Kurzgeschichten in allen Variationen

Kurzgeschichten in vielen Variationen 

 
 
Der Mann mit dem Hämmerchen
 
Eine Kaufhausdetektivin erzählt:
 
So gegen 9 Uhr wurde ich in unser Dachcafe gerufen. Da saßen so etwa 50 Leute beim Frühstück. Da ich auch des Öfteren hier frühstücke, hatte ich als Hausdetektivin hier oben noch nie etwas besonders „erlebt“, mal abgesehen von der Oberschwester „Jolanda“ die ein Doppelleben führt, und auch dass einige Gäste Besteck klauen. Doch seit der letzten Woche hatten sich einige Leute im Dachcafe beschwert, unsere Tassen, Teller und Kaffekännchen wären nicht ganz dicht. Wir konnten uns das nicht erklären. Nach unserer Überprüfung stellten wir tatsächlich fest, dass sie nicht ganz dicht waren. Wir beschwerten uns bei dem Servicehersteller, die dann in einigen Tassen und Kännchen Risse entdeckten, die beim Hochheben kleckerten und die Leute sich dadurch die Kleidung versauten. Nach den Geheimzahlen die man bestimmt oft in den Kaufhäuser gehört hat die durch die Lautsprecher klingen, was sich dann so anhört: 15 auf 25 10 zu 18, oder so ähnlich. Das heißt, der Detektiv soundso, in die Abteilung soundso, dort ist eine Frau oder ein Mann so und so alt, der - sagen wir mal - einen Schlips in die Tasche steckt. Durch die Geheimzahlen wissen wir ganz genau wer wo gerade etwas klaut oder sonst was Verbotenes macht und die Kameras sind dann besonders auf die Zielperson/en gerichtet, so dass er oder sie später nicht sagen kann: Das hat mir jemand in die Tasche gesteckt oder solche bekannten Ausreden. Er oder sie kann sich dann in unserem Büro in aller Ruhe den Film mit sich als Hauptperson ansehen. Dann sieht man alles schwarz auf weiß oder besser gesagt alles original in Farbe.
Also ich kam ins Dachkaffe und unauffällig hatte ich den mir beschriebenen Mann mit Vollbart und Brille sowie Hut direkt in Augenschein genommen. Ich setzte mich schräg gegenüber hin. Der Mann im besten Nadelstreifenanzug, las in seiner Zeitung. Dann bestellte er sich wieder ein Kännchen Kaffe. Die Bedienung die den Mann schon eine Weile beobachtete, sagte zu mir leise: „Das ist er, er macht uns nach und nach das ganze Geschirr kaputt. Ich habe ein kleines Hämmerchen bei ihm gesehen mit dem er auf das Geschirr schlägt. Wir haben die Tasse und das Kännchen von ihm untersucht und haben die Risse am Geschirr entdeckt, aber vorher waren sie noch heil.“ Der Herr im grauen Nadelstreifenanzug trank sein Kännchen Cafe, das die Bedienung brachte. Nach dem er seinen Kaffe getrunken hatte, nahm er sein Hämmerchen und beschädigte das Kaffeegeschirr unter dem Tisch. Ich habe es genau gesehen, denn als Detektiv muss man Augen wie ein Luchs haben. „Was machen Sie da?“, fragte ich den Herrn. Vor Schreck fiel ihm das Hämmerchen aus der Hand. „So nun kommen Sie mal mit, sonst demolieren Sie uns noch unser ganzes Geschirr.“ (Im wahrsten Sinnes des Wortes, ganzes Geschirr) Der Mann machte keine Anstalten sich dagegen zu wehren und ging ohne ein Wort zu sagen mit mir. Da ich so ziemlich alle Tricks ihrer Fluchtmöglichkeiten der gestellten Personen kenne, sagte ich vorher noch 2 anderen Hausdetektiven Bescheid, dass sie ihn beim „Abführen“ im Auge haben sollen. Und tatsächlich, auf der halben Treppe gab der Mann mir einen starken Schupps und rannte zum Ausgang, aber er hatte nicht mit meinen beiden Mitdetektiven gerechnet. Mit geschulten Handgriffen hielten sie den Mann im Zaum. Es tut uns ja immer leid wenn wir die „Delinquenten“ vor aller Öffentlichkeiten abführen müssen, aber sie wollen es ja nicht anders. „Warum tun Sie denn so was Kindisches?“, fragte ich ihn. Er zuckte mit den Schultern und meinte: „Weil ich Geschirr hasse“, krummelte er in seinen Vollbart.  „Wieso denn dass?“, fragte ich ihn. „Weil ich immer Zuhause spülen muss“, meinte er lapidar. „Und warum machen Sie denn Ihr Geschirr nicht kaputt?