, die ihnen die Frau angegeben hatte. Nach dem die Männer
davon gerannt waren, winkte die Frau den völlig verängstlichen Jungen, er solle schnell aus
dem Gebüsch kommen. „Komm schnell mein Junge, ich wohne dort unten in einem kleinen
Häuschen.“ Langsam kam er aus dem Gebüsch und konnte es gar nicht glauben dass er
den Häschern wieder entkommen ist.
Maldan war voller Dank dass ihn die Frau nicht an die Männer verraten hatte und so
schlichen sich beide in das Häuschen der Frau. Maldan hatte solches hohe Fieber
bekommen, das er dann zusammen brach und im hohen Fieber phantasierte er alles was
er alles Schreckliche erlebt hatte. Die Frau tat alles was in ihrer Macht stand und pflegte
den tapferen Jungen wieder gesund, immer in der Angst, die Männer könnten wieder
zurückkommen. Als Maldan wieder zu sich kam, sah er die gute Dame wie sie sich rührend
um ihn kümmerte. Maldan nahm ihre Hand und sagte leise: „Meine gute Retterin, Gott hat
euch gesandt, um mich vor dem Tod zu retten“, dann weinten beide und beteten zu Gott.
Maldan war der Frau so dankbar und nannte sie meine liebe Oma. Die alte Frau erzählte
dem Jungen dass er hier in Betzenrod sei, ganz nahe der kleinen Stadt Schotten im
Vogelsberg. Die alte Dame konnte es nicht begreifen dass es Menschen gibt die anderen
Menschen ermorden, nur weil sie einen anderen Glauben oder eine andere Hautfarbe haben,
wir alle sind Kinder Gottes, dann beteten sie gemeinsam für die Verfolgten, dass bald Friede
herrsche. Da klopfte es an die Tür, es war ein Klopfzeichen, dass sie wusste, es war die
kleine Ulla, das Mädchen von dem kleinen Hof der oberhalb von Betzenrod lag. „Habe keine
Angst Maldan, das ist die liebe Ulla.“ Dann öffnete sie die Tür und sie begrüßten sich. Ulla
brachte Tante Frieda, wie sie überall liebevoll genannt wurde, etwas zu essen. Jetzt sah
Ulla Maldan und dann erfuhr sie was geschehen war. „Mein Gott“, sagte Ulla mit zittriger
Stimme, „Maldan, du bist in Sicherheit“, dann drückte sie Tante Frieda an ihr Herz und
dann nahmen sie Maldan in ihre Mitte um ihm zu zeigen dass er ihnen voll vertrauen kann…
Die Eltern von Ulla hatten Tante Frieda schon öfters angeboten, doch bei ihnen auf dem
kleinen Hof zu ziehen, doch Tante Frieda wollte keinem zur Last fallen. Doch sie hofften,
dass sich Tante Frieda doch noch entschließen könne, zu ihnen zu kommen. Als Ulla nach
Hause zurückkam, vertraute sie sich ihren Eltern und Opa Wilhelm an. Schnell
beratschlagten sie, was sie tun können, um Maldan vor den Schergen zu retten. Noch in
der Nacht brachten sie Maldan auf den kleinen Hof. Maldan sagte dass er Verwandte in
Holland habe. Wilhelm schlug vor, noch eine Zeit abzuwarten, bis die Schergen endlich
die Gegend verlassen würden, dann würde er Maldan nach Holland bringen. Aber zuvor
versteckten sie Maldan im Kuhstall. Dort war eine alte Futtergrippe, die sie mit Strohballen
abdeckten. Alle hatten große Angst, dass die Verbrecher wieder zurückkommen und alles
absuchen. Doch dort in dieser Futtergrippe war Maldan sicher.