“ „Das ist schon alle kaputt und meine Frau hat dafür keine Erklärung. Seit her brauche ich nicht mehr zu spülen“, meinte er und lachte sogar dabei. Ob das wirklich der Grund war? Ich hatte den Eindruck, dass er noch nie eine Tasse oder einen Teller selbst gespült hat. „Haben Sie sonst wo auch noch das Geschirr demoliert?“, fragte ich. „Wer weiß?“, meinte er. „Jedenfalls hier in unserem Haus haben Sie ab jetzt Hausverbot und das kaputte Geschirr werden wir Ihnen auf die Rechnung setzten. So und jetzt zu Ihren Personalien, Sie heißen?“, sagte ich zu ihm mit ernster Miene. Er zierte sich zuerst, dann fragte er: „Sie werden es doch nicht an die große Glocke hängen?“ „Wir zeigen jeden Diebstahl und auch jede mutwillige Sachbeschädigung an, wo kämen wir denn da hin, wenn wir jeden mit ein paar Euro Strafe laufen lassen würden, das muss schon der Richter entscheiden, welche Strafe Sie dafür bekommen.“ „Was, Sie wollen die Bagatelle auch noch anzeigen? Einen Mann in meiner hohen Stellung? Das darf doch nicht wahr sein“, meinte er jetzt ziemlich erschrocken. Es blieb ihm nichts anderes übrig als seinen Ausweis zu zeigen. „Waldemar Bergmaier, geboren am… also 50 Jahre alt, Wiesenweg 16 in…. Wir notierten seine Personalien, dann unterschrieb er sein mit zittriger Hand sein Schuldbekenntnis. Jetzt erklang eine Durchsage, dass sich zwei Diebe in der Getränkeabteilung teure Getränke in die Jacken steckten. Die beiden Hausdetektive gingen eilends in die Getränkeabteilung um die Diebe zu erwischen. Ich rief unterdessen die Polizei an, die wir immer bei Diebstählen benachrichtigen. Da ich mich beim telefonieren mit dem Rücken zu ihm gedreht hatte, nutzte er meine Unvorsichtigkeit aus und schlug mir mit der Faust in den Nacken, so dass ich zu Boden fiel. Er flüchtete aus dem Büro und war aus dem Kaufhaus verschwunden. Ich schrie einige Sekunden später noch um Hilfe, doch der Hämmerchen-Mann war längst über alle Berge. Aber wir hatten ja seinen Personalausweis und sein Hämmerchen die er in der Eile vergessen hatte einzustecken. Und außerdem würde ich den wieder erkennen mit seinem Vollbart und Brille sowie Hut und so. Die Polizei war auch gleich bei uns und die Fandung nach Waldemar Bergmaier lief auf vollen Touren. Als die Polizei die Adresse las, erschrak sie. Das ist ja die feinste Villengegend, da wohnen nur Millionäre. Als beide Polizisten zur Villa von Waldemar Bergmaier kamen, sagte das Hauspersonal, Frau Rücker und Frau Mahler: „Herr Generaldirektor Bergmaier ist nicht hier.“ „Was, hör ich da, Generaldirektor?“, sagte einer der Polizisten zu seinem Kollegen, dem vor lauter Schrecken der Mund offen blieb. „Wo können wir denn den Herrn Generaldirektor Bergmaier finden?“, fragte jetzt der andere Polizist. Als die Polizisten die Adresse erfuhren, waren sie wieder mächtig erschrocken. Als die beiden Polizisten zu der angegeben Adresse kamen und Herrn Waldemar Bergmaier sprechen wollten, sagte die Dame im Empfangsbüro: „Haben Sie einen Termin bei Herrn Generaldirektor Bergmaier?“ „Nein, den brauchen wir auch gar nicht, wir sind nämlich dienstlich hier.“ Da musste die Empfangsdame sich ein paar Mal räuspern und meinte verlegen: „Hat einer der Chauffeure etwa falsch geparkt oder ist zu schnell gefahren?“ „Nein, nein, wir müssen den Herrn Generaldirektor persönlich sprechen“, sagte einer der Polizisten. „Um was geht es denn?“, fragte die Empfangsdame. „Das können wir nicht sagen, die Sache geht nur den Herrn Bergmaier was an.“ Die Dame zögerte immer noch und sagte: „Ich kann den Herrn Generaldirektor unmöglich aus der wichtigen Konferenz herausrufen lassen.“ „Wie lange kann die Sitzung noch dauern?“, fragten die Polizisten. „Sitzung?“, wandte die Dame leicht empört ein, „das ist keine Sitzung wie bei einem Verein, das ist eine wichtige Besprechung, da geht es um Milliarden.“ „Gut dann warten wir hier bis der Herr Generaldirektor rauskommt“, meinte einer der Polizisten. „Das kann aber dauern“, sagte die Empfangsdame. „Wir haben Zeit“, meinten die beiden. „Soll ich Ihnen Kaffe oder Tee bringen lassen?“, fragte sie. „Wäre nicht schlecht, vielleicht Kaffee“, sagte Bodo, einer der Polizisten. Dann fingen beide an zu lachen. „Was gibt es denn da zu lachen?“, fragte irritiert die Empfangsdame Christine. Die beiden mussten so lachen, dass Christine sagte: „Sagen Sie Mal meine Herrn, sind Sie wirklich von der Polizei?“ Die beiden kriegten sich nicht mehr ein und lachten sich halb kaputt. „Meine Herrn, bitte mäßigen Sie sich und jetzt zeigen Sie mir mal Ihre Legitimation“, sagte Christine mit ernster Miene. „Hast du gehört Bodo, Legitimation, sie meint sicherlich unsere Hundemarken“, sagte Artur lachend. Nun zeigten sie ihre Ausweise und lachten immer noch, da kam auch schon der Kaffee. Jetzt fingen die beiden wieder an zu lachen und Bodo meinte: „Sind die Kaffeetassen und Kaffekännchen auch dicht?“ Christine schaute die beiden Polizisten mit leichtem Kopfschütteln an und meinte: „Sagen Sie, haben Sie einen über den Durst getrunken? Ich glaube Sie, sind nicht ganz dich? Oder lachen Sie etwa über mich?“, meinte sie. „Dicht ist gut“, sagte der eine Polizist und beide lachten noh mehr.
Die beiden hoben dann die Tassen und die Kännchen hoch und schauten ob sie dicht sind. „Gut, ich kenne das Sprichwort, hoch die Tassen“, meinte Christine, „aber was wollen Sie damit bezwecken?“ Jetzt hatten die beiden sich etwas beruhigt, da sagte Bodo: „Sie werden es ja doch erfahren, wir müssen Ihren Generaldirektor mit zur Wache nehmen, er hat nämlich in einem Kaufhaus Kaffeetassen und Kaffekännchen mit einem Hämmerchen kaputt gemacht.“ Christine fing jetzt an zu lachen und konnte sich nicht mehr einkriegen. „Was sagen Sie da?“, fragte sie immer noch lachend. „Meinen Sie, wir wären zum Spaß hier?“, meinte Bodo ernst, „wir müssen den sauberen Herrn festnehmen.“ „Also meine Herrn, jetzt übertreiben Sie aber ganz gewaltig, wegen ein paar kaputten Tassen und Kännchen machen sie so ein Theater, wenn dass der Herr Generaldirektor wirklich gemacht haben sollte, dann bezahlt er die Pinats aus seiner Hosentasche, da hat er nämlich mehr Geld drin, als Sie beide im Monat zusammen verdienen.“ „Nun mal langsam, junge Frau, wir tun nur unsere Pflicht“, sagte Artur, „da ist es uns egal ob es ein Bettler, oder wie in diesem Falle der Generaldirektor ist.“ „Noch ist es nicht bewiesen, dass der Herr Generaldirektor es gewesen ist, das muss erst das Gericht entscheiden, wenn es überhaupt so weit kommen sollte“, meinte Christine verteidigend. „Sehen Sie, die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen“, meinte Bodo. „Na, na, meine Herrn, mäßigen Sie sich, schließlich können Sie nicht einfach sagen, der Herr Generaldirektor hat im Kaufhaus Tassen und Kännchen beschädigt, Sie müssen nach Paragraf 14, 9 Strich 16, Absatz 4 nach dem Deutschen Strafgesetzbuch sagen: Der mutmaßlichen Täter, Generaldirektor Waldemar Bergmaier…“ „Donnerlitsch, wo her kennen Sie denn diesen Paragrafen und sogar mit all den Zahlen?“, meinte Bodo. „Tja, meine Herrn einfache Polizisten, schließlich habe ich ja studiert, da muss man so was wissen.“ „Oder Sie haben öfters mit diesem Paragrafen zu tun“, meinte Artur. „Also meine Herrn Beamten, glauben Sie wir haben es nötig, uns mit solchem Kleinkram abzugeben“, meinte Christine spöttig. „Was ist nun?“, fragte Bodo ärgerlich, „wann ist die Sitzung endlich beendet?