Es dauerte nicht lange und die Schergen kamen mit Fluchen auf den kleinen Hof. Sie waren
zu allem entschlossen und fingen an überall zu suchen. Wilhelm tat so überzeugt, als er über
 die Juden schimpfte, dass die Männer auf sein „Schauspiel“ hereinfielen. „Ja diesen Lump
habe ich vor einer Stunde gesehen, als er auf ein Lastwagen aufstieg. Der fuhr Richtung
Nidda. Ich wusste ja nicht dass er gesucht wird. Wenn ich das geahnt hätte, dann hätte ich
den Juden totgeschlagen.“ Mit Fluchen fuhren die Schergen davon. Alle mussten vor Freude
über den Sieg der Schergen weinen. Aber trotzdem mussten alle sehr vorsichtig sein, denn
die Schergen könnten wieder zurückkommen. Doch sie kamen nicht mehr. Maldan erholte
sich langsam. Man tat alles, um dem Jungen eine neue Heimat zu geben. Maldan war
überaus dankbar. Gerade waren sie beim Abendbrot, da kam Wilhelm von Nidda mit seinem
Motorrad. Ganz aufgeregt berichtete er, dass dieselben Schergen wieder im Anmarsch
wären.
Sofort packte man den kleinen Anhänger des Motorrades mit Lebensmittel. Dann
versteckten sie Maldan in dem kleinen Anhänger. Alle waren sehr traurig, dass Maldan
sie verlassen musste, aber es war keine andere Wahl. In dieser Gegend war es für Maldan
tödlich. Eine Stunde später verließen Maldan und Wilhelm den kleinen Hof und fuhren
Richtung Holland. Nach langen Strapazen kamen sie an die Holländische Grenze. Und
schon bald war Maldan in Sicherheit. Mit nicht enden wollenden Abschiedstränen, trennten
sich Maldan und Wilhelm im Versprechen, wenn der Krieg vorbei ist, werde er Maldan, seine
lieben Retter persönlich voller Dankbarkeit besuchen kommen. Nach einiger Zeit kam
Wilhelm auf dem kleinen Hof wieder an. Mit Gebeten und großer Dankbarkeit feierten sie
im Bekanntenkreis, dass alles gut gegangen war. Drei Monate nach dem der fürchterliche
Krieg endlich vorbei war, kam ein Auto auf den kleinen Hof gefahren. Man kann nicht
beschreiben welche riesige Freude herrschte, als Maldan begleitet von seinem Onkel
und seiner Tante aus dem Auto stiegen. Es wurde ein richtiges Dankesfest gefeiert.
Maldan und alle anderen waren überaus glücklich und dankten Gott für diese wunderbare
Rettung. Maldan, seine Tante und sein Onkel, fuhren ein paar Tage später zu dem Ort, wo
Maldans Eltern von Hitlers Schergen grausam umgebracht wurden. Seine damalige
Freundin Isolde und Maldan fielen sich vor Freude über ihr Wiedersehen in die Armen
und weinten aus Liebe und Dankbarkeit. Dann gingen alle zum Grab von Maldans Eltern.
Tief im Herzen war der Schmerz über den grausamen Tod seiner Eltern.  
Maldan, sein Onkel und seine Tante fuhren dann wieder nach Holland zurück, wo er dann
die ganzen Jahre lebte. Immer wieder kam Maldan zu seinen Freunden nach Deutschland.
Jedes Mal gab es eine Feier des Wiedersehens. Tante Frieda starb im August 1948. Opa
Wilhelm starb ein knappes Jahr später. Auch die Eltern von Ulla sind inzwischen verstorben.
Bei allen Beerdigungen kam Maldan mit seiner Frau nach Schotten und nahmen Abschied
von den lieben Menschen, die Maldan in wunderbarer Weise das Leben gerettet haben.
Jedes Jahr kommt Maldan mit seiner Frau nach Schotten, um seine unendliche Dankbarkeit
und Liebe zu zeugen. „Weist du Ulla“, sagte Maldan wenn er jedes Jahr nach Schotten
kommt, „in dir ist alle Liebe deiner Eltern und Freunden. Dann neigt er seinen Kopf auf
Ullas Schultern und beide schmiegen sich an. Tränen der Liebe und Dankbarkeit fließen
ihren Wangen entlang. Und ihre Herzen sind voller Liebe. Schweigend in Gedanken
versunken, gehen beide dem Abend entgegen und sind mit ihren Lieben im Himmel
verbunden. Ihre Hoffnung lässt sie den im Herzen immerwährenden Schmerz lindern,
dass sie eines Tages im Himmel mit ihren Lieben wieder vereint sind.