“ „Das ist keine Sitzung, das nennt sich Besprechung oder auch Konforenz, haben Sie es wieder vergessen, ich habe es Ihnen doch vorhin erklärt“, meinte Christine. „So, jetzt ist unsere Geduld am Ende, wenn der saubere Herr Generaldirektor nicht in einer Minute auf der Matte steht, dann ist…“ „Was ist dann“, unterbrach sie den Polizisten. „Ja dann lassen wir ihn abführen“, meinte Bodo und griff zu seinem Funkgerät. „Halt meine Herrn, ich rufe jetzt unsere Anwälte an“, „sagte Christine und griff zum Telefon. „Tun Sie dass, was Sie nicht lassen können“, sagte Bodo. Gerade wählte Christine eine Nummer und sprach mit dem Anwaltbüro, da kam der Generaldirektor zu seinem Büro das direkt neben dem Empfangsbüro liegt. Sie ging ihm entgegen und sprach leise mit ihm dabei schaute sie ein paar Mal zu den beiden Polizisten. Jetzt ging Waldemar Bergmaier zu den Polizisten, lachte ein paar Mal, dann sagte er ernst: „Was höre ich da von Frau Spinnradt, ich soll in einem Kaufhaus mutwillig Kaffeetassen und Kaffekännchen beschädigt haben?“ „Sind Sie Herr Waldemar Bergmaier?“, fragte Bodo der Polizist. „Ja das bin ich.“ „Können Sie sich ausweisen?“, fragte Bodo. „Natürlich kann ich mich ausweisen“, meinte Bergmaier und kramte in seiner Brieftasche und da er den Ausweis nicht fand, suchte er in seinen Taschen weiter. „Tut mir leid, ich muss ihn Zuhause haben, aber Frau Spinnradt kann Ihnen bestätigen, dass ich Waldemar Bergmaier bin.“ Da lachten die beiden Polizisten. „Sie können Ihren Ausweis gar nicht finden, weil wir ihn haben.“ Bergmaier blickte die beiden an und meinte erstaunt: „Wie kommen Sie denn zu meinem Ausweis?“ „Kommen Sie erstmal mit auf die Wache, da werden wir Ihnen alles erklären und ein Protokoll aufnehmen.“ „Halt meine Herrn, wann soll das gewesen sein, wo ich mutwillig Kaffeegeschirr beschädigt haben soll?“, fragte Bergmaier. Bodo kuckte in sein Notizbuch und sagte: „Genau vor eineinhalb Stunden, aber das wissen Sie doch selbst am besten.“ Bergmaier kuckte zu Christine und fragte sie: „Christine…äää, Frau Spinnradt, wo war ich vor 90 Minuten?“ „Herr Generaldirektor, Sie waren bei der Besprechung, das können alle bezeugen.“ „Haben Sie das gehört, meine Herrn?“, sagte Bergmaier. „Ja schon Herr Bergmaier, aber wir haben den Auftrag Sie zur Wache zu bringen“, sagte Artur. „Ja, ja, alles geht bei Ihnen nach Vorschrift, ob das einen Sinn oder keinen Sinn hat“, meinte Bergmaier etwas ärgerlich. Als die Polizisten Bergmaier auf der Wache „ablieferten“, nahmen sie ihm Fingerabdrücke ab. Ich saß schon im Verhörzimmer. Ich war mir nicht ganz sicher ob das der Herr der da abgeliefert wurde, der jenige ist, den ich vor etwa 2 Stunden im Dachkaffe in unserem Kaufhaus erwischt habe, wie er die Tassen und die Kännchen mit seinem Hämmerchen beschädigte und der mich in meinem Büro niedergeschlagen hat. Irgendwie sah er doch etwas anders aus als vorhin und auch die Stimme klang anders. Vielleicht hat er sie auch im Dachkaffe verstellt. Kommissar Gnadel sagte zu mir: „Ich sehe Ihnen an, dass Sie etwas im Zweifel sind.“ „Ja das stimmt Herr Kommissar“, sagte ich, „der Vollbart stimmt überein, denke ich und außerdem hatte der im Cafe einen Hut aufgehabt und genau so einen Nadelstreifenanzug den dieser Herr trägt.“ Bergmaier schien das Ganze zu belustigen und sagte: „Sehen Sie mich genau an, ich habe noch nie einen Hut angehabt, sieht so jemand aus der Geschirr kaputt macht?“ „Das mit dem Geschirr ist noch zu verzeihen, aber Sie haben auch die Detektivin hintericks niedergeschlagen, als sie mit dem Rücken zu Ihnen stand. Was sagen Sie dazu?“, fragte Kommissar Gnadel. „Ich sage nichts mehr, bis meine Anwälte kommen“, sagte Bergmaier. „Gut, dann warten wir bis Ihre Anwälte kommen.“
 
Fortsetzung  im 2. Teil „Der silberne Porsche“
Alle Namen sind frei erfunden oder geändert. Übereinstimmungen sind rein zufällig und sind nicht gewollt und wären also rein zufällig!
 
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