Liebe Leser, als mir Ulla und Maldan ihre Erlebnisse erzählten, waren unsere Gedanken 
bei all den Menschen, die in selbstloser Hingabe sich aufopferten, um viele Verfolgten
des grausamen Hitlerregime Zuflucht zu geben. Und niemals haben sie gefragt, bist du
Jude, bist du Christ, bist du schwarz oder weiß… Das einzige was sie sich gefragt haben,
war: wie können wir unseren bedrängten Mitmenschen helfen. Und sie haben im festen
Glauben an das Gute einen Weg gefunden und geholfen. Dieser Funke der Nächstenliebe,
hat in dieser furchtbaren Zeit die Menschen zu Gott näher gebracht. Dadurch hatten sie die
Kraft enorm gesteigert, selbst aussichtslose Rettungsaktionen glücklich zum Erfolg
gebracht, wie wir im Falle Maldan erfahren durften.
O mein Gott, wir bitten dich, lass alle Nationen der Welt deine unendlichen Liebe erkennen,
damit alle glücklich werden. Lass alles Böse für immer von uns weichen.
O mein Gott, wir danken dir aus tiefsten Herzen.          
Teil   17
Das Rätsel des Krippenbildes
Am heiligen Abend des Jahres 1470, saßen in der Schottener Liebfrauenkirche dicht
gedrängt die vielen Menschen und feierten die Geburt Jesus Christus. Und Draußen
waren auch noch unzählige Menschen, die in der Kirche keinen Platz mehr bekommen
hatten. Doch das trug keine Minderung der Freude bei. Überall brannten Kerzen und
Fackeln und überall sah man fröhliche Menschen.
Im Inneren des Schottener Doms, wie man die Kirche liebevoll nannte, war eine
wunderschöne Krippe aufgebaut, die ein Schottener Künstler mit Namen Karl Vogel und
einige Schulkinder in monatlicher Kleinstarbeit zusammen gebaut hatte. Schon Tage zuvor
kamen von weit und breit viele Leute, um die Grippe zu sehen. Jeder war begeistert von
diesem einmaligen Kunstwerk, das weit und breit seines Gleichen sucht. 
Die Krippe stand auf einem Einmeter hohen Sockel und nahm einen Teil vor dem Altar ein.
Die Kinder hatten an Schneefreien Tagen Moos und kleine Äste gesammelt, die der
Künstler an der Grippe verarbeitete. Als zum Schluss die gebrannten, bunten Figuren vom
Jesuskind, Maria, Josef und ein Engel, sowie von Ochs und Esel aufgestellt wurden, sah
alles so echt aus. Beim Anblick der Krippe konnte man alle Sorgen vergessen, die die
Menschen zu dieser Zeit hatten.
Viktor Hiskeler, ein damaliger Maler aus Nidda, hatte von seiner Schwester gehört, dass
eine wunderschöne Krippe in der Liebfrauenkirche sei. Er fragte den damaligen Pfarrer
in Schotten, Georg Weber und den Krippenbauer Karl Vogel, ob er das Kunstwerk malen
dürfe. Gerne ließ man den Wunsch des Malers gewähren. Noch am selben Tag begann
Viktor Hiskeler mit dem Malen auf eine Leinwand.
Nach fast einer Woche war das Bild fertig. Es war so gut gelungen, dass selbst die heutige
Fotographie kaum hätte mithalten könnte. Jedes Detail war so deutlich gezeichnet, dass
man das Original ganz deutlich vor sich sah. Da es damals noch kein Museum in Schotten
gab, schenkte Viktor Pfarrer Weber das Bild von der Krippe. Das Bild bekam im Pfarrhaus
einen Ehrenplatz, so dass es auch von den Menschen bewundert werden konnte.
Jahrelang hing das Bild nun im Pfarrhaus.
Am Ostersonntag 1471 hatte sich der Pfarrer gerade für den Gottesdienst vorbereitet,
da erschrak er sehr, als das Bild nicht mehr an der Wand hing. Mit eiligen Schritten lief
Pfarrer Weber zur Kirche und sagte den Menschen, die sich vor der Kirche versammelt
hatten, dass das Krippenbild verschwunden sei. Ein Raunen ging durch die
Menschenmenge und alle waren erbost über den Diebstahl des Bildes.
Wochenlang wurde nach diesem Bild überall gesucht, aber ohne Erfolg. Als Viktor von
der Nachricht erfuhr, dass man das Bild gestohlen hätte, bekam er einen Herzanfall und
starb nach drei Tagen.
Es vergingen die Jahre, jedoch das Bild tauchte nirgends mehr auf. Immer wieder
versuchten sich Maler die Krippe zu malen, aber keiner konnte annähernd so gut malen,
als Viktor.
Im Jahre 1511 begann man genau schräg gegenüber der Liebfrauenkirche, nur etwa
50 Meter entfernt, mit dem Bau eines Rathauses. Ein Jahr später, als das Haus
aufgebaut war, wurde es eingeweiht. Am Morgen des 12. September, als die
Gemeindediener - und Dienerinnen die Räume im Rathaus mit Blumen und Tannenästen
schmückten, sahen sie auf einem Tisch ein Bild liegen. Sofort erkannte man das Bild,
als das Bild von Viktor Hiskeler, obwohl das Bild schon 40 Jahre verschwunden war.
Nach wenigen Minuten war neben Pfarrer Weber der ganze Stadtrad und viele Schottener
gekommen. Und es kam große Freude auf, dass das Bild doch noch aufgetaucht ist.
Unter dem Bild lag ein Handflächen großes Stück Leinwand, auf dem geschrieben stand:
Bitte verzeiht mir, ich bereue es.
Man rätselte wer das Bild nach so vielen Jahren, gerade hier im neuen Rathaus abgelegt
hat und wer die Zeilen geschrieben hat. Um eine erneute Entwendung des Bildes zu
verhindern, brachte man es in einen Tresor von einer Bank. Einige reiche Leute boten
für das Krippenbild hohe Summen. Jedoch man wollte das wertvolle Bild nicht verkaufen.
Stattdessen hing man es dann ins Schottener Rathaus in den ersten Stock, damit alle es
bewundern können. Tag und Nacht wurde das Bild von zwei Wächtern bewacht. Man
versuchte es immer wieder das Bild zu entwenden, jedoch die Wächter waren auf der Hut.
„So kann das nicht weiter gehen“, sagten die Stadträte, „irgendwann werden die Räuber
es schaffen, das Bild zu rauben.“
Jetzt wurde beratschlagt, wie man das Bild sicher verwahren könnte. Und wie das auch
schon damals war, so wie auch heute, waren sich die Stadträte nebst dem Bürgermeister
nicht einig geworden und stritten sich über die beste Lösung.
Die beiden Maurergesellen Reno Boller und Josef Grabmaier, die das Rathaus mit erbaut
hatten, hatten einen heimlichen Plan und wollten den Stadträten und dem Bürgermeister
einen Streich spielen. Denn so wie die untereinander stritten, wie man mit dem Bild verfahren
sollte, das könne noch Tage dauern. Der Wächter Emil Doller, der dem Wein zugeneigt war,
bewachte das Bild in dieser Nacht. In dieser Nacht schlichen sich die beiden Bauarbeiter
von der Hinterfront ins Rathaus. Sie warteten bis sich der Wächter seine Blase von dem
vielen Wein leeren musste, dann gaben sie in den Wein ein starkes Schafpulver. Und
bald war der Wächter tief eingeschlafen. Nun bauten sie in eine Wand eine Nische ein,
stellten das Bild hinein und mauerten es wieder zu. Alles wurde so geschickt gemacht,
dass keiner es merkte. Danach waren sie in der Dunkelheit verschwunden.
Am Morgen, als der Wächter aus seinem „Rausch“ erwachte, erschrak er gewaltig, denn
das Bild war verschwunden. Man machte ihm heftige Vorwürfe, aber er sagte nicht, dass
er in der Nacht Wein getrunken hatte. Nun war der Katzenjammer groß, das Bild war
schon wieder verschwunden. Und so ist es bis heute verschwunden. Aber wo ist es?
Wir haben noch mehr Geschichten rund um Schotten.
 
 
 
Wir setzen die Serie im zweiten
Band  fort
Glauben Sie an alles was wahr ist
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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